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Die Chance von Kairo

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Böse Zungen behaupten schon seit Jahren: Soll ein Problem möglichst wenig effizient behandelt werden, so veranstaltet man dazu eine UNO-Konferenz.

Nach den Erfahrungen mit der Umwelt (Rio de Janeiro) und mit den Menschenrechten (Wien) muß man sehr nüchtern nach Kairo blicken, wo es um ein eminent wichtiges Thema geht: um die Einstellung zum Wachstum der Weltbevölkerung, also letztlich die Einstellung zum Leben.

Der nebenstehende Diskussionsbeitrag von Pater Andreas Laun faßt noch einmal alle Argumente gegen künstliche Verhütungsmittel, insbesondere wenn deren Anwendung politisch mehr oder weniger erzwungen werden soll, zusammen. In der strikten Ablehnung erzwungener Verhütungsmaßnahmen, aber auch der Abtreibung als Mittel der Geburtenkontrolle dürften nicht nur der Papst und islamische Führer, sondern die allermeisten gläubigen Menschen mit Laun konform gehen. Ob das auch die oft nicht religiös motivierten Konferenzteilnehmer tun, die übrigens nicht die gesamte Einwohnerschaft ihrer Länder, sondern eher deren Eliten repräsentieren, ist eine ganz andere Frage.

Oft machte man Rom den Vorwurf, Verhütung und Abtreibung stets in einem Atemzug zu nennen. Insofern ist bemerkenswert, daß im Vorfeld der Konferenz der Vatikan die (Laun noch sehr wichtige) Debatte um künstliche Verhütung ausklammerte und sich ganz auf die Ablehnung der Abtreibung konzentrierte. Daß man zugleich seitens der UNO betonte, es gehe um Familienplanung, nicht um Abtreibung, läßt hoffen, daß in Kairo doch mehr Akzeptables als erhofft herauskommt.

Vorrang von Entwicklungsmaßnahmen gegenüber staatlichen Verhütungsprogrammen und die Ermöglichung echter und freier „verantworteter Elternschaft“ bei klarer Ächtung der Abtreibung - sollte man diese Ergebnisse erzielen, hätte sich Kairo mehr gelohnt als andere UNO-Konferenzen.

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