Geld - © Foto: Pixabay

Frauentag: Mehr Geldbewusstsein für Frauen

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Die steigende soziale Ungleichheit betrifft Mütter besonders stark. Ein Gespräch mit der Autorin und Soziologin Birgit Happel anlässlich des internationalen Frauentages am 8. März.

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Die steigende soziale Ungleichheit betrifft Mütter besonders stark. Ein Gespräch mit der Autorin und Soziologin Birgit Happel anlässlich des internationalen Frauentages am 8. März.

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Die deutsche Soziologin Birgit Happel ermutigt Frauen zu neuem Geldbewusstsein. Im Schnitt verdienten Frauen im Jahr 2020 um 12,7 Prozent weniger als Männer. Besonders Mütter sind häufig von Altersarmut betroffen, warnt die Arbeiterkammer. In ihrem Buch „Auf Kosten der Mütter“ rät Happel zu einem selbstbewussten Umgang mit der eigenen Geldbiografie, um die Mütterdiskriminierung am Arbeitsmarkt zu beenden.

DIE FURCHE: Warum braucht es ein Buch über finanzielle Selbstbestimmung, das sich explizit an Frauen richtet?

Birgit Happel: Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der unbezahlten Arbeit, die in der Sozialversicherung nicht ausreichend abgesichert ist. Auch sind sie als Fürsorge-Leistende struktureller Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt. Sie müssen sich also wappnen, um bei der Familiengründung oder bei der Übernahme von Pflegeverantwortung nicht ihre Existenz zu gefährden.

DIE FURCHE: Die Themen Finanzbildung und Chancengleichheit beschäftigen Sie seit vielen Jahren. Welche Erkenntnis dazu hat Sie bei der Recherche zum Buch am meisten überrascht?

Happel: Ich finde es frappierend, dass wir immer mehr empirische Evidenz zur ökonomischen Geschlechterungleichheit haben und sich die Rollenbilder und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dennoch nur im Schneckentempo ändern. Ein Kind zu bekommen, sollte kein biografisches oder sogar existenzielles Risiko für eine Frau darstellen.

DIE FURCHE: Wie unser Umgang mit Geld ist, ob wir überhaupt über Geld sprechen, hat mit unserer Geldbiografie zu tun. Wie können wir diese positiv beeinflussen?

Happel: Es hilft, sich mit der eigenen Geldgeschichte zu beschäftigen und die Geldbiografie zu rekonstruieren. Wie war meine Gelderziehung? Was wurde mir zuhause zum Thema Geld vermittelt? Spannend ist auch das, was nicht gesagt wurde oder eine ambivalente Bedeutung hatte. Dazu kommen eigene Gelderfahrungen und Einflüsse aus Medien und Peergruppen. So bilden wir nach und nach unsere eigenen Geldeinstellungen aus. Wer eher negative Geldeinstellungen bei sich beobachtet, sollte versuchen, diesen auf den Grund zu gehen und gezielt entgegenzusteuern. Das bedeutet auch, die eigenen Werte zu reflektieren, Widerstände zuzulassen und sich mit der eigenen Lebensgeschichte auseinanderzusetzen. Wichtig ist auch eine gewisse finanzielle Bildung, zum Beispiel, um Börsenmythen zu entkräften und Anlegen zu lernen.

DIE FURCHE: Was ist, wenn die Geldbiografien in der Partnerschaft nicht zusammengehen? Wie lassen sich Konflikte um Geld vermeiden?

Happel: Auch hier hilft es, zu hinterfragen, warum der Partner oder die Partnerin dieses oder jenes Verhalten an den Tag legt und zu schauen, was das mit einem selbst zu tun hat. Man muss die eigenen Projektionen erkennen und selbstreflexiv denken. Was auch wichtig ist: klare Absprachen, Transparenz beim Geld und sich den „Gewinn“ des anderen Verhaltens immer mal wieder vor Augen zu führen. Gerade das, was uns am anderen stört, ist ja oft das, was wir selbst nicht leben. Wenn eine Person sehr sparsam ist, profitiert sie auch von der Großzügigkeit des Gegenübers, etwa, wenn sie sich einen Theaterbesuch selbst nicht gegönnt hätte. Umgekehrt kann die Sparsamkeit des einen ein Korrektiv für ungezügelte Ausgaben des anderen sein.

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