Der Weg, den die österreichische Bundesregierung zur Befreiung der Geiseln am Schwechater Flughafen beschritten hat, wird allenthalben als „österreichischer Weg“ bezeichnet. Dieser führte inzwischen geradlinig zu österreichischen Diskussionen. Die grundsätzlichen Überlegungen und internationalen Stellungnahmen zu den Zugeständnissen der Bundesregierung an die beiden arabischen Terroristen werden längst von Binnendiskussionen überschattet und verdrängt. Und den cleveren Parteistrategen geht es nur noch darum, über den Umweg nach Schloß Schönau die wahlentscheidenden Zehntelprozent einzubringen. Bei den knapp bevorstehenden Landtagswahlen in Oberösterreich und Wien.
Wenn Rechnungshofberichte — wie in Wien — neben allgemein politischen Fragen zur Diskussion stehen, münden all diese Debatten in die publikumswirksame, aber un-reflektierte Forderung, man müsse die öffentliche Verwaltung reorganisieren, indem man sie einfach moderner gestaltet. Auch der Verweis auf die Notwendigkeit, im Bereich der staatlichen Verwaltung privatwirtschaftliche Managementmethoden einzuführen, fehlt selten. Freilich ist die Lösung dieser Probleme nicht so einfach. Das liegt zum einen in der Struktur der Verwaltungsaufgaben des Staates, zum anderen in der Beschaffenheit
Die Vorgeschichte enthält alle Elemente, die Glück und Ende eines Politikers beschreiben, und mag allen jenen, die Politik immer schon für etwas Anrüchiges gehalten haben, ihre Vorurteile bestätigen: Im Spätherbst des vergangenen Jahres stand das heute noch nicht sanierte, wohl aber suspendierte Ortstafelgesetz zur Durchführung. Die Landesregierung exekutierte es. Hans Sima spürte plötzlich starken Gegenwind, der nicht nur faules Obst und Schimpfworte an ihn heranwehte, sondern ihn auch von der Spitze der Bundespartei abtrieb. Die sozialistische, bislang unumstrittene Mehrheit bekam
Vor Anpfiff der zweiten Halbzeit der laufenden Legislaturperiode werden allenthalben Vor-, Rück- und Ausblicke gewagt. Je nach Augenstärke und Standpunkt sehen die Auguren Gewitterwolken, einen heißen Herbst, Zwischenhochs, einen plötzlichen Wintereinbruch oder einen neuen Frühling heraufziehen, — letzteres für das alte Modell einer Großen Koalition. Gepaart ist diese Polit-Meteorologie mit allerlei Prognosen für die bevorstehenden Landtagswahlen in Wien und Oberösterreich, die zeitgerecht zu bundesweiten Testwahlen stilisiert wurden. Dies erlaubt den Akteuren publikumswirksame
Knapp bevor Nationalratspräsident Anton Benya die Abgeordenten mit den besten Wünschen für einen erholsamen Urlaub entließ, passierte noch ein dicker Brocken das Hohe Haus. Ein Gesetz, das wahrlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, als in der allgemeinen Aufbruchsstimmung zu erübrigen war; das Bundesministeriengesetz 1973.-Der Artikel 77 der Bundesverfassung bestimmt, daß die Zahl der Bundesministerien, ihre Einrichtung und ihr Wirkungsbereich durch ein eigenes Bundesgesetz zu regeln sind. Diese Verfassungsbestimmung aus dem Jahr 1920 fand also nun, 53 Jahre später, in der letzten
Nach Bundeskanzler Kreiskys ORF-Rückzieher stehen Fragen der Massenmedien und kommunikationstheoretische Probleme von Presse, Rundfunk und Fernsehen wieder obenan. Kommissionen beim Bundeskanzleramt und beim Justizministerium mühen sich zwar weiter ab (ohne Sicherheit, daß ihre Arbeit auch berücksichtigt wird); die Vorgänge liefern aber auch Stoff und Thema ungezählter Arbeitstagungen und Seminare.Dieser Tage veranstaltete nun die „österreichische Gesellschaft für Politikwissenschaft“ eine Tagung unter Vorsitz ihres Präsidenten, Dozent Horner (Salzburg), die unter dem globalen
