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Geschäft mit dem Elend

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Zu entschiedeneren Aktivitäten gegen den Suchtstoffmißbrauch und den illegalen Drogenhandel fordert eine in Diskussion befindliche UNO-Konvention die Staatengemeinschaft auf. Für den stellvertretenden Generalsekretär der vom 17. bis 26. Juni 1987 in Wien anberaumten Internationalen Konferenz über Drogenmißbrauch, Bertrand de Fondaumie-re, ist es klar, daß dieses Problem nicht allein auf nationaler Ebene gelöst werden kann. Zu verknüpft sind die Fäden, die Produktions-, Umschlags- und Absatzländer miteinander verbinden.

Gegenüber der FURCHE verwies de Fondaumiere auf die „politische Verpflichtung“ der Nationen, „etwas mehr und Konkreteres“ gegen den Drogenmißbrauch zu tun. Dazu sei „international koordinierte Arbeit“ erforderlich.

Am Mittwoch dieser Woche hat die UNO-Suchtstoffkommission in Wien ihre Vorbereitungen für die Konferenz beendet.

Vor allem ist es dabei — unter dem Vorsitz des ehemaligen kolumbianischen Justizministers Enrique Parejo Gonzales (auf den derzeitigen Botschafter in Budapest wurde erst vor kurzem ein Attentat verübt) - um eine Uberprüfung weltweiter Tendenzen beim Drogenmißbrauch und neuer Entwicklungen bei Maßnahmen zur Verminderung der illegalen Nachfrage und des Drogenschmuggels gegangen.

Trotz UNO-Finanzkrise arbei-

tet die Suchtstoffabteilung der Vereinten Nationen unter ihrem Direktor Francisco Ramos-Gali-no an zusätzlichen Projekten, um mit dem „Geschäft mit dem menschlichen Elend“ (de Fondaumiere) besser zu Rande zu kommen.

Zu diesen zusätzlichen Aufgaben gehörte eben die Ausarbei-

tung eines Entwurfs der vorhin erwähnten Konvention gegen den illegalen Drogenhandel. Seit 1986 liegt dieser Entwurf allen Regierungen zur Stellungnahme und Ausarbeitung neuer Vorschläge vor.

Die Erwartungen sind hoch gesteckt, geht es doch darum, den Drogenhandel — „eine der schlimmsten Katastrophen der Menschheit“ (Parejo Gonzales) -in den Griff zu bekommen.

Ein schwieriges Unterfangen, zweifellos! Ein der Kommission vorgelegter Bericht des UNO-Generalsekretärs Perez de Cuellar über den illegalen Drogenhandel

1985 zeigt die Fülle der Probleme. Beschlagnahmungen von Kokain und Kannabis haben im Berichtszeitraum zugenommen, was darauf hindeutet, daß Schmuggler über mehr Mittel als je zuvor verfügten. Dieser Trend - so de Fondaumiere - habe sich auch

1986 fortgesetzt.

Westafrika erweist sich zuneh-

mend als neuer Umschlagplatz für Drogen aller Art. Die Schmuggler verstecken Drogen immer häufiger in ihrem Körper, weshalb die geschmuggelte Ware besonders schwer aufzuspüren ist.

In den USA hat das Auftauchen einer zum Rauchen geeigneten Art von .Kokain — nämlich „Crack“ - eine besonders gefährliche Entwicklung eingeleitet. „Crack“ ist besonders suchtauslösend.

Laut UNO-Bericht bleibt Kannabis die weltweit am meisten mißbrauchte Droge. Die Beschlagnahmungen von Kannabisharz haben um 17 Prozent (auf 360,5 Tonnen) zugenommen.

Besonders auffällig ist der sich ständig ausbreitende Heroin- und Kokainmißbrauch, der bereits alle gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen erreicht hat.

Was der UNO-Suchtstoffkommission besondere Sorgen bereitet, ist die Verbindung zwischen illegalem Drogenhandel und anderen Formen des organisierten Verbrechens.

Der Internationale Drogenkontrollrat —eine aus 13 Experten bestehende Gruppe - steuert eine weitere Erkenntnis bei: In bestimmten Regionen bestehen enge Querverbindungen zum Waffenhandel, zu politischen Untergrundaktivitäten und zum internationalen Terrorismus.

Deswegen setzt man auch große Hoffnungen auf die internationale Solidarität bei der Drogenkonferenz im Juni in Wien.

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