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Im Jahre 2000...

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In welch zwiespältige Situation heute Spitzensportler geraten können, zeigen die nachfolgenden Beispiele: Zwei englische Krik-ket-Mannschaften (eine Profi- und eine Amateurmannschaft) reisten zu Gastspielen nach Australien und Neuseeland. Ein hochtalentierter Amateur erhielt dabei ein auf den ersten Blick lukratives Profiangebot. Bevor er unterschrieb, rechnete ihm sein Manager aus, was unter dem Strich bei den Profis und was bei den Amateuren herausschaut. Der junge Mann machte daraufhin seinen Plan rückgängig: A Is Amateur kam er per Saldo finanziell besser weg ...

Vor dem Start zu einem Parklauf wurde ein Olympiaanwärter von einem Reporter interviewt:

„Wie oft trainieren Sie pro Woche?"

.Jeden Tag ein- bis zweimal."

„Und wie viele Stunden sind das?"

„So zwischen fünf und sechs."

„Wann arbeiten Sie dann noch?"

,JDas ist das Problem. Ich werde im Frühjahr ganz aufhören zu arbeiten."

„Und wovon leben Sie dann?"

,JJann werden meine Sponsoren für mich aufkommen."

Und so glossierte Heinz Schumacher diese Aussage: ,JDie uralte Gretchenfrage des Sports ,Wie hältst du es mit der Unterstützung durch die Industrie?' vermag heute allerhöchstens noch selbsternannte Flurhüter in einem vermeintlichen Naturschutzpark des Sports zu erhitzen. Die Betroffenen und die Zeit sind über die wackeren Streiter längst hinweggegangen."

Typisch für die heutige Zeit ist auch der Ausspruch von 800-m-Weltmeister Willi Wülbeck: ,J.ch betrachte die Leichtathletik inzwischen als soziale Absicherung. Ich bin gewissermaßen freiberuflich tätig, und in den kommenden Wintermonaten (so erklärte er im Herbst) ist mein Arbeitsplatz der Wald."

Ohne namhafte finanzielle Unterstützung von außen (Industrie und Wirtschaft im Westen, Staat im Osten) ist Hochleistungssport heute nur noch in ganz wenigen Sportarten möglich. Neben den werbeträchtigen Disziplinen gibt es aber auch solche, die kaum auf Unterstützung durch Industrie und Wirtschaft rechnen können, bei denen die Aktiven auch heute noch große finanzielle und persönliche Opfer erbringen müssen.

Wie kann eine gerechtere Situation erreicht werden, wie soll es weitergehen?

Karl-Heinz Gieseler, Generalsekretär des Deutschen Sportbundes, warf in einer Festrede einen Blick in die Zukunft:

,J.m Jahre 2000 werden die Olympischen Spiele nur dann noch eine Chance haben, wenn Spitzensportler ein eindeutiges Berufsbild besitzen und als voll integrierte, sozial anerkannte und leistungsgerecht bezahlte Mitglieder der Gesellschaft zu betrachten sind." Ein weiterer Schritt also in Richtung ,JBrot und Spiele".

Aus dem „Nebelspalter".

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