Ein alter Volksbrauch will es, daß man im Monat Mai Bäume aufstellt, diese schmückt und umtanzt. Genau das geschah in Wien — freilich mit tieferer Symbolik.Ein Drittel aller Wahlberechtigten Wiens beteiligte sich an einem zeitgemäß adaptierten Maibaumfest. Des Wieners vielberühmte Bequemlichkeit hin, seine tiefe Uberzeugung, an „diesen Zuständen ohnehin nichts ändern“ zu können, her: genau 57,4 Prozent der Aktivbürger votierten mit „Nein“ zum Universitätsbau im Sternwartepark und meinten dadurch „Ja“ zu einem positiven Umweltschutz.Freilich ging es nur vordergründig
Vergangene Woche, am Ende der parlamentarischen Herbstsession, exhumierten Abgeordnete Österreichs Trauma. Einigen Parlamentariern schien es ratsam und notwendig, in ausführlichen und emotionalen Debatten und Zwischenrufen den Bilderschmuck der Wände des ÖVP-Klubs zur Bestandsfrage der Nation aufzuschaukeln. Es ging — in dieser Reihenfolge — um Engelbert Doüfuß, das Jahr 1934, den Austro-faschismus und dessen Pendant, den Austromarxismus. Schließlich — aufs Heute projiziert — um ein daraus resultierendes, mangelhaftes Demokratieverständnis.Urplötzlich brachen Emotionen und
Die Bürger proben den Aufstand: Landauf, stadtafo konstituieren sich spontane Gruppen und Komitees, die Bezirkskaiser und Stadtväter verschrecken. Bürgermeister finden in Bürgern ihre Meister.Das Reizwort heißt Bürgerinitiative, das Ziel (vorerst noch) gesunde Umwelt. Das kommt nicht von ungefähr: Unsere Großstädte leiden unter den Planungsfehlern vergangener Jahrzehnte, die mit unheimlichem Traditionsbewußtsein weitergeführt werden, ersticken im Verkehr und werden zu immer gigantischeren Agglomerationszentren, die dem einzelnen kaum mehr Baum für seine ureigensten Bedürfnisse lassen. Gepfercht in zu kleine Wohnungen, entnervt vom täglichen stundenlangen Wühlen durch den Verkehr und bedroht von Abgasen und belästigt vom Lärm, sehnt sich der Großstädter nach seiner biologischen Heimat. Kitschig: nach Wiesengrün und Saatengold. Das Großstadtgrau macht allergisch gegen die Verbauung von Parks und die Zerstörung karger Grünflächen.
Wer sich Zuständigkeit zu verschaffen wünscht, behauptet meistens, daß man anstehende Probleme „in den Griff bekommen" müsse. Diese modische Wendung ist nicht nur Code für jene, die dazugehören, sondern auch Zeichen für — zumindest verbalen — Weitblick und Weichenstellerstatus.Nun denn: Die SPD schickt sich an, den ORF in den Griff zu bekommen; für sie ist er ein Problem.
Zu Neujahr bemüht man gemeinhin Kaffeesud und Blei, um eine ungewisse Zukunft heimelig zu adaptieren. Der Rückblick kommt da nur zu leicht zu kurz. Doch gerade dieser lohnt — etwa in politicis austriacis.
Die Szene ist gestellt, das Spiel läuft ab: Dialoge und endlos erscheinende Selbstgespräche, Rüpelszenen und idyllische Bilder wechseln einander in bunter Reihenfolge ab. Der Nationalrat diskutiert das Budget» den Bundesvoranschlag für das Jahr 1973. Die Medien bilden diese« Spiel ab und spucken es dem Bürger — zugegebenermaßen oft manipulativ — in seine Wohnstube. Die abendlichen Parlamentsminuten im Fernsehen oder die morgendlichen Resümees der Tageszeitungen werden ob ihrer exakten Zwischenrufwiedergabe zum Ärgernis der Familie Saubermann. Der Ruf um mehr Leistung,
In wenigen Wochen, auf der im September stattfindenden 27. ordentlichen Session der Generalversammlung der Vereinten Nationen, wird Österreich offiziell für einen der zehn nicht-ständigen Sitze des Sicherheitsrates kandidieren. Die Chancen Österreichs, für zwei Jahre dem eigentlichen Machtzentrum der UNO anzugehören, stehen gut, vor allem wenn man die diplomatischen Vorarbeiten ins Kalkül zieht; bei der Bestellung sind „in erster Linie der Beitrag der Mitglieder der Vereinten Nationen für die Aufrechterhaltung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit und für die anderen
Seit der „gemeinsamen Entschließung aller im Parlament vertretenen Parteien“ im Jahre 1954 beschäftigt die Reform des Strafrechtes Österreichs Parteien: Nun sollen die 330 Paragraphen der Regierungsvorlage 1971 — wie Broda es formuliert — „die gesellschaftliche Realität nach vollziehen, sie in die normative Wirklichkeit umsetzen“.
