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Lobby für Lehrlinge?

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Wenn man in den letzten Wochen die Gespräche auf Begierungs- und Sozialpartnerschaftsebene beziehungsweise die Medienberichte zur Lehrlingsfra ge verfolgt hat, kann man sich eines zwiespältigen Eindrucks nicht erwehren. Da wird zum einen der Mangel an Lehrstellen allenthalben bitter beklagt und mit allen möglichen Hotlines beziehungsweise betriebsstützenden Maßnahmen versucht, gegenzusteuern. Jeder zusätzliche (wirklich zusätzlich, oder ohnedies vorgesehen gewesen?) Lehrplatz wird frenetisch beklatscht, und wenn es ein paar sind, wird die „gute Tat” auch noch medial verbraten - eine schöne PR-Aktion für Betriebe, wenn man bedenkt, was entgeltliche Einschaltungen kosten können. Und vielleicht erzeugt man so ja auch Wohlmeinung bei Behörden, politischen Instanzen und Interessenvertretungen, die ihrerseits auch jeden Ihrplatz bejubeln und wenig darüber nachdenken, ob nicht dort und da am (späteren) Arbeitsmarktbedarf vorbeiproduziert wird. Problemlösung auf drei, vier Jahre, und dann muß vielleicht umgeschult, weiterqualifiziert werden: Denn neue Berufsfelder, Flächenberufe und modu-lare Ausbildungskonzepte fehlen noch weitgehend. Abgesehen davon muß man sich die „zusätzlichen” Lehrplätze in einigen Bereichen nicht nur via Subventionen, sondern auch mit sozialpolitischen Zugeständnissen (oder zumindest der Diskussionsbereitschaft dazu) teuer erkaufen. Verkürzung der Wochen- endruhe, Verlängerung der Arbeitszeit, Einsatz der Lehrlinge bei bisher (offiziell) nicht erlaubten Tätigkeiten.

Für manche mag es gute Gründe geben, die allenfalls auch dem Lehrling beziehungsweise seiner Ausbildung zugute kommen. Aber wenn das ein Argument sein soll, dürfte es auch das ständige Lamentieren über die Berufsschulzeiten nicht geben -das dort erworbene Wissen kommt letztlich ja auch den Betrieben zugute. Vielleicht erst später, wenn der Lehrling nicht nur billige Zwischenlösung, sondern einmal vollwertige ständige Arbeitskraft sein sollte. Dann rechnet sich auch früher sozialer Schutz und Geborgenheit -durch berufliches Engagement und Betriebstreue. Aber welche Lobby artikuliert das für die (künftigen) Lehrlinge?

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