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Steuersenkung einfach aufschieben?

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Finanzminister Herbert Salcher kann seine Freude mit seinen Nicht- Parteifreunden haben: Sie zerbrechen sich öffentlich den Kopf, woher er das Geld für eine Steuersenkung nehmen soll.

Sein Vor-Vorgänger Stephan Koren meinte ebenso wie Industriellenchef Christian Beurle, daß wir uns in der gegenwärtigen Situation einen Steuernachlaß nicht leisten können.

Und nach dem freiheitlichen Jungmandatar Jörg Haider, der einem Stillhalteabkommen Staat-Bürger (Verzicht auf Steuersenkung bei Verzicht auf neue Belastungen) das Wort redete, ließ nun auch ÖAAB-Obmann Herbert Kohlmaier, immerhin gewichtiger Arbeitnehmervertreter der ÖVP, durch- blicken, daß die große Oppositionspartei von der Forderung einer Steuersenkung per 1. Jänner 1982 abrücken könnte, wenn die Regierung ihrerseits belastenden „Prestigeprojekten“ entsagt.

Aus dem Kreis von Salchers Parteifreunden, die mit ihm Regierungsverantwortlichkeit tragen, kommt dazu weder Zustimmung noch Widerspruch. Dort genießt man vielmehr, wenn Vertreter des nichtsozialistischen Österreichs gegen eine Steuersenkung zum Jahreswechsel plädieren. Denn dann wird sie, auch wenn sie nur bescheiden (aber doch) kommt, der „Großherzigkeit“ der SPÖ zu- und gutgeschrieben.

Natürlich hat Koren recht, wenn er auf die leeren Staatskassen verweist. Ebenso sind auch Bedenken, eine Steuersenkung könnte den Konsum anheizen und damit die Zahlungsbilanz belasten, nicht von der Hand zu weisen.

Nur ist es eine Illusion, zu glauben, daß sich an dieser Ausgangslage sobald, vielleicht gar im Wahljahr 1983, etwas ändern wird.

Staatssekretär Ernst Eugen Veselsky flog dereinst aus der Regierung, weil er 1977 zum Schluß kam: „Aus dem Budget ist ja nichts mehr zu holen - aus nichts wird nichts.“

Und dabei ist es geblieben, wird es bleiben. Finanzminister Salcher bekannte kürzlich offen in einem FUR- CHE-Interview, daß es bis 1990 Schwierigkeiten geben wird, um mit dem Budget über die Runden zu kommen.

Wollte man also mit einer Steuersenkung bis zur Konsolidierung des Budgets zuwarten, dann, Steuerzahler, laßt alle Hoffnung für die achtziger Jahre fahren! Auch unsere Zahlungsbilanz wird so bald nicht ausgeglichen sein. Worauf also warten?

1975, im Jahr der letzten Steueranpassung, sprudelten 26,75 Milliarden Schilling in die Lohnsteuerkasse. Heuer werden es etwa 70 Milliarden Schilling mehr als 1980, um rund 161 Prozent mehr als 1975! Immer mehr kleinste und kleine Einkommensbezieher sind da in die Progression hineingewachsen, obwohl ihnen nur die Inflation abgegolten wurde. Daher ist eine Steueranpassung an die Inflation nach sechs Jahren sozial notwendig und wünschenswert.

Eine Anpassung ist ja Kein Geschenk, keine Ausgabe. Salcher müßte sich 1982 eben mit Lohnsteuereinnahmen wie 1981 begnügen, nur ein einziges Jahr auf den Progressionszuwachs verzichten

Wenn aber dafür neue Steuern kommen? Dann ist das immer noch ehrlicher als die stille Steuererhöhung via Progression.

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