7211680-1992_33_01.jpg
Digital In Arbeit

Frankreichs Europaschlüssel

19451960198020002020

„Maas...tricht? Ist zwar unaussprechlich, aber ich bin eher dafür." Verschmitzt lächelt der junge Mann im Bürstenhaarschnitt von der riesigen Plakatwand herab. Mit einer großangelegten Werbekampagne will die französische Regierung ihre Bürger noch rasch auf Europakurs bringen.

19451960198020002020

„Maas...tricht? Ist zwar unaussprechlich, aber ich bin eher dafür." Verschmitzt lächelt der junge Mann im Bürstenhaarschnitt von der riesigen Plakatwand herab. Mit einer großangelegten Werbekampagne will die französische Regierung ihre Bürger noch rasch auf Europakurs bringen.

Werbung
Werbung
Werbung

Am 20. September stimmt Frankreich über die Ratifizierung der Maastricht-Verträge ab. Dabei gab's schon die erste Panne. Die Regierung mußte die fertigen Werbespots, die ab Ende Juli in Radio und Fernsehen laufen sollten, zurückziehen. Politische Werbesendungen sind seit mehr als zwei Jahren in Frankreich verboten, belehrte der Oberste Audiovisuelle Rat (CSA) Ministerpräsident Pierre Beregovoy.

Somit erblickte nur ein kleiner Teil des Werkes von PR-Guru Jacques Seguela, der 1990 die SPÖ zum Wahlsieg führte, das Licht der Öffentlichkeit: Sechs Plakate, insgesamt 5.200 Mal in ganz Frankreich affi-chiert, auf denen junge und alte Französinnen und Franzosen erklären, was ihrer Meinung nach für die Europäische Union spricht. Ab Mitte August soll eine Wanderausstellung unter dem Titel „Der Schlüssel zu Europa" 230 Ferienorte bereisen, und Europaministerin Elisabeth Guigou reist seitEnde Juli durch ganz Frankreich, um ihre Landsleute für den 20. September zu präparieren.

Die Regierung in Paris hat allen Grund, der Bevölkerung das anvisierte Vereinigte Europa plausibel zu machen: Die wenigsten können sich unter Maastricht etwas vorstellen. Viele fühlen sich zu ungenau informiert und fürchten darüberhinaus um ihre nationale Identität. Die Maas-

tricht-Gegner nehmen - vor allem seit dem „Nein" Dänemarks - rasant zu und haben in jüngsten Meinungsumfragen schon fast die Befürworter eingeholt.

Die regierenden Sozialisten treten fast geschlossen für Maastricht ein, ebenso die UDF von Expräsident Valerie Giscard d'Estaing. Die Neo-gaullisten plädieren auch mehrheitlich für die neue europäische Ordnung, die Opposition in ihren Reihen schart sich vornehmlich um den ExInnenminister Charles Pasqua.

Gegen Maastricht treten in ungewohnter Übereinstimmung die Kommunisten und die Nationale Front Le Pens auf.

Die beiden Grünparteien hingegen sind einmal mehr uneins: Das „Mou-vement Generation Ecologie" von Brice Lalonde befürwortet Maastricht, der Chef der „ Verts", Antoine Waech-ter, konnte sich erst zu einem „bedingten Ja" durchringen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung