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Brutale „strategia della tensione"

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Die italienische Lega Nord sieht sich bestätigt: Was ihr Öffentlich keitsreferent Christian Monti vor exakt zwei Monaten exklusiv in der FURCHE (12/1993) befürchtete, ist eingetroffen. Die „strategia della tensione" politischer Hintermänner, mit Terror Panik zu stiften, wurde ausgeweitet.

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Die italienische Lega Nord sieht sich bestätigt: Was ihr Öffentlich keitsreferent Christian Monti vor exakt zwei Monaten exklusiv in der FURCHE (12/1993) befürchtete, ist eingetroffen. Die „strategia della tensione" politischer Hintermänner, mit Terror Panik zu stiften, wurde ausgeweitet.

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„Gewisse Kräfte werden in den nächsten Monaten alles, ich wiederhole: alles unternehmen, um die politischen und ökonomischen Reformen aufzuhalten, die Italien jetzt so sehr braucht.- Christian Monti, PR-Refe-rent der Lega Nord, steht ganz unter dem Eindruck der jüngsten großen Bombenattentate am 27. Mai im Zentrum von Florenz (Uffizien) und kürzlich in Rom auf einen bekannten

und politisch engagierten TV-Journalisten.

„Man wird mit weiteren Bombenanschlägen versuchen, eine Panikstimmung zu erzeugen, die öffentliche Meinung davon zu überzeugen, daß der Staat in Gefahr ist, damit die Leute vor großen politischen Änderungen zurückscheuen-, spricht Monti eine furchtbare Prophezeiung aus.

Er fügt jedoch gleich die optimistische Perspektive hinzu, daß diese Strategie letztlich nicht aufgehen werde, denn „heutzutage scheut man sich in Italien mehr vor dem Bisherigen als vor dem noch unbekannten Neuen-. Eine Suche nach dem „Retter der Nation- werde - so Monti - sicher nicht mehr unter den Alt-Politikern stattfinden.

Umberto Bossi, der Chef der Lega Nord, die keine Protestbewegung sein will, sondern sich als Oppositionspar-

tei versteht, von der „die Wähler verlangen, diesen Staat zu regieren und ihm aus der Krise zu verhelfen-, steht nach den Worten Montis „auf der Abschußliste der Mafia-. Natürlich würde man Bossi „nicht brutal umlegen-; das hätte im Norden „eine Revolution mit unvorstellbaren Konsequenzen- zur Folge.

Präparierte Reifen

Monti: „Es gibt andere Methoden, die dasselbe Ergebnis auf .elegante" Art erzielen. Vor einem Monat wurden von Profis die Reifen unseres Parteisekretärs so fein .präpariert", daß sie bei hoher Geschwindigkeit geplatzt wären. Nur durch Zufall haben wir das entdeckt-

Monti glaubt allerdings, daß diese Terrorlösungen nicht mehr jene „demokratische Revolution- aufhalten können, die die Lega Nord in

Italien ausgelöst habe. Die Selbstheilungskräfte des Landes seien „sicher stark genug, um dem Land aus der Krise zu helfen-. Dazu zähle aber nicht die gegenwärtige Regierung: „Sie ist einer der letzten Versuche des alten politischen Kartells, das bis jetzt regiert hat (DC, PSI und die Kleinparteien PSDI, PRI und PLI), um weiter zu herrschen. Nach dem gigantischen Korruptionsskandal traue aber niemand mehr diesen traditionellen Parteien und Politikern.

Über die Hintermänner der Terroranschläge in Rom und Florenz wisse niemand genau Bescheid. Monti: „Man befürchtet, daß hohe politische Persönlichkeiten und starke Interessen dahinter stehen. Ich kann mir vorstellen, daß die italienischen Geheimdienste und einige ältere und erfahrene Politiker sicher genauere Antworten geben könnten.-

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