Die Basis aller Überlegungen, die unter dem qualligen, verschwommenen Begriff „Demokratisierung aller Lebensbereiche“ das Unbehagen an einer unübersichtlich gewordenen Demokratie akzentuiert, ist die von Jean Jacques Rousseau geprägte Formel von der Identität Herrscher und Beherrschter, die auf dem „contrat social“ aufbauende Theorie der radikalen, direkten Demokratie. Plebiszitäre Formen politischer Willensbildung als Gegensatz zu ge- handhabter Verantwortungsdelegation und entrückter direkter Gestaltungsmöglichkeiten stehen zur Diskussion.Herbert Schambeck, Ordinarius für
Friede, dessen kategorischer Imperativ peace now zum Kultgegenstand der Woodstock-Generation vermarktet wurde, dieses Synonym für eine bessere Welt, ist kaum zu definieren: Ihn negativ als Abwesenheit kollektiver, insbesondere militärischer Gewalt zu fixieren, Frieden also als Nicht-Krieg zu verstehen, ist unbefriedigend. In einer Zeit örtlich begrenzter Konflikte, der nicht erklärten Kriege, der Gewaltanwendung gegen unbeteiligte Dritte, in einer Zeit, in der archaische, längst überwunden geglaubte Modelle der Gewalt eruptiv wieder ausbrechen, bedarf es in der Tat eines neuen
Mit 93 Mandaten sind, das ist bekannt, im Parlament die gewünschten „klaren Verhältnisse“ gegeben. Diese magische Zahl gibt dem „Roi absolu“ (endlich) die Möglichkeit zur Regierung nach eigenen Vorstellungen. Und regieren ist der sinnvolle Umgang mit der Macht, anders gewendet: die Macht, Gesetze zu machen. Die nächsten vier Jahre, (und um das festzustellen, muß man kein Prophet sein), werden im Spannungsverhältnis zwischen Erfüllung eines sogenannten Wählerauftrages und der Verwirklichung gesellschaftspolitischer Leitbilder stehen, die — Verbalinterpretation des Bundeskanzlers hin oder her — sozialistische Vorzeichen haben werden.
Wiens von Baumaschinen zerwühlte Innenstadt versteppt: Durch Umleitungszirkus und Einbahnen, über Schlaglöcher und Straßen, die an Teststrecken von Autofirmen gemahnen, über Stock und Stein — manchmal direkt in einen (soeben) trockengelegten Verkehrsarm — quält sich Tag für Tag Wiens Verkehr. Endlose Kolonnen verqualmen im. Stehen (da diese Art des Verkehrs die häufigste ist) die Luft. Wiener Blut wird mit Kohlenmonoxyd angereichert. Schwefeldioxyd zerfrißt die Lungen, quälendes Warten in Kolonnen und an Kreuzungen nagt an den Nerven. Die Selbstvergiftung und -Zerstörung feiert Triumphe.
Felix Slavik, Bürgermeister mit erfreulichen Pensionsaussichten, hat es leicht, seine Meinung kundzutun: Ihm stehen Sendezeiten im Rundfunk zu. Und was er dort sagt, druckt sein Pressedienst nach. So greift er auf „Wien — informiert“ (vom Fremdenverkehrsverband herausgegebene Blätter), zurück, um „Wiener Probleme" wortreich darzulegen.„Das Untersuchungsergebnis ist interessant, aber, wie ich glaube, gleichzeitig geradezu aufregend. Täglich fahren im Durchschnitt 65.000 Personenautos in den ersten Bezirk und werden in der inneren Stadt oder an ihrem Rand zwischen einigen Minuten
Daß Österreichs Rechtsordnung — größtenteüs aus beschaulicheren Tagen stammend — von Phänomenen der hoch industrialisierten Leistungsgesellschaft überwuchert ist, scheint eine Binsenweisheit. Zu laut und alltäglich ist der Ruf nach Reform von Normen, die sich von der gesellschaftlichen Realität entfernt haben, zu weit klaffen bisweilen Gesetz und Entwicklungsgrad der Gesellschaft auseinander.Um die Rechtsordnung zu dynamisieren und um die rechtspolitischen Zielvorstellungen des ÖAAB zu präzisieren, arbeitete der „rechtspolitische Ausschuß“ des ÖVP-Hoffnungsbun- des unter
