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Raub oder Partnerschaft?

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Unter einem reißerisch anmutenden Titel hat der Ordinarius für Kirchenrecht an der Juridischen Fakultät Innsbruck eine wirklich kurze Zusammenfassung der Geschichte der Ehe verfaßt. Er hat dabei auf den wissenschaftlichen Apparat verzichtet. Wer aber das Büchlein liest, sieht, daß eine gediegene und gründliche Arbeit dahintersteckt. Die Unauflöslichkeit der Ehe, die in unserem Glaubensbewußtsein bisher unerschüttert war, wird heute in Frage gestellt. Man kann ja allgemein angesichts der immer zahlreicher werdenden Ehescheidungen von einer tiefgreifenden Krise der Ehe sprechen. Es ist daher kein Wunder, daß die Aussagen des Neuen Testamentes über die Ehe neu hinterfragt werden.

Die vorliegende Arbeit erscheint uns deshalb beachtenswert, weil aus der geschichtlichen Darstellung der Ehe im abendländischen Raum ersichtlich wird, wie komplex die rechtlichen und religiös-kirchlichen Fragen, die der Ehevertrag aufwirft, sind. Diese kurze Zusammenschau mag jeden davon überzeugen, daß die Probleme der modernen Ehekrise sehr bedachtsam beurteilt werden müssen. Allzu schnelle und kurzsichtige Lösungen dieser Probleme aus der gegenwärtigen Sicht könnten sich leicht als falsch erweisen. Richtig jedoch sind jene Bemühungen, die sich um eine vertiefte Theologie der Ehe als notwendig erweisen. Sind doch vielleicht in der Vergangenheit die rein juridischen Fragen, die sich aus der theologischen These von der Unauflöslichkeit der Ehe ergeben, zu sehr im Vordergrund gestanden. Bevor also die juridische Frage, wann eine bestehende christliche Ehe aufgelöst werden kann, beantwortet wird, muß das theologische Fundament sauber herausgearbeitet werden.

Die Geschichte des Ehevertrages mag jedem klar machen, wie sehr man schon im außerchristlichen Raum um die Sicherstellung dieses so wichtigen Fundamentes der Gesellschaft gerungen hat. Der Vorzug des vorliegenden Werkes ist, diese Entwicklung in gerafftester Weise und in klarer Formulierung dargestellt zu haben.

VERTRAG — FRAUENRAUB — PARTNERSCHAFT. Von Peter Le i-sching. Ehe gestern, heute, morgen. München, 1971, Rex-Verlag, 216 Seiten.

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