Der Weg der Frauen
Greta Gerwigs neuer Film „Little Women“ erzählt von der Frauwerdung von vier Töchtern zur Zeit des US-Bürgerkriegs. Eine authentische Romanverfilmung mit vielen Bezügen ins Heute.
Greta Gerwigs neuer Film „Little Women“ erzählt von der Frauwerdung von vier Töchtern zur Zeit des US-Bürgerkriegs. Eine authentische Romanverfilmung mit vielen Bezügen ins Heute.
Dass Greta Gerwig nicht nur schauspielern kann, sondern auch im Regiefach eine (angehende) Institution ist, hat sie vor zwei Jahren mit „Lady Bird“ bewiesen – ihr Debütfilm heimste gleich fünf Oscar-Nominierungen ein. Mit „Little Women“ fährt sie in dieser Weise fort: Sechsmal findet sich ihr neues Opus auf den Nominierungslisten für den diesjährigen Oscar – darunter für den Besten Film, die Beste Hauptdarstellerin (Saoirse Ronan), Beste Nebendarstellerin (Florence Pugh), die Beste Filmmusik (Alexandre Desplat).
In „Little Women“ verfilmt Gerwig keine eigene Story, sondern den gleichnamigen (Mädchen-)Roman von Louisa May Alcott aus 1868/69. Und ebenfalls wie bei „Lady Bird“ winkt auch diesmal Gerwig ein Drehbuchpreis bei den Oscars, diesmal eben für die Adaption der literarischen Vorlage. Alcotts Roman erzählt von vier jungen Frauen und ihrer Mutter im Bürgerkriegsamerika. Die Zeitläufte (der Vater kämpft im Civil War) bringen es mit sich, dass sich die familiäre Frauengruppe selbst ihren Lebensweg bahnen muss – was im Korsett der gesellschaftlichen Verhältnisse gar nicht leicht wird. Die Coming-of-Age-Geschichte ist gleichzeitig eine Emanzipations-Erzählung, in der sich mühelos Bezüge zum Heute, in dem es für Frauen immer noch nicht so rosig ist, wie es in Sachen Gleichberechtigung theoretisch sein sollte, finden lassen.
Der Stoff ist längst in die Filmgeschichte eingegangen, der ersten Verfilmung durch George Cukor aus 1933 (u. a. mit Katherine Hepburn), folgten weitere Adaptionen fürs Bewegtbild anno 1949 (mit Liz Taylor und Janet Leigh), 1978 (fürs Fernsehen) und zuletzt 1994, als Gillian Armstrong den Stoff unter dem Titel „Betty und ihre Schwestern“ mit Winona Ryder auf die Leinwand brachte. Gerwig muss also gegen diese historische Konkurrenz bestehen – und es gelingt ihr auch: „Little Women“ erzählt die Jahre des Erwachsenwerdens der vier Töchter der Familie March, die mit ihrer Mutter Marmee (Laura Dern) in Neuengland aufwachsen. Der Blickwinkel der Erzählung ist jener von Jo, der Ältesten (Saoirse Ronan), einer Lehrerin, die nicht nur ein Auge auf ihre Schwestern haben muss, sondern sich auch selber ihr Leben und vor allem ihre Liebesfähigkeit zu erarbeiten hat.