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Geld ausgeben muß weh tun!

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Bundespräsident Kirchschläger, Nationalbankpräsident Koren und Spitzenfunktionäre der Wirtschaft haben sich für einen Verzicht - oder weil’s optimistischer klingt: für eine Verschiebung - der Lohn- und Einkommensteuersenkung aus budgetären Gründen ausgesprochen, bas hat einiges für sich, wird doch das Defizit des nächsten Jahres auch ohne vielleicht zusätzlich notwendig werdende Belebungsmaßnahmen wieder schwindelnde Höhen erreichen.

Solange man die Festsetzung der Ausgabenseite ohne Rück sicht auf die Einnahmenseite Budget nennt, wird es freilich aus dieser Sicht nie eine Steuersenkung geben können. Koren sei da an seine einstige eigene Argumentation als Wirtschaftssprecher der großen Oppositionspartei erinnert. Auch das Argument, daß selbst eine Steuersenkung im Ausmaß von 12 Milliarden Schilling dem einzelnen Steuerzahler nur einige Hunderter im Monat bringt, die in keinem Verhältnis zu dem Loch stünden, das damit ins Budget gerissen wird, ist im Grunde eine gefährliche Drohung.

Es zeigt erstens, daß die Progression offenbar schon weit unten scharf zupackt, und läßt sich zweitens bei Bedarf dann auch noch umdrehen: Mit ein paar Hundertern mehr pro Monat, die keinem weh tun (tun sie das wirklich nicht?) könnte man auf Grund des Millionenmultiplikators (Zahl der Steuerzahler) auch gleich weitere Staatsausgaben finanzieren.

Die Sorge ums Budget ist ebenso berechtigt wie die Sorge der Unternehmerseite, daß die Last der Budget sanierung auf sie fällt, wenn die Lohn- und Gehaltsempfänger jetzt ein schuldenfinanziertes Steuerzuckerl bekommen.

Die Sorge ist so groß, daß es ihren Interessensvertretungen sogar gerechtfertigt erscheint, über ihre Grundsatzprogramme hinwegzusehen, in denen samt und sonders eine Verringerung der Steuer- und Staatsquote gefordert wird.

Meine Sorge gilt freilich auch der Frage, wie ich als Steuerzahler eine Regierung dazu zwingen kann, sparsam und selektiv mit meinem Geld umzugehen, wenn ich ihr jetzt wieder durch einen Verzicht auf eine durch Tarif- und Inflationsverlauf gerechtfertigte Steuersenkung großzügig aus der Patsche helfe. So wie im Gesundheitswesen nur eine Kostenbeteiligung das Kostenbewußtsein weckt, müßte man auch beim Budget einen Mechanismus entwickeln, der bewirkt, daß das Geldausgeben wenigstens ein bisserl weh’ tut. Und irgendwie kommt mir vor, eine Steuersenkung wär’ so etwas...

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