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Note 5 für Ehemänner

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In einem Artikel in der Zeitschrift „Welt der Frau” hatte der Vorsitzende der Katholischen Männerbewegung Österreichs, Johannes Farnleitner, die Leserinnen aufgefordert, in Leserbriefen zum Thema „Bessere Ehemänner -bessere Väter” ihre Erfahrungen mitzuteilen. Derfol-gende Beitrag faßt die in 60 Briefen ausgedrückten Reaktionen zusammen.

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In einem Artikel in der Zeitschrift „Welt der Frau” hatte der Vorsitzende der Katholischen Männerbewegung Österreichs, Johannes Farnleitner, die Leserinnen aufgefordert, in Leserbriefen zum Thema „Bessere Ehemänner -bessere Väter” ihre Erfahrungen mitzuteilen. Derfol-gende Beitrag faßt die in 60 Briefen ausgedrückten Reaktionen zusammen.

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Viele Briefe sind Ausdruck von Enttäuschung und Resignation. Da und dort klingt auch durch, daß das Zusammenleben in Ehe und Familie gelingt, daß Ehe mehr ist als nur ein Miteinander-wohnen, daß sie getragen sein muß von der Harmonie des Lebens und der Liebe.

Aber offenkundig haben sich vor allem jene Frauen — aus dem katholischen Bereich — gemeldet, deren Ehe nicht so gelingt, wie sie das erwartet haben. Insofern muß man wohl von einer gewissen Einseitigkeit sprechen.

Aus den Briefen läßt sich entnehmen, daß jüngere Ehepaare offenkundig die Probleme ihrer Ehe besser bewältigen als ältere Eheleute. Man gewinnt den Eindruck, daß mit zunehmenden Jahren die Gefahr besteht, daß das Miteinander zu einem Nebeneinander oder gar Gegeneinander wird.

Offenkundig trifft viele Ehen der Vorwurf, den eine Frau so formuliert: „Im Gespräch mit vielen Frauen mußte ich immer wieder die Erfahrung machen, daß es in durchaus intakten Ehen das Fehlen dreier Dinge gibt, das Frauen leiden läßt:

Mangel an Zuwendung, Mangel an Zärtlichkeit, Mangel an partnerschaftlichem Verhalten.”

• Zuwendimg: Viele Frauen äußern, daß der Mann neben der Familie dahinlebt. „Er spricht nicht über seine persönlichen Gedanken, Sorgen oder auch Geldprobleme mit mir. Nie beginnt er ein solches Gespräch, immer muß ich alles aus ihm herausfragen, was er, glaube ich, als lästig empfindet.”

Er sollte „auch einmal seiner Frau recht geben, sich entschuldigen oder mit ihr ein Problem ausreden... den Mut haben, seine Meinung mit seiner Frau zu diskutieren, auch einmal einen Fehltritt einzugestehen, denn er ist auch nur ein Mensch.”

Eine andere Frau: „Am Abend hatte er mit seinen Genossenschaften und Vereinen oft eine Ausrede, wegzugehen. So war ich viel allein mit den kleinen Kindern. Mit der Arbeit war ich oft überfordert, und ich fühlte mich oft grenzenlos allein und verlassen.”

Eine 54jährige Witwe schreibt: „Meine immer größer werdende Verzweiflung im Lauf der Ehejahre — Ratlosigkeit, Depression — wurde vom Mann nicht ernst genommen, als .typisch weibliche' Unzufriedenheit, Uberempfindlichkeit usw. abgetan.”

Die Zuwendung erschöpft sich offenkundig bei manchen Männern in der materiellen Versorgung der Familie; das Einbringen seines Lebens und Liebens in Ehe und Familie bleibt manchmal auf der Strecke.

• Zärtlichkeit: Oft wird die Klage laut, daß Männer zuwenig oder keine Zärtlichkeit kennen, obwohl dies ein Zeichen reifer Liebe sein müßte. „Warum ist manche Frau für den Ehemann nur Köchin oder Putzfrau? Sie getraut sich ihre Wünsche nach Zärtlichkeit nicht zu äußern, sondern muß nur dasein, wenn er es braucht.”

„Worunter ich wirklich leide, ist die Unfähigkeit meines Mannes, Gefühle zu äußern. Er zeigt nie spontane Gesten der Zuneigung. Auch wenn er mich einmal streichelt oder küßt, so versucht er dabei, möglichst unbeteiligt dreinzuschauen.”

Ob dies mit dem Klischeedenken des Mannes zusammenhängt, Gefühle seien etwas Unmännliches und deshalb nur Frauen zuzugestehen? Oder ist es auch eine Folge der Erziehung ohne Zeichen von Zärtlichkeit?

