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Hier liegt eine gewissenhaft recherchierte Künstlermonographie mit allen nur erdenklichen gesammelten Materialien des Schiele-Archivs der Albertina in Wien vor. Seien es nun Briefe, Zeitungsausschnitte, Fotographien und mündlich eingeholte Stellungnahmen und natürlich die wichtigsten, ja vielleicht einzigen Beweise Für das Wesen und Leben Egon Schieies, nämlich seine malerischen und graphischen Arbeiten, die der Autor zusammentrug und kommentierte - so gewinnt der Leser doch einen von der Persönlichkeit •des Biographen stark geprägten Eindruck vom Künstler.

Der angesehene Wiener Kunsthändler und Antiquar Christian M. Nebehay läßt bei seiner Beurteilung Schieies schlechter Beziehung zu seiner Mutter und zu seinem Vormund, seiner Verwendung der Schwestern als Aktmodelle, seiner „wilden Ehe“ mit Wally Neuzil und deren Verstoßung und der nach wie vor umstrittenen Sexualde- likt-Afßäre von Neulengbach sein eigenes, durch ganz bestimmte moralische Wertungen geprägtes Weltbild sprechen.

Ebenso sieht er Schieies dauerndes Angehen des ihn freundschaftlich fördernden Journalisten Arthur Roessler

um Geld wohl auch im Licht seiner persönlichen Erfahrungen mit Künstlern. Der Leser .erhält ein eher negatives Charakterbild des jung verstorbenen Malers; aber künstlerische Leistung und Moral müssen einander ja tatsächlich nicht bedingen. Wer aus einem erfüllten Leben mit all seinen Verirrungen schöpft, kann Außergewöhnliches leisten und Gutes weitergeben.

Arthur Roessler verteidigt 1911 den oftmals der Pornographie Geziehenen:

„ … Wer in Schieies Kunstwerken nur das Nackte sieht, nur das obszöne Nackte und sonst nichts, dem ist nicht zu helfen, denn jedes Menschen Sensibilität ist sein Genie’.“ Im selben Jahr schreibt auch Albert Paris Gütersloh:

„… es geht nicht mehr an, einem qualvoll erwachsenden Künstler auch noch die Pubertätsnöte seines Menschen nachzusagen;…”

Eine stilkritische Analyse des Schtele-Oeuvres müßte sich erst an dieses Werk anschließen; nun aber entschädigt daFür die prächtige Ausstattung mit kostbaren Farbdrucken.

EGON SCHIELE. LEBEN UND WERK. Von Christiun M. Nebehay. Residenz-Verlag,Salzburg und Wien 1980. 226 Seiten mit 196 Abbildungen davon 32 ganzseitige Farbtafeln, öS 698.-.

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