Millionen wissen es: „Wir haben abgetrieben — 374 Frauen haben gegen das Gesetz verstoßen.“ Mit diesem Satz, hingestellt in eine hand- schaft von Emotionen, Tabus, Intimsphären und fundamentalen Vorbehalten, soll einer Gesellschaft ihre Wehrlosigkeit demonstriert werden. Die Bombe muß zünden. Damit nistet der Boulevardjournalismus, der seine Selbstabwertung konsequent betreibt, sie täglich neu zu beweisen müssen glaubt, im Schnittpunkt von Moral und Sozialethik, Medizin und Theologie, im Spannungsfeld von menschlichen Tragödien und generell abstrakten Normen. Ein — das sei ohne
„Public Relations", so definiert der „Große Brockhaus", sind „durchdachte und planmäßig durchgeführte Maßnahmen, um einen Menschen, eine Berufsgruppe, eine Firma einem bestimmten Kreis von Interessenten oder der Allgemeinheit nahezubringen und deren Anteilnahme zu wek-ken."Vor allem letzteres, Anteilnahme also, erwecken die vom Fremdenver. kehrsverband für Wien herausgegebenen Blätter „Wien informiert". Als verantwortlicher Redakteur firmiert Ernst Hagen, der nicht nur als „Eha" in der „Illustrierten Wochenausgabe der ,Kronen-Zeitung’" plaudert, sondern auch im Femsehen
Das augenzwinkernd und mit Selbstverständnis herumgereichte Schlagwort „Traue keinem über 30” sei — so meinen diejenigen, die aus dem Fetisch Jugend Kapital schlagen — tatsächlich für junge Leute typisch. Das der SPÖ nahestehende Institut für empirische Sozialforschung (IFES) durchleuchtete im Auftrag des Gewerkschaftsbundes die Zielgruppe Jugend. Vor allem die Gruppenbindung von jungen arbeitenden, d. h. in den ökonomischen Prozeß integrierten Menschen wurde ins Zentrum der Untersuchung gerückt: Denn die pluralistische Gesellschaft erfordert vom Menschen ja bereits in jungen
Knapp vor Semesterschluß, am 20. Jänner 1971, finden Hochschulwahlen statt: Die „Konzeptmühle" der Studentenparteien ist in Gang gesetzt und produziert ohne Unterlaß Reformpapiere. Mit populären Sozialkonzepten versuchen die Spitzenkandidaten jene 50 Prozent der Studenten, die von Hochschulpolitik frustriert den Wahlen fernbleiben, zur Urne zu bringen. Aber in der geringen Wahlbeteiligung spiegelt sich auch das gestörte Verhältnis der Studenten zu ihren Vertretern.
„Eine Minute im Leben von General Westmore-land ist obszöner als alle schmutzigen Wörter, die je von amerikanischen Autoren geschrieben worden sind.“ (Bucheinband des Porno-Reports von Henryk M. Broder) Allenthalben wird über Pornographie diskutiert. Manche verdienen daran: Wiens „Bücher-Herzog“, der den Buchhändler als „progressiv nach allen Richtungen hin“ definiert und „immer gerne andere Sachen“ macht, um „die Präsentation seiner Ware von der der Konkurrenz unterschieden zu wissen“, konstatiert: „Jedes zweite Buch enthält heute Pornographie.“ Die speziell
„I haß“, so definiert sich der Wiener Vizebürgermeister Felix Slavik zu vorgerückter Stunde selbst, „im Rathaus nur da Felix mit'n Stift.“ „Weil“, begründet er, „i rechn immer alles glei aus.“ Nun haben die Mitglieder des Wiener Ausschusses der SPÖ und der Klub der sozialistischen Gemeinderäte den Finanzreferenten und Obmann der Wiener SPÖ Slavik einstimmig zum Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien nominiert.
