Vom Schlag getroffen

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Die bayerischen Verwandten von Kolumnistin Brigitte Quint haben sich auf Kanzler Kurz eingeschossen. Im besten Sinne. Am liebsten würden sie ihn für die CSU adoptieren. Ein Hype, der bei der Autorin gemischte Gefühle auslöst.

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Die bayerischen Verwandten von Kolumnistin Brigitte Quint haben sich auf Kanzler Kurz eingeschossen. Im besten Sinne. Am liebsten würden sie ihn für die CSU adoptieren. Ein Hype, der bei der Autorin gemischte Gefühle auslöst.

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Wenn ich auf einen bestimmten Teil meiner bayerischen Verwandtschaft treffe, dann läuft die Konversation stets identisch ab. Zuerst sagen sie: „Griaß di.“ Dann fragen sie: „Wie geht’s da denn in Wien?“ Und als drittes kommt: „Wir sind ja schon neidisch auf euren Kurz.“

Das ist keine Aufforderung zum politischen Diskurs. Das ist eine Feststellung. So wie: „Gesundheit ist das Wichtigste.“ Es heißt ja, die Themen Religion, Politik und Krankheit solle man bei Alltagsplaudereien heraushalten. Das mit der Religion ist bei Tante, Cousin und Co. selbsterklärend. Der gemeine Bayer hat ein Katholik zu sein. Basta. Krankheiten wiederum taugen eher als Lückenfüller: „Du, die Müllerin hat der Schlag getroffen“, oder: „Die Maier-Bäuerin ist nervenkrank.“ Und die Politik wird in etwa so gehandhabt wie die Religion. Was dort das Katholische ist, ist da die CSU.

Sebastian Kurz wiederum passt so gut zur CSU wie das Schlagobers auf die Sachertorte. Besser gesagt, er ist das Schlagobers auf der Sachertorte. Dass er Österreicher ist, ist sein einziger Makel. Denn das macht es ihm unmöglich, in der CSU mitzumischen. Ohnehin würden ihn meine Verwandten lieber gleich nach Berlin schicken, damit er dort das Sagen hat.

Apropos sagen. Was genau soll ich zu „Wir sind ja schon neidisch auf euren Kurz“ sagen? Angesichts dessen, dass von mir gar kein Kommentar erwartet wird. Auf „Gesundheit ist das Wichtigste“ erwidert man ja maximal „So ist es“. Auf mir sitzen lassen, will ich die Bemerkung meiner Verwandten trotzdem nicht. Was heißt da „euer Kurz“?!? Mir nichts, dir nichts machen die mich zur Österreicherin. Ganz ehrlich, nicht jedes Thema eignet sich für Smalltalk.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Schee wär´s scho" oder "Petra Pan im Glitzerwahn".

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