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Ehe ist viel mehr

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Viele Menschen bemühen sich in ihrer Ehe, haben Sehnsucht nach mehr, wissen aber nicht, wie sie das verwirklichen sollen. „Marriage Encounter“ versucht eine Antwort zu sein auf die Sehnsüchte und Nöte jener Menschen, die in ihrer Ehe eine ehrliche, tiefe, vertrauensvolle Beziehung leben wollen.

Vielen Paaren fehlt vor allem Bestätigung und Ermutigung, weiter in ihre eheliche Beziehung zu investieren. Gerade das braucht Ehe, ist sie doch der Ort, wo alltäglich Liebe eingeübt, Verzeihung und Versöhnung erfah-

ren, Geborgenheit gegeben und Annahme geschenkt wird.

Die meisten Paare machen solche Erfahrungen. Ihre Bedeutung für die eigene Ehe und für die Kirche ist ihnen aber nicht bewußt. Viele haben noch nie die Wichtigkeit ihrer Ehe für die Kirche gespürt, auch nie gemerkt, daß die Kirche ein vitales Interesse daran hat, daß ihre Ehe nicht dahinvegetiert, sondern lebendiger und stärker wird, damit diese Kirche wieder zu dem Zeichen wird, das die anderen erkennen: Seht, wie sie einander lieben!

Marriage Encounter möchte aber auch konkrete Impulse für den Ehealltag geben. Sie beinhalten letztlich eine Einladung zur dreifachen Umkehr — im Sinn von Bekehrung und Versöhnung: Umkehr zu sich selbst, zum Partner und zu Gott und seiner KircHer;^

Diese Umkehr ist niemals end->. gültig und muß immer wieder neu unternommen werden. Ihre Auswirkungen kann jedes Paar an sich selbst feststellen: Abbau der Tabubereiche, des „Unter-den-Teppich-Kehrens“, des Sicherheitsstrebens in der Beziehung, des .Jlecht-haben-Wollens“, der Einsamkeit und der Resignation der Partner. Gleichzeitig wachsen Liebe, Offenheit, Vertrauen und die Bereitschaft, Krisen auszutragen und Schmerz durchzustehen.

Folgendes erwies sich als wichtig für die Ehe:

• Jeder Partner braucht die Erfahrung: Ich bin, so wie ich bin, wichtig für meinen Partner. Wenn zwei heiraten, haben sie die ehrliche Absicht, einander glücklich zu machen. Sie geben einander — manchmal auch unausgesprochen — die Zusage: Du bist für mich lebenswichtig. Die Hoffnung, die daraus wächst, ist auch nach schwierigen Ehezeiten noch vorhanden, wenn auch vielleicht schon verschüttet. Eine Neuzusage ist immer wieder nötig.

• Ich muß lernen, meine Sehnsüchte, Hoffnungen, Ängste, Gefühle zuzulassen. Ich muß lernen, von mir zu sprechen, mich zur Sprache zu bringen. Ich mache meinem Partner ein großes Geschenk, wenn ich ihm an diesem wesentlichen Teil meiner Persönlichkeit Anteil gebe. Ja, ich mache damit mich zum Geschenk.

Meine Gefühle sagen nämlich viel mehr über mich aus als über meinen Partner und sein Verhalten. Ich bin dafür verantwortlich, wie ich mit meinen Gefühlen und Nöten umgehe. Denn meine Gefühle sind moralisch wertfrei, mein Verhalten aber nicht.

• Ich muß lernen, meinem Partner zuzuhören, zu hören, wie er seine tägliche Wirklichkeit erlebt. Das erschöpft sich nicht darin, die

letzten Sätze wiederholen zu können oder auf alles möglichst perfekt zu antworten. Der Partner und seine Betroffenheit stehen im Vordergrund.

Zuhören muß gelernt und eingeübt werden - mit den Augen, Ohren, Händen und dem Herzen. Dann kann der Partner erfahren: Ich bin dir gut. Ich will, daß du Leben hast - in Fülle.

• Mein Partner ist wichtiger als alle Probleme der Welt. Probleme gibt es in einer Ehe immer. Manche kommen von außen, manche entstehen aus derr Beziehung. Wichtig ist, daß beide miteinander für die Lösung der Probleme verantwortlich sind, daß ich nicht jemand geheiratet habe, der^nir alle Probleme löst, sondern der sein Leben mit mir riskiert.

• Ich muß lernen, meine Liebe durch meine Zärtlichkeit und Sexualität auszudrücken. Uber die eigenen Gefühle, Nöte oder Sehnsüchte in diesem Bereich miteinander zu sprechen, fällt vielen schwer - auch Zärtlichkeit vor anderen.

Gerade durch die allgemeine sexuelle Freizügigkeit glauben viele Paare, sie seien die einzigen, die hier Probleme haben. Dabei brauchen wir gerade hier Ermutigung.

• Ich muß meinem Partner das Schöne und Wertvolle, das in seiner Person und seinem Leben sichtbar wird, bewußtmachen. Dadurch bekommt er Mut und kann seine positiven Eigenschaften weiter entfalten. Umgekehrt heißt das, Kritik und Nörgeln zu beenden (keine Revanchefouls!).

• Wenn Menschen miteinander eine intensive Beziehung lebeiv sind sie auch offen für die Mitmenschen und für Gott. Religiöses Leben beginnt, wenn ich sage: Ich glaube an Deine Liebe.

Wie ich mit meinem Mann, meiner Frau umgehe, gehe ich im letzten auch mit meinen Kindern, Kollegen, Mitchristen um. Aber ich kann vieles in der Geborgenheit der Liebesbeziehung zu meinem Partner lernen, was dann andere wohltuend spüren. Und wenn Jugendliche nichts von der Ehe halten, dann ist die Frage, welche Ehe sie bei uns miterleben.

Anni und Erhard Hayer sind Mitbegründer von „Marriage Encounter“ in Osterreich.

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