„Mit'n Schmäh“ (Liedtitel) eröffnete die in Wiener Mundart singende Popgruppe „One Family“ den „Twen-Shop 70“. Jene Jugendmesse, für die der „Kurier“ das Programm absteckt: „Jung — Informiert — Angebot kennenlernen — Kein Verkauf — Schauen — Prüfen — Entscheiden.“
DEMASKIERUNG — DIE ROLLE DER IDEOLOGIEN IN DER GESCHICHTE. Von Paul Szende. Europa-Verlag, Wien-Frankfurt-Zürich, 112 Seiten, Paperback, DM 10.—.Den Ablauf von Herrschaftsmechanismen aufzudecken, Autoritätsstrukturen zu durchleuchten — kurz Systemkritik zu betreiben, ist modern und notwendig. So ist auch die Neuauflage der 1922 erstmalig erschienenen Geschichtssoziologie von Paul Szende zu verstehen. Dieser führt Geschichte auf den Ablauf (und Kampf) von Ideologien zurück. Zwei große Tendenzen tragen die Gesellschaft: Verhüllung und Enthüllung. Erstere ist die Summe apriorischer
„Warum“, so fragt sich „Österreichs begehrteste Boulevardzeitung“ kokett, „greifen immer mehr Leser zum neuen,Express'?“ Die Antwort fällt der „modernen Boulevardzeitung“ leicht: „Weii er seine Leser glücklich macht!“ Das gelingt ihm, „weil er auch das bringt, was abseits des Weltgeschehens menschlich bewegt“. Vor allem Frau Onassis bewegt uns menschlich, und so bekennt das Dienstmädchen Grethe Nil-sen: „Ich erlebte Jackie, wie sie wirklich ist... Frau Onassis kam nie zu uns, wenn sie etwas wollte, sie benützte nur die Sprechanlage ...“Und was noch viel
DAS PETER-PRINZIP. Von Peter & Hull, Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1970, 221 Seiten, Preis DM 18.50.Laurence J. Peter beleuchtet in satirischer Form die Schwächen unserer Gesellschaft. Er führt die üppig wuchernde Unfähigkeit, die in allen Bereichen dominiert, auf den Aufstiegsmechanismus innerhalb der Hierarchie zurück. Das nach seinem Entdecker benannte „Peter-Prinzip“ besagt, daß jemand, der auf einer bestimmten Stufe der Hierarchie gute Arbeit leistet, befördert wird. Solange entgegen Neigung und Fähigkeiten befördert wird, bis er — genügend Zeit und Stufen
Niederösterreich erhält ein Landesentwicklungskonzept Die gesetzliche Grundlage ist das am 1. Jänner 1969 in Kraft getretene „Niederösterreichische Raumordnungsgesetz“, das vorsieht, die regionalpolitischen Maßnahmen des Landes nach klaren Richtlinien, die in Raumordnungsprogrammen rechtsverbindlich verankert werden sollen, auszurichten. Dieses Konzept soll nach Prioritäten geordnete Zielsetzungen für die niederösterreichische Regionalpolitik enthalten, wobei man jenen Maßnahmenkomplex, dessen Realisierung in die Kompetenz des Bundes fällt, bewußt nicht ausgeklammert hat. Denn:
Drei Daten in der 80jährigen Geschichte des 1. Mai standen im Zeichen eines Sieges. 1907 feierte man die Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechtes, für das man seit 1890 neben der Forderung nach Achtstundentag und politischer Gleichberechtigung demonstriert hatte. 1945 prägte die Freude über das Wiedererstehen der Republik Österreich und die Etablierung der SPÖ als staatstragende Partei die Maifeier. 1970 endlich feierte man „den Anbruch einer neuen Epoche“, ausgelöst durch den sozialistischen Wahlsieg vom 1. März. Ungefähr 40.000 Wienerinnen und
Studenten mit ausgeprägtem Sinn für Unterhaltung wissen die (öffentlichen) Sitzungen des Hauptausschusses der österreichischen Hochschülerschaft an der Universität Wien schon seit langem ob ihrer turbulenten Szenen zu schätzen. Manchmal prügelt man einander sogar. Nicht ganz so arg, aber immerhin recht bewegt verlief die letzte Sitzung, als der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) und der Verband Sozialistischer Studenten (VSStö) einen Mißtrauensantrag gegen den Mandatar der österreichischen Studentenunion (ÖSU) und Vorsitzenden der ÖH. Wolfgang Stickler, einbrachten.Grund dafür
81 zu 79 — magische Zahl für die nächsten vier (?) Jahre, Ausdruck der Mentalität des österreichischen Wählers. Es widerstrebt ihm offenbar, einer Partei die klare Mehrheit zu geben und die andere von der Regierungsverantwortung auszuschließen. Mag auch die Führungsrolle von der einen Partei auf die andere übergegangen sein, so ist das Votum doch unschwer als Auftrag zu einer neuen großen Koalition zu interpretieren. Viele freilich wollen diese Regierungsform, die durch Versäumnisse, politischen Kuhhandel, Junktimsund extremen Proporz diskredidiert wurde, endgültig im
Charakteristikum der innenpolitischen Situation Österreichs ist die Polarisierung der Parteien in ÖVP und SPÖ. Die mangelnde Mobilität des österreichischen Wählers ergibt sich aus einem starken Traditionsbezug bei Wahlen, gepaart mit einer Wer-schimpft-der-kauft-Mentalität. Die landläufige Meinung, daß Kleinparteien keine Möglichkeit haben, Änderungen, so notwendig diese erscheinen, durchzusetzen, untermauert eine fast als sakrosankt zu bezeichnende Stellung der Großparteien.
