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DÜNNE LUFT IN OBEREN ETAGEN
Dicke Luft herrschte in den Verhandlungsräumen, als in den vergangenen Wochen über gesetzliche Maßnahmen zur Gleichstellung von Mann und Frau im Berufsleben unter Führung von Ministerin Johanna Dohnal (SP) verhandelt wurde.
Dünn ist die Luft für Frauen im Berufsleben, besonders für diejenigen in den oberen Management-Rängen. Entgegen den Verheißungen von den neunziger Jahren als dem „Jahrzehnt der Karriere-Frauen" gibt es nämlich in den Betrieben für weibliche Mitarbeiter meist noch immer den Karriere-Knick. Bevor sie wirklich nach oben kommen, wird der Weg abgebogen.
Und dies, obwohl die Frauen noch nie so gute Bildungschancen hatten wie heute; obwohl sie diese Chancen auch kräftig wahrgenommen haben.
Bei einen Symposion in Wien hat das „Managementinstitut der Industrie" (MDI) die tatsächlichen Verhältnisse auf den Tisch gelegt. Was da berichtet wurde, stimmt nicht gerade euphorisch: Derzeit sind die Frauen nur mit einem Anteil von zwei bis drei Prozent im mittleren und oberen Management vertreten.
Zwar können die Unternehmen es sich noch leisten, auf die Qualitäten der Frauen zu verzichten. Wirtschaftsforscher prognostizieren aber, daß bis zum Jahr 2000 in Österreich etwa 50.000 qualifizierte Führungskräfte benötigt werden... So werden die Unternehmen schon aus personalwirtschaftlichen Gründen nicht mehr auf die vorhandenen, aber nicht genützten Fähigkeiten ihrer Mitarbeiterinnen verzichten können.
Befinden wir uns also doch im Jahrzehnt der Karriere-Frauen? Vermutlich ja. Aber die Gleichstellung im Management wird dann die Folge von wirtschaftlichen und personalpolitischen Erfordernissen sein und nicht so sehr das Resultat von einer „Frauenpolitik" ä la Dohnal. Obwohl es den Frauen wahrscheinlich egal ist, wem oder was sie ihre
Chancen verdanken.
Aber noch sind wir nicht so weit, wie bei diesem MDI-Symposium festgestellt wurde:
□ Trotz gleicher Qualifizierung, werden immer noch bevorzugt Männer eingestellt;
□ Spitzenmanagerinnen sind oft nicht mehr als ein „exotischer Aufputz";
□ die Alternative heißt für viele immer noch Kind oder Karriere;
□ Frauen kommen noch nicht mit beruflichen Regeln und Verhaltensnormen der typischen Männerwelt zurecht.
Die neuere Managementforschung zeigt, daß Frauen mehr Einfühlungsund Einlenkungsfähigkeit im Gegensatz zur egozentrischer Sturheit der Männer zeigen. Sie haben auch bessere Teamfähigkeit und dergleichen. All das sind Eigenschaften, die im modernen Management besonders gefragt sind. In der Bezahlung schlagen sich aber diese gefragten Fähigkeiten, so ein Ergebnis des Symposions, noch längst nicht nieder: □ im Gesamtquerschnitt der Unselbständig Beschäftigten beziehen im Durchschnitt Männer um 21 Prozent mehr Einkommen als Frauen, die gleich qualifiziert sind und gleich lange arbeiten.
Besonders signifikant sind die Einkommensunterschiede gerade bei den führenden Angestellten und den hochqualifizierten öffentlich Bediensteten. Hier beträgt der Einkommensnachteil der Frauen 37 beziehungsweise 22 Prozent.
Bei gleicher Schulbildung sind Frauen im betrieblichen Gehaltsschema deutlich niedriger eingestuft.
Um die Chancen der Frauen zu verbessern, wurde im Rahmen der MDI-Veranstaltung unter anderem auch gefordert:
□ Schaffung einer Infrasturktur, die es leichter macht, Kinder und Beruf zu vereinbaren.
□ Berufs- und Familienleben sollten harmonischer aufeinander bezogen werden. Nicht nur Frauen, auch Männer leiden darunter, daß man sich heutzutage schwer tut, die Erwartungen der Firma und die der Familie unter einen Hut zu bringen;
□ bessere Vorkehrungen zur Kinderbetreuung:
In den USA, so wurde berichtet, ist es schon selbstverständlich, daß Unternehmen Vorsorge treffen, daß die Eltern die Arbeitspausen (zu Mittag zum Beispiel) mit ihren Kinder verbringen können. Freilich geht das nur im Rahmen größerer Betriebe. Aber vielleicht könnten sich kleinere zusammentun?
Phantasie istjedenfalls gefragt. Wer hier neue Ideen hat, wird (hoch-)qua-lifizierte Mitarbeiter(innen) bekommen und sie an die Firma binden können. Wer ihnen Bedingungen schafft, unter denen sie freier atmen können, der hat womöglich die besseren Chancen in der Wirtschaft der Zukunft.
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