Eine Frau schreibt: „Mein Mann war (bei der Geburt) dabei, da unsere Tochter daheim geboren wurde. Er hat nicht ein Wort oder irgendeine kleine Zärtlichkeit für mich übrig gehabt... Ungeheuer gern hätte ich wenigstens am Anfang meiner Ehe einmal gehört: ilch hab dich gern', aber mein Mann hat leider nur gewußt: ,Du mußt dich ändern, du mußt eine Wendung machen um 180 Grad.”' # Partnerschaft: Für diesen Bereich ehelichen Lebens klingen immer auch positive Äußerungen an, ja in Einzelfällen sprechen Frauen von echtem Gelingen von Partnerschaft. So heißt es einleitend zu einer Laudatio auf den Mann: „Ich möchte nicht nörgeln oder schimpfen, sondern gute Eigenschaften aufzeigen. Ich habe nämlich einen — für mich — idealen Ehemann. Am wichtigsten erscheint mir seine Grundeinstellung: Mann und Frau sind gleichwertig.”

In einem anderen Brief steht: „Ich bin mit meinem Mann sehr zufrieden... Wir besprechen buchstäblich alles miteinander.”

Aber der Grundtenor der Briefe ist traurig, ja triste, wenn all das stimmt, was sich da Frauen von der Seele schreiben. So z. B.: „Ich habe wegen der Männer schon sehr viele Tränen vergossen, und zwar nicht aus unglücklicher Liebe, sondern weil die Männer die Frauen beherrschen wollen. Nur was sie machen, ist richtig, ob es jetzt Ehemann, Priester oder Pfarrgemeinderat ist.”

Mangelnde Partnerschaft

Oder: „Ich hatte durch die Beziehung zu meinem Mann die Beziehungen zu anderen Menschen aufgegeben... Ich habe durch Äußerungen meines Mannes viele Demütigungen erlebt... Im sexuellen Bereich habe ich die völlige männliche Dominanz erlebt.”

In allen Bereichen ist offenkundig ein Mangel an Respekt oder Ehrfurcht vor dem Menschen und der Würde des Partners spürbar. Vielleicht auch ein Mangel an Einfühlungsvermögen in die Psyche und Eigenart der Frau. Oder schlicht Überheblichkeit in Denken und Reaktion. Eine Frau fordert das „Uberdenken der Menschenrechte - deren Anwendung auf Frau und Kinder... irgendwie fühle ich mich mit 54 Jahren nur mehr als eine Art , Wegwerf -frau*”.

Die partnerschaftlichen Wünsche gehen oft sehr ins Konkrete. So haben fünf Haufrauen gemeinsam folgenden Katalog erstellt # partnerschaftliche Gemeinsamkeit: „Es war wohl manches Gemeinsame, was uns vor den Traualtar brachte. Jeder entwik-kelt sich in der Ehe weiter auf seine Weise...”

Tyrannei mit dem Geld

• Erziehung: „Ihr sollt euch mehr für Kinder und Erziehung verantwortlich fühlen.”

• Freizeitgestaltung in der Familie: „Vorschläge sollten gemeinsam erarbeitet werden.”

• Offene Geldgebarung: „Es wäre selbstverständlich, daß Frauen jederzeit und unkontrolliert Zugang zu Sparbüchern, Konten etc. haben.” Übrigens ein Anliegen, das oft wiederkehrt. So etwa der Appell: „Männer, zwingt eure Frauen nicht in die Rolle einer Sklavin, die um alles zu betteln hat!”

• Anerkennung: „Schenkt eurer Frau und euren Kindern hin und wieder ein freundliches Wort oder eine Prise Anerkennung.”

Einige Male wird eine doppelbödige Moral angesprochen: „In bezug auf die eheliche Treue ist mein Mann einer unter vielen, die es damit nicht ernst nehmen.”

Eine tragende Rolle partnerschaftlichen Lebens wird dem Gespräch zugesprochen. „Sie müssen sprechen lernen — nicht brüllen oder schweigen, sich selbst beherrschen — nicht andere.”

Ein gutes Gespräch gelingt nicht immer. „Was mich an vielen Männern stört, ist, daß sie glauben, mich ständig belehren zu müssen, alles besser und realistischer zu wissen.”

Des öfteren klingt an, daß gemeinsames Gebet und das religiöse Gespräch tragende Pfeiler gemeinsamen Lebens seien. Freilich bleibt es oft beim Wunsch: „Was ich mir ganz besonders wünsche, wären Männer, die ohne großes Aufsehen und Gerede ihr Leben aus dem Glauben und der Nachfolge Christi gestalten und so zur Verbesserung und Neugestaltung unseres Lebensstils beitragen.”

Abschließend meine ich: Es wäre dringend nötig, eine persönliche Gewissenserforschung zu machen, um das eigene Verhalten zu prüfen.

Der Autor ist geistlicher Assistent der Katholischen Männerbewegung Österreichs.

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