Proportional zur Abnahme der direkten Kommunikation von Politikern mit dem „einfachen Fußvolk“ — soweit dieses nicht durch Parteiapparate erfaßt wird — stieg und steigt die Bedeutung von Meinungsforschungsergebnissen. Ein Großteil politischer Aussagen wird heute von Demoskopen diktiert. Auch die Einstellung zur zukünftigen Regierungsform bietet ein widersprüchliches und unklares Bild, das die Demoskopen vom österreichischen Wähler zeichnen.
Parteien präsentieren Programme und jugendliche Spitzenkandidaten, versprechen mehr Mitbestimmung und Demokratisierung, frischen Wind, Aufgeschlossenheit und Aktivität. Allenthalben vernimmt man das Buhlen um die Gunst der Jugend. Genauer gesagt, um jene Gruppe, die bei den Nationalratswahlen im März zum ersten Mal „zur Urne schreitet“.
Die am 3. November 1918 gegründete und damit die Bepublik Österreich an Alter übertreffende KPÖ zerfällt weiterhin. Vorläufig letzter Akt: der Austritt des Reformkommunisten Dr. Theodor Prager. Dieser, der seit 1959 dem Zentralkomitee der KPÖ angehört, teilte in den letzten Tagen des vergangenen Jahres seinen „werten Genossen“ mit: „Ich glaube, wir haben den Punkt erreicht, wo wir einander nichts mehr zu sagen haben.“ Damit zog er nach 35 Jahren in der und für die Partei einen Schlußstrich. Er hält es für „nicht mehr sinnvoll, einer Partei anzugehören, wo ich“ — wie er versichert — „zwar im engsten Kreis oder intern meinen Standpunkt vertreten kann, nicht aber die Möglichkeit hatte, diesen Standpunkt auch publik zu machen, ohne in schwersten Konflikt mit der Parteiführung zu kommen.“
Der Parteivorstand der SPÖ hat das von sozialistischen Experten und Studenten ausgearbeitete Hochschulkonzept einstimmig angenommen. In der äußeren Form an Wittgensteins „Tractatus logico-philoso- phicus“ orientiert, will dieses Programm eine radikale (und das steht nicht zwischen Anführungszeichen) Reform der bestehenden Universität bewirken. Bereits die als „Perspektiven“ bezeichnete Einleitung läßt keinen Zweifel am Ziel dieser Neugestaltung. Da „die traditionelle Universität der bürgerlichen Gesellschaft primär auf die Produktion von guten Staatsdienern konzentriert
Daß jede Art der Werbung ein integrierter Bestandteil der modernen Konsumgesellschaft ist, kann als Binsenweisheit bezeichnet werden, die als solche keiner näheren Ausführung bedarf. Das Niveau der inländischen Werbung aber ist — abgesehen von einigen „high-lights“ — manchmal problematisch, wenn man westeuropäische Maßstäbe anlegt. Auch darüber will die Werbewirtschaftliche Tagung, die derzeit stattfindet, diskutieren.Dr. Fröch, der Leiter einer Wiener Werbeagentur, bedauert diese Tatsache um so mehr, „weil viele Österreicher in den kreativen Abteilungen ausländischer
Seit dem 7. Mai 1969 liegt das Bundesgesetz über die Förderung der Verbesserung von Klein- und Mit-telwohnunigen (Wohnungsverbesse-rungsgesetz) als Regierungsvorlage im Parlament. Noch in diesem Jahr — als wahrscheinlicher Termin wird der Frühherbst genannt — soll dieses Gesetz, nach etwaigen Ergänzungen, im Nationalrat durchgezogen werden.Ziel dieser Vorlage ist, „die Errichtung oder die Ausgestaltung von der gemeinsamen Benützung dar Bewohner dienenden, einer zeitgemäßen Wohnkultur entsprechenden Anlagen in normaler Ausstattung; die Errichtung oder die Umgestaltung von