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Wetten, daß ich's nicht schaffe?

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Guiness, der Rekordbuchhalter ist Ihnen doch ein Begriff? Jeder will in sein Buch. Auch ich bin da keine Ausnahme. Aber dazu muß man einen Rekord aufstellen. Man muß der Größte, der Schönste, der Schnellste oder der Verrückteste sein.

Als größter Österreicher kam zum Beispiel ein Zweimeterfünfzigmann nur auf Rang zwei hinter Klaus Maria Schwarzenegger. Die Mafia ist eingetragen, weil sie den längsten Arm hat. Ein Jüngling hatte es am längsten unter Wasser ausgehalten und bekam anschließend das schönste Begräbnis. Ob ich wohl meinen Rekord anmelden sollte, als freischaffender Humorist, der sich am längsten über Wasser halten konnte?

Nein - ich starte in der Sparte Marathonfemsehen. Dazu muß ich nur von Sendebeginn bis Fahnenflat-tern in den regen Schirm glotzen. Vor dem Waffenlager sitzen. Ich meine den Dumm-Dummkasten.

Gleich nach dem Aufstehen zücke ich meine Lupe und mache mich ans Entziffern des Teletextes. Zweimal bin ich schon bis zur vorletzten Zeile gekommen. Anschließend lerne ich Sprachen für Fortgeschrittene, aber ich bleibe sitzen. Dann wird wiederholt. Nicht die Lektion, sondern ein vorsintflutlicher Film aus dem Jahre 36 vor Noah. Nächste Sendung: abermals eine Wiederholung, diesmal vom Seniliorenclub. Am Ende zerdrücke ich eine Träne mit Alfred Böhm und Hilly Reschl, wenn sie darüber singen, wie schade, daß die Sendung scho wieder amal aus is und wie schön sie woar. Gemütswechsel folgt, von den Mittagsnachrichten wird man hin-und hergerissen zwischen eiskaltem Grauen und dem Entsetzen vor seiner eigenen Abgstumpftheit. Doch ich mache weiter, was sie mir auch vorsetzen, Amdamdes und das, X-Larsch, politische Sendungen wie die Teleno-vela „Das Rechts zu lieben" und „Linksda", unsterbliche, weil nicht umzubringende Serien mit Ärzten, Börsewichten oder Twinpickerln, sowie Gähnshows, zum Beispiel die einheimische Sendung, in der der Wurm drin ist: „Eine Made in Austria". Am Abend steht ein Krimi auf dem Programm: „Einfalt für zwei", „Terrisch" oder „Die Eurotepps", gefolgt von einer Show ä la „Dame Edna Transvestibül" oder jener, der der Gottschalk im Nacken sitzt. Abschluß ist der Club 2, in dem alle dagegen sind, was es auch immer sein mag.

Ich werde künstlich ernährt mittels Knabberextrakt, bin gegen Schlaf, Tollwut und Dallas geimpft, und auf die Toilette geh ich nur, während sie sich für die Störung entschuldigen. Jawohl, und nicht bei der Werbung, ich will ja nicht den ganzen Tag auf dem Klo sitzen.

... Da fällt mir ein: Wetten, daß ich durch Dauerfernsehen nie ins Buch der Rekorde komme? Das tun doch alle haargenau gleichermaßen! Oder?

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