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Ontologische Reflexionen

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In vorliegendem Roman geht es um das Dasein und Sosein, und darüber hinaus um das Sein, das bisweilen sich dem Menschen offenbart, weil es anwest in ihm, also anwesend ist, ohne sichtbar zu werden. Was je geschah und immer wieder geschieht, weist auf diesen Vorgang im Verborgenen hin, woraus der Wunsch entsteht, dem Geheimnis nahe zu kommen, auf einem wie immer gearteten Weg. Da dem so ist, da „das eigentliche Wesen aller Erscheinungen", so Jeannie Ebner, „sich unserer Erkenntnis entzieht", gelte es, an das sich Offenbarende schlichtweg zu glauben oder sich selbst dazu die geistig-seelische Umwelt zu schaffen, ja diese, sollte es notwendig sein, sogar zu erfinden. Dann erst käme dem Dasein Sinn zu.

Es gäbe nämlich hur eine Vollendung: Gott zu erkennen, und nur eine Verzweiflung: Ihn nicht erkennen zu können. Um aber eine solche Transzendenz zu erfahren, um zaubernd verzaubert zu werden, brauchte es, im Vertrauen auf die Güte des Lebens und den Sinn des Todes, den Mut, sich vom Bewußtsein unabhängig zu machen, das hieße, sich einfach fallen zu lassen, tief in die innere Welt.

Durch ihr Gemüt und eine Phantasie, die ungewöhnlich ist wie ihre philosophische und sprachliche Begabung, gewinnt Jeannie Ebner ein Wissen und Gewissen, aus dem heraus sie die kleinsten Dinge zu sehen und in Worte zu fassen vermag, sodaß sie die für Österreich so schwierige Zeit der zwanziger Jahre, vor allem jedoch deren Menschen darstellen kann, in ihren Stärken und Schwächen, schließlich auch in der Kraft, sich erheben und anfangsfähig werden zu können, und sei es in einer ins Märchenhafte geratenen Welt.

ZAUBERER UND VERZAUBERTE. Von Jeannie Ebner. Styria Verlag, GrazAVien/Köln 1992. 318 Seiten, öS 298,-.

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