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Der „böhmische Gefreite"

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Bei der Reichspräsidentenwahl am 10. April 1932 hatte Adolf Hitler fast 37 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. Als der Reichstag im Juli neu gewählt wurde, sprang die NSDAP von 107 auf 230 Mandate. Als im November schon wieder Neuwahlen nötig wurden, fiel sie zwar auf 196 Sitze zurück - aber auch diese genügten, um gemeinsam mit den Kommunisten jede parlamentarische Lösung der Krise der Weimarer Republik unmöglich zu machen. Reichskanzler Franz von Papen (Zentrumspartei) bot schon im Sommer Hitler die Funktion des Vizekanzlers an. Hitler aber wollte die ganze Macht.

Auch Reichspräsident Paul von Hindenburg, im Frühjahr gegen Hitler im Alter von 84 Jahren wiedergewählt, lehnte es ab, den „böhmischen Gefreiten" mit der Macht zu betrauen (Er hatte das böhmische Braunau vom Krieg von 1866 in Erinnerung).

Ende November 1932 - vor 60 Jahren - mußte er doch den Führer der stärksten Partei in die Gespräche um die Neubildung der Regierung einbeziehen - Papen war nach der Reichstagswahl zurückgetreten.

Die Gespräche um Bildung eines Kabinetts der nationalen Konzentration blieben ebenso ergebnislos wie Hindenburgs Angebot an Hitler, eine Präsidialkanzlerschaft zu übernehmen, in der dem Reichspräsidenten die Notverordnungsgewalt bleiben sollte.

General Kurt von Schleicher, der Drahtzieher im Hintergrund, übernahm schließlich selbst die Funktion des Reichskanzlers, da Hindenburg der Alternative einer Militärdiktatur nicht nahetreten wollte. Acht Wochen später blieb ihm nichts mehr übrig, als Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.

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