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Wenig Top-Jobs in zarten Händen
Wenn es um Karriere geht, sind Männer den Frauen voraus. Chefetagen präsentieren sich noch immer als Männergesellschaft, Frauen fungieren als ,,Zu-arbeiterinnen“.
Wenn es um Karriere geht, sind Männer den Frauen voraus. Chefetagen präsentieren sich noch immer als Männergesellschaft, Frauen fungieren als ,,Zu-arbeiterinnen“.
Die berufliche Situation der Frauen in der Bundesrepublik läßt sich gegenwärtig so umschreiben: Von den männlichen Arbeitnehmern ist immerhin die Hälfte in mittleren Positionen tätig — zum Beispiel als Facharbeiter oder Meister. Fast die Hälfte der Frauen dagegen ist mit einfachen Tätigkeiten betraut — als
Angelernte, Bürokraft oder Arbeiterin. Auch in den unteren und mittleren Führungsebenen sieht das Verhältnis nicht anders aus. Noch schlechter schneiden Frauen bei der Besetzung der Top-Jobs in der Wirtschaft ab:
Derzeit sind lediglich 2000 der insgesamt 52.000 Führungspositionen - mithin 3,8 Prozent - in Frauenhand.
Zur Erklärung dieses Tatbestandes werden im wesentlichen fünf Ursachen ins Feld geführt:
• Mangelnder Ehrgeiz: Eine häufig und gern gebrauchte Begründung lautet: „Frauen wollen keine Karriere machen.“ Teilweise trifft das auch sicher zu. Selbst hochbegabte und sehr gut ausgebildete junge Frauen setzen für ihre Lebensplanung häufig andere Prioritäten als Männer. Sie räumen der Familie und Kindererziehung den Vorrang vor der Karriere ein. Grund: Die ins Haus stehende Doppelbelastung durch Beruf und Familie kann zu einem vorzeitigen Karriereverzicht veranlassen.
• Qualifizierungs-Defizite: Die mangelnde Repräsentanz der Frauen wird häufig mit der Behauptung gerechtfertigt, daß nicht genügend fachlich qualifizierte Frauen zur Verfügung stünden. Diese These stößt aber ins Leere. Denn Frauen haben in den letzten zehn Jahren in den Bildungsgängen, die als günstige Voraussetzung für eine Karriere in der Wirtschaft gelten, gewaltig aufgeholt. Der Frauenanteil an den Studienanfängern in den
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ist von 1975 bis 1985 von 36 auf 43 Prozent gestiegen. Die Ausbildung zur Bankkauffrau, Sprungbrett in die Führungsetagen, wird inzwischen von mehr Mädchen als Jungen aufgenommen. Rein statistisch wächst also ein qualifiziertes weibliches Managementpotential heran. • Männliche Rollenprobleme: Männer fürchten zusätzlich Konkurrenz um Macht, Einfluß und Privilegien. Zudem stürzt die be-
rufliche Konkurrenz zur Frau den Mann in einen Rollenkonflikt. Er wird in der Regel von Kindesbeinen an als Beschützer der Frauen erzogen und soll nun unvermittelt mit ihnen gleichberechtigt um Führungspositionen wetteifern. • Weibliche Rollenprobleme: Auch karrierewillige Frauen haben spezielle Hürden zu nehmen. Denn fachliche Kompetenz allein reicht für den Einzug in die Chefetage nicht aus. Hinzu kommen bestimmte Verhaltensweisen: vor
allem unerschütterliches Selbstvertrauen, um mit Kritik, Konfrontation und Konflikten fertig-zuwerden. Außerdem Orientierung an Erfolgs- und Konkurrenzbereitschaft sowie eine Lebensplanung, die auf Karriere abgestellt ist. Diesem Verhaltens-
muster steht aber meist die geschlechtsspezifische Erziehung der Frauen im Weg: Mädchen werden nicht auf Karriere-Strategien getrimmt. Das ihnen in Führungspositionen abverlangte Verhalten gilt als „unweiblich“. • Frauen-Konkurrenz: Weibliche Manager verhalten sich oft wie eine Bienenkönigin, die ihren Sonderstatus permanent gefährdet sieht und gegen etwaige Eindringlinge des gleichen Geschlechts verteidigen zu müssen glaubt. Insgesamt scheint tradiertes Rollenverhalten auf beiden Seiten die Ursache für männliche Dominanz zu sein. Entwicklungshilfe für die Karriere der Frau in Form von Quotenregelungen oder Anti-Diskriminierungs-Gesetzen ist vor diesem Hintergrund das falsche Rezept.
Die Autorin ist Referentin in der Abteilung Bildung und Gesellschaft im Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Der Beitrag ist aus der Nr. 4 vom 23. Jänner 1986 des „Informationsdienstes“ des Instituts.
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