7081751-1994_02_04.jpg
Digital In Arbeit

Minimum an Selbstkritik

19451960198020002020

Der in Graz 1993 ausgesprochene Wunsch: nächstes Jahr in Jerusalem wurde Wirklichkeit. Die ISAT tagte in der heiligen Stadt (FURCHE 1/94)

19451960198020002020

Der in Graz 1993 ausgesprochene Wunsch: nächstes Jahr in Jerusalem wurde Wirklichkeit. Die ISAT tagte in der heiligen Stadt (FURCHE 1/94)

Werbung
Werbung
Werbung

Worum geht es bei dem — nun schon zum sechsten Mal durchgeführten - „International Scholars1 Annual Trialog“ (ISAT), dem 27 Gelehrte, je neun Christen, Juden und Moslems, angehören? Oft genug werden derartige Gespräche nicht am Tisch, sondern am Rednerpult ausgetragen - nicht in Dialogform, sondern in abwechselnden Monologen.

Jeder liefert seine Sicht der Dinge ab; man freut sich über Verbindendes, ist hilflos gegenüber Trennendem. Bis die Positionen abgesteckt sind, ist meist auch die Konferenz vorbei.

Die Teilnehmer des ISAT sind längst über das hinaus, was der jüdische Theologe Pinchas Lapide „ökumenische Höflichkeit“ nennt. Die Kontinuität der Treffen ermöglicht es, sich einzelne Themen vorzunehmen und gegebenenfalls

länger dabei zu verweilen, als ursprünglich beabsichtigt.

Tatsächlich gehen allein schon die Grundregeln für den interreligiösen (und interideologischen) Dialog, die der katholische Theologe und ISAT-Koordinator Leonard Swidler erstellte, weit über die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus.

„Nicht unsere Ideale mit der Praxis unserer Partner vergleichen, sondern unsere Ideale mit den Idealen unserer Partner, unsere Praxis mit der Praxis unserer Partner vergleichen“ oder „Teilnehmer müssen ein Minimum an Selbstkritik und Kritik an der eigenen religiösen oder ideologischen Tradition besitzen“.

Man hatte befürchtet, in eine Sackgasse geraten zu sein: Der Trialog war am jeder Religion eigenen unveräußerlichen Absoluten angestoßen — und drohte davor haltzumachen.

Auserwähltheit des Volkes Israel, die Göttlichkeit Christus1, der Koran als dem Propheten Mohammed verbatim diktiertes Wort Gottes: Ohne Illusionen darüber, daß diese Unveräußerlichkeiten von Judentum, Christentum und Islam den interreligiösen Dialog erschweren, konnte doch festgestellt werden, daß sogar noch „aas Absolute“ Diskussion und Interpretationsunterschiede zuläßt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung