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Digital In Arbeit

Johanna Dagegen

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Noch glauben die Gewerkschaften, schrieb ich hier letzte Woche, es sich nicht leisten zu können, für eine Arbeitszeitregelung einzutreten, die nicht nur ihren Mitgliedern, sondern auch den Unternehmen Vorteile bringt.

Wie zur Bestätigung zog Johanna Dohnal (nach dem Abfassen, aber noch vor Erscheinen dieser Kolumne) gegen die Teilzeitbeschäftigung vom Leder. Man hört die Vorwürfe — und faßt sie kaum; fast müßte man annehmen, eine Horde Man-chester-Liberalisten sei im Wirtschaftsschlaraffenland eingefallen: Die Diskussion-über die Teilzeitarbeit werde, so Dohnal, von den Unternehmern nur geführt, um einer generellen Arbeitszeitverkürzung das Wasser abzugraben und um den Faktor Arbeit zu verbilligen (welche Teufelei!). Außerdem spielen oft (unhaltbare Zustände!) betriebliche Erfordernisse und nicht ausschließlich individuelle Wünsche eine Rolle bei der Entscheidung für Teilzeitarbeit.

Wodurch, glaubt Frau Dohnal, sind in den letzten Jahren Tausende Arbeitsplätze verloren gegangen? Etwa dadurch, daß der ,J?ak-tor Arbeit" (also die Personalkosten) zu billig war und zuviel Rücksicht auf die betrieblichen Erfordernisse genommen wurde? Wo ist der Unterschied zwischen der ,JStreckung" der vorhandenen Arbeit in einem Unternehmen im Wege der Teilzeitarbeit und der Aufteilung der Arbeit im Wege der generellen 35-Stunden-Woche, für die Frau Dohnal so heftig eintritt? Doch wohl nur der, daß im ersten Fall eine maßgeschneiderte Lösung in der Form einer Betriebsvereinbarung gefunden, im zweiten Fall aber eine undifferenzierte Regelung mit ungewissen volkswirtschaftlichen Auswirkungen angeordnet wird.

Vielleicht könnte der Betriebsratsobmann von BBC, wo gerade als Alternative zu einem weiteren Personalabbau für 400 Monteure eine flexible Jahresarbeitszeit eingeführt wurde, der Frau Staatssekretär einmal erklären, daß die Flexibilisierung der Arbeitszeit sehr wohl Arbeitsplätze retten kann.

Aber wahrscheinlich lohnt der Aufwand nicht, sich mit Frau Dohnal sachlich auseinanderzusetzen. Man wird das Gefühl nicht los, daß es Frau Dohnal nur darum geht, egal um was es sich dreht, irgendwelche Benachteiligungen für ihre Geschlechtsgenossinnen herauszulesen.A n-ders kann ich es mir nicht erklären, daß es ihrer Meinung nach ein weiterer ,J>!egativ-punkt" der Teilzeitarbeit ist, daß die derzeit Teilzeitbeschäftigten überwiegend Frauen sind. Fällt der Frau Staatssekretär dafür wirklich keine harmlose, ideologisch unverdächtige Erklärung ein?

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