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Der Kampf eines Verlegers gegen Hitler

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Mit Recht rühmen sich die Schweizer ihrer aufrechten Haltung im zweiten Weltkrieg gegenüber allen Einschüchterungsversuchen Hitlers. Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus ging allerdings nicht in erster Linie von der offiziellen Schweiz aus, die manchmal eine recht welche Haltung gegenüber Hitler einnehmen mußte, sie ging auch nicht von allen Teilen des schweizerischen Volkes aus, die manchmal den politisch Verfolgten und Emigranten, die in der Schweiz Zuflucht suchten, gar nicht freundlich gegenüberstanden. Der entscheidende Widerstand gegen Adolf Hitler ging von einzelnen Gruppen, Zeitschriften und Institutionen aus. Unter diesen spielte der Züricher Verleger Emil Oprecht, der 1933 den Europa-Verlag gegründet hatte, zusammen mit seiner Gattin Emmy Oprecht-Fehrmann, eine ganz hervorragende Rolle.

Emil Oprecht, geboren 1895 in Zürich, Absolvent der Züricher Universität und von Beruf aus Buchhändler, war Humanist. Er glaubte zunächst durch Beitritt zur Sozialdemokratie und später durch Beitritt zur Kommunistischen Partei dem Humanismus den Weg ebnen zu können. Aus seinem humanistischen Denken heraus wurde er einer der härtesten Gegner des Nationalsozialismus und einer der besten Helfer der von totalitären Regimen Verfolgten und Verfemten. 1933 gründete er den Europa-Verlag in Zürich, der bald sich als ein Mittelpmnkt des geistigen Kampfes gegen Hitler und Mussolini erweisen sollte. Eine außerordentlich große Anzahl von Werken gegen die Diktatoren kam seit 1933 in diesem Verlag heraus, so z. B. die Werke von Hermann

Rauschnigg, „Gespräche mit Hitler", das Buch von Konrad Heiden über Hitler, die Werke von Ignacio Silone und vielen anderen. Auf geheimnisvollen Wegen nach Deutschland oder Italien geschmuggelt, waren alle diese Werke eine gefährliche Armee, die gegen Hitler und Mussolini aufmarschierte.

Neben seiner Tätigkeit als Verleger halfen aber Emil Oprecht und seine Frau auch unzähligen Verfolgten, die in der Schweiz Zuflucht gefunden hatten. Da Dr. Oprecht auch ehrenamtlich für das Züricher Schauspielhaus tätig war, konnte er viele geflohene Schauspieler an dieser Bühne unterbringen, die dadurch während des zweiten Weltkrieges eine einmalige Glanzzeit erlebte. Vielen Verfolgten verhalf er zur Flucht in das weitere Ausland, viele Verfolgte unterstützte das Ehepaar nicht nur mit Rat, sondern auch materiell. Ihr schönes Heim am Züricher Hirschgraben war ein Sammelpunkt nicht nur für alle Hilfesuchenden, sondern auch ein Sammelpunkt aller jener bedeutenden Köpfe, die sich im Kampf gegen Hitler verschworen hatten. Thomas Mann gehörte dazu, ebenso Silone, wie Polgar, WUly Brandt, Hans Habe, Konrad Heiden, Arthur Köstler, Hermann Rauschnigg und viele andere. Als Musisolini und Hitler zusammenbrachen, konnte Emil Oprecht für sich buchen, daß er in einem oft einsamen Kampf mit zum Sieg über Hitler beieetraeen hatte.

DER ZÜRICHER VERLEGER EMIL OPRECHT UND DIE DEUTSCHE POLITISCHE EMIGRATION. Von Peter Stahlberger. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. I. R. von Salis. Europa-Verlag, Zürich. 460 Seiten.

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