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GroBe Steuerausflle

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Differenzen bestehen auch noch in der Frage der steuerrechtlichen Behandlung der ÖIG-Holding zwischen den beiden großen Parteien. Während von sozialistischer Seite der Standpunkt vertreten wird, daß die einzelnen Unternehmungen mit der ÖIG-Holding im Rahmen eines Organschaftsverhältnisses verbunden werden sollen, was nach groben Schätzungen für den Finanzminister einen Steuerausfall von 450 Millionen Schilling bedeuten würde, müssen diesem Vorschlag verfassungsrechtliche Bedenken entgegengehalten werden. Doch schon die Gewährung des sogenannten „Schachtelprivilegs“, nach dem Gewinne von Unternehmungen, die miteinander durch Kapitalbeteiligungen von mindestens 25 Prozent verbunden sind, nur einmal versteuert werden müssen, wird dem Finanzminister große Steuerausfälle bringen.

Entgegen der von manchen Kreisen immer wieder geäußerten, unbegründeten Behauptung, daß die verstaatlichte Industrie dem Staat keine Steuern zahlt und nur Zuschüsse kostet, scheint sich jetzt ein vorurteilsfreieres Bild von der wirtschaftlichen und steuerlichen Ertrags-kraft der verstaatlichten Industrie herauszukristallisieren.

Jedenfalls zeigt sich, daß mit der Reorganisation der ÖIG die vielleicht wichtigste Teilentscheidung über die industriepolitische Zukunft Österreichs fallen wird. Es bleibt daher nur zu hoffen, daß die Entscheidung nicht durch die bevorstehenden Wahlen verzögert und schließlich gar bis nach den Wahlen des Jahres 1970 verschoben wird.

Die durch eine Verschleppung der ÖIG-Reform der gesamten österreichischen Wirtschaft, und nicht nur ihrem verstaatlichten Teil, entstehenden Wachstums- und Entwicklungsverluste wären in den nächsten Jahren nur sehr schwer aufzuholen.

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