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Das gibt's nie wieder..

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Hier zeigt das alte gute Hollywood all seinen Glanz und seine Größe: die MGM, die Metro-Goldwyn-Mayer, wohl als legendärste und triumphalste Filmproduktionsgesellschaft in das Buch der Filmgeschichte eingeschrieben, mit ihrem unvergeßlichen Wahrzeichen, dem brüllenden Löwen, hat in ihrem Archiv gekramt und eine Zusammenstellung von Revue-, Tanz- und Musikszenen unter dem Titel „Das aibt's nie wieder“ („That's Entertamment“) herausgebracht, die diesen deutschen Titel wirklich ebenso verdient wie den der Originalfassung... Ja, das ist Unterhaltung, mehr noch, das ist Kunst, Perfektion und Vollkommenheit in der Beherrschung der Kinematographie, diese Aneinanderreihung von Szenen und Szenenausschnitten aus drei Jahrzehnten sprühenden Rhythmus', einfallsreicher Musikalität und hinreißenden Schwunges: von den dreißiger Jahren, vom Beginn des Tonfilms etwa, bis zu den sechziger Jahren spannt sich der Bogen einer Folge spektakulärer und zündender (Musik-)Filme, die heute bereits als klassisch zu bezeichnen sind, von der ersten „Broadway-Melodie“ über „Dancing Lady“, „The Great Zieg-field“, „Rose Marie“, „The Wizard of Oz“, „The Barkleys of Broadway“, „Singin' in the Rain“ bis zu „Seven Brides for seven Brothers“ gibt es eine Reihe unvergessener Musikfilme, die von Talenten getragen wurden, die es wirklich nie wieder geben wird. Diese Zusammenstellung ist ein „Muß-Film“ für jeden, dem Hollywood etwas bedeutet, der Fred Astaire, Gene Kelly, Eleanor Powell, Judy Garland und alle die großen Persönlichkeiten des früheren amerikanischen Films verehrte und bewunderte ...

Allerdings, einige Schönheitsfehler dürfen in dem retrospektiven Begeisterungsschwung nicht übersehen werden: daß der Film in Österreich nicht in Stereo-Ton, nicht in der Original-70-mm-Fassung gezeigt wird, daß man nicht den weitaus witzigeren Originalkommentar zu hören bekommt, daß der letzte (Cinemascope-)Akt gegenüber dem vorhergegangenen stark abfällt, daß man bis auf ganz wenige — dafür herrliche! — Szenen nie ganze Sequenzen zu sehen bekommt, sondern nur stark zusammengeschnittene Torsi, daß die dreißiger Jahre unverdient geringschätzig und filmhistorisch unterbewertet wegkommen, daß das Bildformat dramaturgisch wie geschichtlich völlig sinnlos und falsch gewechselt wird (wo es doch früher nur das Normalformat gegeben hat!) — es gäbe so viele „daß“ aufzuzählen, doch wäre dies ein kritischer Maßstab, der angesichts der Verdienste dieser Zusammenstellung wohl nur den Fachmann, den Kenner angehen dürfte. Für den Normalzuschauer wird hier eine einmalige Gelegenheit geboten, wenigstens andeutungsweise etwas zu erleben, was heute zur Geschichte der Kunst gehört, was es früher für Talente gab und wie hinreißend, wie herrlich Film sein kann. Versäumen Sie diesen Film nicht: Das gibt's nie wieder — leider...

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