Dohnal - © Fritz Kern

Für einfache Frauen

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Sabine Derflinger hat mit „Die Dohnal“ einen Dokumentarfilm über Österreichs einstige Frauenministerin gedreht und findet: Politiker von heute machen keine Frauenpolitik mehr.

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Sabine Derflinger hat mit „Die Dohnal“ einen Dokumentarfilm über Österreichs einstige Frauenministerin gedreht und findet: Politiker von heute machen keine Frauenpolitik mehr.

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Sie war vielleicht die zentrale politische Figur für Feminismus und Frauenpolitik in der Zweiten Republik: Johanna Dohnal, ehemalige Frauenministerin im unermüdlichen Einsatz für die Rechte von Frauen, hat ein filmisches Denkmal bekommen: „Die Dohnal“ von Regisseurin Sabine Derflinger fängt in launiger Manie ein, was längst auf die große Leinwand gehört hätte: Dohnals Wesen einer unnachgiebigen, aber korrekten, streitbaren, nahbaren und engagierten Kämpferin für die Gleichstellung der Frau, gespickt mit legendären Archivaufnahmen und Interviews. Ein intensives Porträt und ein wichtiger Beitrag für Öster reichs politische Gegenwart.

DIE FURCHE: Frau Derflinger, welche Erinnerungen haben Sie an Johanna Dohnal?
Sabine Derflinger:
Ich komme ja aus der Provinz, und habe viele ihrer Stationen über die Medien verfolgt, die heißen Debatten um ihre Person. Dort, wo ich aufwuchs, war das Wort Feminismus unbekannt. Mit 16 musste ich einen Freund fragen, was das überhaupt ist. Oder Emanzipation. Ich kannte diese Begriffe nicht. Und googlen konnte man das nicht (lacht). Ich habe viel von Johanna Dohnal gelernt, aber habe das alles erst retrospektiv gemerkt, denn damals sah ich das mit anderen Augen.

DIE FURCHE: War Ihr Blick damals naiver?
Derflinger: Ich weiß nicht. Gespürt habe ich schon von klein auf, dass es da einen Unterschied gibt zwischen Männern und Frauen. Ich besuchte eine Klosterschule,
und die Regeln waren sehr traditionell. Ich durfte dort als Mädchen zum Beispiel keine Hosen tragen. Dass für Buben andere Regeln galten, war mir sehr früh klar. Wobei man mir als Kind schon immer sehr viele Buben­Eigenschaften zugeschrieben hat. Ich hab mich zum Beispiel gern geprügelt, ich habe herumkommandiert, immer Entscheidungen getroffen. Ich hörte damals oft: Wärst du ein Bub, wäre das alles okay, aber als Mädchen geht das nicht.

DIE FURCHE: Genannte Eigenschaften sind die richtigen für den Beruf als Regisseurin, mit Ausnahme des Prügelns vielleicht.
Derflinger:
Ja, das stimmt. Wobei ich einen Führungsstil am Set habe, der nicht so klassisch ist: Ich bin jemand, der gerne mit allen Departments spricht und möglichst alle am Set miteinbezieht. Aber am Ende bin ich diejenige, die die Entscheidungen trifft.

DIE FURCHE: Was ist von Johanna Dohnal geblieben, wofür sollte man sie feiern?
Derflinger:
Das begann noch vor ihrer Zeit in der Regierung, als sie sich für die Fristenlösung stark machte und wir daher inÖsterreich heute eine ganz andere Regelung haben als etwa in Deutschland. Es gab die große Familienrechtsreform, ohne die gar nichts möglich gewesen wäre. Damals wurde der Mann als Oberhaupt der Familie abgeschafft, und Dohnal hat sich voll ins Zeug gehaut, das auch rechtlich komplett umzusetzen. Alle ihre Maßnahmen haben die Situation der Frauen verbessert.

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