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Digital In Arbeit

Damit gute Ehen besser werden

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„So eine gute Ehe", davon waren Freunde und Verwandte überzeugt. Kein Streit, keine Unstimmigkeiten -dazu hieß es plötzlich: „Wir lassen uns scheiden."

Wieviele bemühen sich, eine gute Ehe zu führen, langsam aber geht jeder seinen Weg. Dann kommt der Moment, und einer bricht aus.

Sagt ein Partner: „Ich brauche meine Freiheit", so bedeutet das eigentlich: „Du bist mir nicht mehr wichtig." Wenn einer glaubt, ein besonderes Recht auf Schlafen und Essen zu haben, Meinungsaustausch aber kaum mehr gefragt ist, dann ist das fast schon nur noch ein Junggesellenleben zu zweit.

Auch in der kirchlichen Arbeit muß man immer wieder die schmerzliche Erfahrung machen, daß die Ehepaare zu gern getrennt in Männer- und Mütterrunden eingesetzt werden. Nicht selten kommt es dann zu den ausgesprochenen „Apostolatswitwen", die Abend für Abend mit den Kindern allein zu Haus sitzen.

Wie oft wird nicht ein Mann belächelt, der offen sagt: „Das will ich erst mit meiner Frau besprechen." Die Umwelt müßte zur Kenntnis nehmen, daß die beiden nicht nur in Ausnahmefällen miteinander leben wollen.

Ein spanischer Geistlicher machte die Erfahrung, daß er, wenn er Jugendlichen helfen wollte, bei den Eltern ansetzen mußte. Zusammen mit einigen amerikanischen Priestern und zwei Ehepaaren entwarfen sie das sogenannte „Marriage Encounter" („Ehebegegnung"), ein Wochenende für Ehepaare.

Es geht darum, alltägliche Ehert besser zu machen, daß man wieder miteinander redet und nicht schweigt, daß man erkennt, nicht alles perfekt machen zu müssen, und trotzdem geliebt wird.

Das Ehepaar Anni und Erhard Hayer hat „Marriage Encounter" vor zwei Jahren in Belgien kennengelernt und im März 1979 das erste Wochenende in Österreich arrangiert. Solche werden in Laxenburg bei Wien bei den Kreuzschwestern gehalten. Dort gibt es Zweibettzimmer, die in manchen katholischen Häusern kaum zu finden sind. Bisher haben zehn Begegnungswochenenden stattgefunden. Das nächste soll es in Oberösterreich geben.

International gesehen, haben bereits zwei Millionen Paare an so einer „Ehe-' begegnung" teilgenommen. Pro Jahr rechnet man mit 400.000, allein in Europa erleben es etwa 20.000 Paare im Jahr.

10 bis 18 Ehepaare treffen sich an so einem Wochenende. Auch Priester werden dazu eingeladen, damit diese lernen, mit ihrer Gemeinde in Gemeinschaft zu leben.

Drei Ehepaare und ein Priester bilden das Team, das für die Gäste die Impulse gibt. Sie erzählen aus ihrem Leben. Nach jedem Teamgespräch werden konkrete Fragen gestellt, etwa: Wer bin ich? Wo haben wir große Nähe erlebt, gemeinsame Enttäuschungen gehabt?

Aufrichtig soll Positives und Negatives miteinander besprochen werden. Die Paare teilen nichts mit. Was sich in ihrer Beziehung abspielt, ist dann eine ganz intime Erfahrung des Paares.

Erhard Hayer sagte: „Wir geben ihnen eine Schaufel in die Hand, um verschüttete Schätze auszugraben."

„Manchmal brauchen sie aber nur ein Staubtuch", meint Anni Hayer lächelnd.

„Marriage Encounter" ist nicht für kranke Ehen geschaffen, sagt das Ehepaar. „Es ist eher eine Kneippkur für Gesunde, um die Gesundheit zu festigen. Garantien können wir keine abgeben, aber vielleicht doch eine gewisse Immunisierung erreichen."

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