Frau - © Foto: Stadtkino

Drei Orte, drei Frauenleben

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Die in Wien lebende syrische Filmemacherin Sara Fattahi legt nach „Coma“ (2016), in dem sie drei Frauen im kriegsgeschüttelten Damaskus porträtiert, wieder einen Filmessay vor, der von Frauenschicksalen erzählt, die auf der syrischen Tragödie fußen. In „Chaos“ verwebt sie drei Frauenleben in drei Städten – Damaskus, Schweden, Wien. Die erste Frau legt in Damaskus in der abgedunkelten Wohnung dem im Krieg getöteten Sohn das Gewand allmorgendlich aufs Bett – eine Existenz abgeschottet von den anderen Leben in der arabischen Metropole. Die zweite Protagonistin hat es nach Schweden verschlagen. Dort versucht sie, in ihren Malereien das erlebte Trauma aufzuarbeiten, indem sie geradezu unermüdlich Collage um Collage macht.

Das dritte Frauenschicksal findet in Wien einen Zufluchtsort, auch dieses zwischen Überleben und Nichtleben angesiedelt. Und mit Anklängen an und Zitaten von Ingeborg Bachmann – aus einem Radiointerview der Dichterin von 1971 –, die auch eine kriegsverwundete Existenz war, schlägt Fattahi eine Brücke in die heimische Nachkriegszeit, die mit der syrischen Kriegserfahrung korrespondiert.

Es ist diese Konfrontation der syrischen Wirklichkeit mit den Wirklichkeiten des Exils in Schweden wie in Wien, mit denen Fattahi
in „Chaos“ spielt und arbeitet. Die Erfahrungen der drei Frauen mögen auf den ersten Blick unterschiedlich sein, in den Fragen des (Über-)Lebens entwickeln sich aber Korrespondenzen und Näherungen, die zeigen, dass Grundfragen und Grundbedürfnisse auch an unterschiedlichen Orten vergleichbar werden. Angst, Gewalt und die Schmerzen des Erlebten bestimmen hier wie dort den alles andere als einfachen Alltag. Fattahi hat den Anspruch, den sie in „Chaos“ zu erfüllen sucht, so formuliert: „Es ist der Versuch, die Wahrheit einer Todesangst zu vermitteln und eine letzte Möglichkeit, sich mit der Katastrophe auseinanderzusetzen.“ Man konzediert ihrem Filmessay, dass er diesem Anliegen bestechend gerecht geworden ist.

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