In Deutschland und Österreich können politische Beamte in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Freundlicher wird er auch Wartestand genannt. Zu erwarten ist aber auch dann meist nicht mehr viel — die endgültige Pensionierung ist nur aufgeschoben.
Die nun anhebende Adventszeit ist nicht nur Beginn des neuen Kirchenjahres, sondern versetzt uns auch immer aufs neue in einen Wartestand. Gleichfalls geschieht also hier etwas, ohne daß wir nach unserem Einverständnis gefragt werden. Plötzlich betreten wir ein Gelände, auf dem wir uns nicht sehr sicher bewegen. Obwohl wir es seit Jahren und Jahrzehnten kennen, ist es immer wieder Neuland. Ein ganzes Jahr lang waren wir aktiv — nun plötzlich: warten!
Das fällt uns schwer. Umso schwerer, je gegenwärtiger der Erwartete uns sonst ist. Wer keinen Tag des Jahres ohne den Herrn, auf dessen Ankunft die Adventszeit vorbereitet, leben kann, sieht schwer ein, warum aus dem Gegenwärtigen nun plötzlich fast vier Wochen lang der Erwartete wird. Schwieriger Wartestand!
Die Väter der Kirche und des Kirchenjahrs haben wohl geahnt, daß unser Glaube nur dann gesund bleibt, wenn wir immer wieder an den Anfang erinnert werden.
Wie konnten wir uns als Kinder im Advent freuen! Wie haben wir aus Vorfreude Freudenbringer daheim und in unseren Gruppen bereitet, um dann nicht mit leeren Händen dazustehen, wenn uns die Weihnachtsfreude das Herz füllte. Zum Anfang des Herrn zurückkehren heißt, auch sich der eigenen Anfänge dankbar und fröhlich zu erinnern.
Wir sind keine Kinder mehr. Umso mehr tut uns diese Erinnerung not. Es steht ja nicht gut um unsere Weihnachtsfreude. Sie bedarf, soll ihr wieder Raum geschaffen werden, geräumter Herzen. Dazu dient die Adventszeit, darum sind fast vier Wochen nicht zu lang, darum mischen sich in ihren Liedern Ernst und Freude, darum wollen wir uns in diesen Wartestand gern versetzen lassen.
