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Wir brachten Hitler an die Macht

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Faschingserinnerungen. In der Wiener Hofburg. 1938. Juristenball. In einem blaßblauen Kleid tanzt eine blonde, hübsche junge Danie. Ihr Vater sieht wohlgefällig auf das Bild des von jungen Menschen erfüllten Ballsaales. Er wird umstanden von geschäftig und betriebsam ihn umdrängenden Herren mit hohen österreichischen Orden. Mit reizendem, verbindlichem Lächeln antwortet er auf ihre Fragen, die sie mit geziemender Ehrerbietung an ihn herantragen.

Der Herr im Ballsaal in der Wiener Hofburg ist Franz von Papen. Er hat sich soeben, in den kurz zurückliegenden Jahren, ein außerordentliches Verdienst erworben: Er hat alle seine Gegner und Feinde in Berlin überspielt und Hitler zum Reichskanzler „gemacht“. Er ist eben dabei, den nicht bedeutenden Widerstand in Wien zu überwinden, um Österreich seinem Führer als Morgengabe präsentieren zu können.

Duplizität der Fälle

13. März 1932: Deutschland wählt seinen Reichspräsidenten. Es gibt nur mehr zwei ernste Kandidaten: Hindenburg und Hitler. Beide verachten die Demokratie, die Republik, halten nichts vom Weimarer Staat.

13. März 1938: „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich.“ Das Gesetz tritt am Tage seiner Verkündigung in Kraft.

10. April 1932: Zweiter, entscheidender Wahlgang zur Ermittlung des Reichspräsidenten. Da im ersten Wahlgang die Deutschnationalen einen eigenen Kandidaten (Düsterberg) aufgestellt hatten, hatte Hindenburg nur 49,6 Prozent, also nicht ganz die nötigen 50 Prozent der Stimmen erhalten. Jetzt, am 10. April, klappt es: Hindenburg erhält 53 Prozent, Hitler 36,8 Prozent, Thälmann 10,2 Prozent.

10. April 1938: Hitlers „Volksab-

Stimmung“ in Österreich, der neuen „Ostmark“. Die Chiffren der Daten: 13. März 1932, 13. März 1938, 10. April 1932, 10. April 1938, machen auf ein Parallelphänomen aufmerksam.

„Der Staat wider Willen“, die Republik Österreich, wie sie von einer dem deutschen Nationalismus nahestehenden Geschichtsschreibung, die sich so überaus große Verdienste um die innere Aufbereitung einer jungen österreichischen Intelligenz und Studentenschaft für das kommende „Dritte Reich“ erworben hatte, genannt wurde, und die Republik wider Willen, Deutschland, waren beide dem „böhmischen Gefreiten“ erlegen.

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