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Im Nebeneinander von Leben und Tod, Frieden und Krieg, der Liebe, des Hasses sind Peter Paul Wiplin-gers knappe und gerade deshalb so schöne Gedichte in deutscher und kroatischer Sprache nicht nur Standpunkt und Weisung in sachlich-politischer Hinsicht, sondern auch Trost im Zeichen der Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit. Und weil jeder Dichter versucht, Vergangenes, ja Abgeschiedenes zurückzuholen ins lebendige Wort, wesentlich also zu werden und aus dem Wesen heraus zu wirken, so, daß Vergänglichkeit und die alles durchdringende Trauer dem Licht, der Liebe, dem Leben begegnen, jenseits „des nebel verhangenen herbstes" und eine Ahnung aufkommen kann, daß hinter dem Nichts, diesem Schleier des Seins, wie Martin Heidegger sagt, erst das Leben beginnt.

Der Weg des Menschen führt ja dorthin, wo die Sonne auf einmal „ins dunkel / der nacht" fällt, nach schönen Tagen oder, wie überwiegend, nach solchen der Trauer, der Einsamkeit und der brennenden Sehnsucht, ein „gesicht / in der menge / der menschen" zu sehn, eine „handbreit/ himmel", um überhaupt Heimat zu haben. Das ist die Hoffnung des Dichters, der immer sich an der Grenze bewegt, „zwischen himmel und erde", in Bildern, die wir schon in seinen fotografischen Kunstwerken finden, wenn etwa „wege sich kreuzen" und der Mensch, „halb ankunft / halb aufbruch", hier zwar zu Hause Sein mag, nicht aber weiß, wo seine Heimat eigentlich liegt.

LEBENSZEICHEN/ZNACI ZIVOTA. Ge-dichte/Pjesme. Von Peter Paul Wiplinger. Übersetzung von Truda Stamac. Hrvatski PEN, Zagreb 1992. 148 Seiten.

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