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Unterwegs in der Unterwelt?

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Hätte man den jüngsten „Orpheus in der Unterwelt“ in der Volksoper gesehen, müßte man in Alarmschreie ausbrechen. Sie ging aber im Raimund-Theater vonstatten, und da muß man zugestehen: Sie ist zwar nicht gut, aber doch erheblich über alles erhaben, was in diesem Haus unter der alten Leitung in den letzten Jahren geboten wurde. Es wäre allerdings Zeit, daß ein markanter neuer Anfang gesetzt würde. Freüich, das braucht Zeit Zumal der wundeste Punkt des Hauses noch immer das Orchester ist Und Änderungen gerade hier viel Zeit brauchen. Aber wenn man aus der Unterwelt aufsteigen wül...

Insgesamt ist, was man als „Orpheus in der Unterwelt“ auf der Bühne zu sehen bekommt, recht lustig, man darf dabei nur nicht daran denken, welche Möglichkeiten in diesem Werk stekken. Hans Weigel hat den Text überarbeitet - was von seiner Arbeit verständlich war, klang vielversprechend, war freüich nicht mehr als ein Vorschuß, der nur durch eine deutliche Artikulation eingelöst werden könnte. So blieb allzuviel unverständlich. Am Schluß gab es dafür einen großen Cancan, der hatte Schmiß, und auch choreographische Einfälle (Franz Baur-Pantoulier).

Immerhin gelangMichael Fischer-Le-denice eine geschlossene Inszenierung mit manchem netten Gag, die Bühnenbüdner von Thomas Moog knüpfen durchaus charmant an jene heute weithin vergessenen Zeiten an, in denen man sich mit gemalten Theaterszenerien begnügte (heute müssen es ja komplette Ausstattungen sein, als wäre das Bühnenbüd wichtiger als das Spiel), die Kostüme von Evelyn Frank waren demgegenüber vergleichsweise geradezu opulent (wie es sich gehört) und hatten dabei Witz. Darstellerisch hervorragend Herbert Kucera als Styx, sehr damenhaft Nina Sandt in der Rolle der „öffentlichen Meinung“ (warum wurde sie bloß in eine „Moral von der Geschichte“ umgetauft?), Benno Kusche als Jupiter jovial und dabei (gerade im rechten Maß) ein olympischer Pantoffelheld, Hans-Jörg Spieß mehr Kraftlackel als HöUen-fürst Aatos Tapala in der Titelrolle sieht sehr gut aus, ist sympatisch, bleibt aber etwas farblos. Etwas mehr Persönlichkeit, aber leider noch immer lang nicht genug für diese Rolle, entwickelte Alice Robiczek als Eurydi-ke.

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