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"Lass uns reden": Film zum Thema Abtreibung

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Im Film „Lass uns reden“ wird versucht, den unterschiedlichen Aspekten beim Thema Abtreibung gerecht zu werden. Das gelingt nur zum Teil.

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Im Film „Lass uns reden“ wird versucht, den unterschiedlichen Aspekten beim Thema Abtreibung gerecht zu werden. Das gelingt nur zum Teil.

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Seit ein vertraulicher Gutachtenentwurf des Richters Samuel Alito publik wurde, wonach der Supreme Court das US-Abtreibungsrecht von 1973 kippen könnte, gehen die Wogen hoch. Beim Thema Schwangerschaftsabbruch prallen nicht nur in der US-amerikanischen Gesellschaft Werte und Ansichten bzw. religiöse Überzeugungen und weltanschauliche Haltungen aufeinander.

Der Wiener Dokumentarfilmer Tamás Kiss (bereits zweimal in Cannes ausgezeichnet) versucht diesen Zwiespalt in „Lass uns reden“ zu beleuchten, indem er vorwiegend Frauen, die abgetrieben haben, deren Männer oder Beraterinnen (von der Ärztin bis hin zur Seelsorgerin) zu Wort kommen lässt.

Wissenslücken und Optionen

Jene Abschnitte, in denen Abtreibung sachlich oder aber subjektiv emotional reflektiert wird, bestechen mit einem hohen Informationswert. Etwa die Darstellung der unterschiedlichen Beweggründe. „Ich hatte das Gefühl, dass das Kind mein Leben bedroht, meine Pläne bedroht“, sagt eine der Protagonistinnen. Das Gefühl von Bedrohung ist symptomatisch für viele der Interviewten und identifiziert strukturelle gesellschaftliche Probleme, mit denen (meist junge) Frauen zu kämpfen haben bzw. hatten.

Während eine Frau von ihrer dysfunktionalen Partnerschaft berichtet, beschreibt die andere ihre Befürchtung, am Ende mit Kind, dafür aber ohne Ausbildung oder Studienabschluss dazustehen.

Vielen setzte die Vorstellung zu, ein Kind in einer prekären Lebenslage großziehen zu müssen. Zudem assoziierten die Akteurinnen das Nichtvorhandensein von Unterstützung. Einerseits weil ihnen gelungene Elternschaft unmöglich erschien, andererseits weil auch die Herkunftsfamilie oder das sonstige soziale Umfeld nicht jenen Beistand zu geben bereit war, den es gebraucht hätte.

Sichtbar wird zudem, dass Hilfsangebote von staatlicher Seite bzw. durch vergleichbare Träger entweder nicht in dem benötigten Umfang vorhanden sind oder es zu wenig Wissen darüber gibt, was diese für Mütter und Kinder im Alltag tatsächlich leisten könnten. Vielmehr wird darüber berichtet, dass es die Gynäkologen waren, die ungewollt Schwangere, fast zeitgleich mit der Diagnose, auf die Option Abtreibung aufmerksam gemacht haben.

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