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Jahrgang 1947

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Vergangene Woche, am Ende der parlamentarischen Herbstsession, exhumierten Abgeordnete Österreichs Trauma. Einigen Parlamentariern schien es ratsam und notwendig, in ausführlichen und emotionalen Debatten und Zwischenrufen den Bilderschmuck der Wände des ÖVP-Klubs zur Bestandsfrage der Nation aufzuschaukeln. Es ging — in dieser Reihenfolge — um Engelbert Doüfuß, das Jahr 1934, den Austro-faschismus und dessen Pendant, den Austromarxismus. Schließlich — aufs Heute projiziert — um ein daraus resultierendes, mangelhaftes Demokratieverständnis.

Urplötzlich brachen Emotionen und stiegen Erinnerungen auf, die wir Geschichte wähnten.

Wir, das sind meine Altersgenossen, die 16 Jahre, nachdem der Mann, um dessen Bild man stritt, Bundeskanzler wurde und 13 Jahre nach dessen Ermordung durch Nationalsozialisten, geboren wurden. Meine Generation kam neun Jahre, nachdem eben diese Mörder in Österreich die Macht errungen und den Anschluß vollzogen hatten, auf die Welt. Auch das totale Ende dieses Tausendjährigen Reiches, das in Österreich um sieben Jahre zu lange dauerte, lag noch zwei Jahre vor unserer Geburt.

Ich bin Jahrgang 1947.

Für uns ist Dollfuß ein Stück Geschichte, wie Otto Bauer oder Kaiser Franz Joseph. Oder einer der vielen vor ihm, deren Leben, Ideenwelt, Bedeutung und politische Fehler Österreich geschaffen haben, wie es ist, und die wir aus Geschichtsbüchern kennenlernten.

Und so soll es bleiben. Wir halten viel von Geschichte, aber nichts von Geisterbeschwörung.

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