Ramadan und der Krieg

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Der diesjährige Ramadan steht auch unter Vorzeichen des Krieges.

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Der diesjährige Ramadan steht auch unter Vorzeichen des Krieges.

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In wenigen Tagen beginnt Ramadan, der Fastenmonat der Muslime. Allerdings verbindet man in diesen Tagen Ramadan auch mit dem tschetschenischen Präsidenten Kadyrow, der mit Vornamen Ramsan (arabisch Ramadan) heißt. Sein Aufruf zum Dschihad an der Seite Russlands im Krieg gegen die Ukraine irritiert viele Muslime weltweit. Er lässt Tausende tschetschenischer Soldaten demonstrativ dabei filmen, während sie laut „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) rufen. Welch eine Instrumentalisierung des Islam in einem brutalen Krieg! Gleichzeitig bittet der Mufti der „Religiösen Verwaltung von Muslimen der Ukraine“, Said Ismagilow, die islamische Welt um Unterstützung der Ukraine. Ein anderes Regime, das syrische, betreibt wiederum prorussische Propaganda und kündigt an, Tausende Soldaten nach Russland zu senden, um Russland zu unterstützen. Während einige islamische Länder den Krieg Russlands ohne Wenn und Aber verurteilen, halten sich andere zurück. Nicht die Frage nach Gerechtigkeit scheint hier zu walten, sondern die nach eigenen Interessen.

Zurück zum Ramadan. Dieser wird oft auf die körperliche Dimension reduziert, während des Tages weder essen noch trinken zu dürfen. Die spirituelle Dimension, die darin besteht, sich eine Auszeit zu nehmen, um sich – jenseits des Materiellen – andere Werte wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit sowie Solidarität mit Armen, Bedürftigen und Unterdrückten ins Bewusstsein zu rufen, scheint in den Hintergrund gerückt zu sein. Führt uns allerdings der aktuelle Krieg nicht vor Augen, dass unsere Fokussiertheit auf die Verwirklichung wirtschaftlicher Interessen, auch wenn dies bedeuten sollte, diktatorische Regime zu unterstützen und sich sogar von ihnen abhängig zu machen, Teil des Problems ist? Benötigen wir als Individuen wie als Gesellschaft nicht mehr Räume des kritischen Hinterfragens, was uns wirklich bewegt?

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster.

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