7098763-1995_04_08.jpg
Digital In Arbeit

Petrus feuert einen Apostel

Werbung
Werbung
Werbung

Ob die Art, wie der Nachfolger des Petrus einen anderen Apostelnachfolger, Rischof Jacques Gaillot, seines Amtes enthoben hat, einem weltlichen „Multi” Ehre machen würde? Die Regrün-dung, der Rischof habe sich als „nicht geeignet erwiesen, das Amt der Einheit auszuüben”, ließe sich auf andere Oberhirten mit mehr Recht anwenden, ginge es um die Einheit in einer Ortskirche. Rom meint wohl die Lehreinheit mit dem Papst und anderen Bischöfen.

Bischof Gaillot hat kein anderes Evangelium verkündet, aber sich in der Beurteilung einzelner heikler Fragen weiter vorgewagt, als es viele Katholiken, insbesondere Bischöfe, akzeptieren können. Daß er Mahnungen, dies nicht mehr und vor allem nicht mit großem Einsatz in allen möglichen Medien zu tun, ignoriert hat, muß er verantworten.

Wie die Bibel sagt, kommt es aber - wohl auch für Bischöfe - in erster Linie darauf an, „was ihr dem geringsten meiner Brüder tut”, und daß man verlorenen Schafen nachgehen soll. So gesehen wiegt vielleicht vor einem höheren Gericht der Einsatz des Bischofs Gaillot für Wehrdienstverweigerer, Drogenabhängige, Aidskranke, Obdachlose, Homosexuelle und andere Randgruppen die „Unkollegialität” gegenüber seinen Amtsbrüdern auf.

Wer aber guten Gewissens meint, es falle mehr ins Gewicht, daß die Menschen bezüglich ewiger Wahrheiten verwirrt werden könnten, der werfe in solchen Fällen ruhig Steine. Die Frage ist nur, ob dadurch nicht über den nunmehrigen Titularbischof von Parthenia und „liberale” Katholiken hinaus die ganze katholische Kirche getroffen wird und Schaden nimmt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung