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„Zu Räten sagen wir nein”

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FURCHE: Der Landwirtschafts- minister plant — so hört man — die Installierung von „Bauernräten”. Offiziell: Bundesprüfungskommissionen zur Vergabe der Förderungsmittel im Bereich der Landwirtschaft. BRANDSTÄTTER: Wir wissen von solchen Plänen. Ich halte diese Prüfungskommissionen, die angeblich in allen neun Bundesländern errichtet werden sollen, für völlig überflüssig. Die Landwirtschaftskammern sind seit Jahrzehnten mit der Förderung der Land- und Forstwirtschaft

Photo: Waschei betraut. Sie haben die dafür erforderlichen Fachleute und sie haben demokratisch gewählte Funktionäre, die auf Grund eines Mandates der Bauern, der Kämmermitglieder, tätig sind. Überdies ist festzustellen, daß die vorgesehene Zusammensetzung nicht nach demokratischen Grundsätzen erfolgen soll, sondern das Ministerium ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Kräfteverhältnisse der einzelnen bäuerlichen Organisationen eine bestimmte Zusammensetzung vorschreibt.

FURCHE: Sie sehen also in diesen

Plänen eine Gefährdung der demokratischen Interessenvertretung der Bauernschaft? BRANDSTÄTTER: Das ist durchaus richtig. Wenn man plötzlich die gewählten Funktionäre nicht mehr zur Vertretung berechtigt erachtet, beziehungsweise wenn Organisationen, die kaum Anhänger haben, unbedingt Bedeutung gegeben werden soll, so ist daraus die Absicht zu erkennen, die Bauernvertretung zu schwächen, um dadurch leichteres Spiel zu haben.

FURCHE: Die Einrichtung der „Bauernräte” ist also Ihrer Meinung nach der Versuch der Regierung, die Bauernfront aufzuweichen?

BRANDSTÄTTER: Richtig. Die österreichische Bauernschaft ist ja immer sehr geschlossen auf- getreten und war dadurch ein entsprechender innenpolitischer Faktor, was der jetzigen sozialistischen Regierung keineswegs ins Konzept paßt. Deshalb immer wieder die Absicht, neben der starken, demokratisch gewählten Interessenvertretung Räte oder Kommissionen zu errichten, deren Zusammensetzung man selbst bestimmt und deren Aktionen man auf diese Art beeinflussen will.

FURCHE: Welche Schritte wird die bäuerliche Vertretung dagegen unternehmen?

BRANDSTÄTTER; Wir sagen nicht narr nein, sondern wir haben sehr zugkräftige Argumente, warum diese neuen Einrichtungen nicht nötig sind: Die Einschaltung einer weiteren Kommission erschwert die Arbeit, verursacht höhere Verwaltungskosten und bringt die Gefahr mit sich, daß Förderungsmittel nicht zeitgerecht ihren Zweck erfüllen können. Überdies gibt es in Österreich die sogenannte Sozialpartnerschaft. Die Präsidenten- konferenz der Landwirtschaftskammern wird zur Zusammenarbeit in der Paritätischen Kommission für Preis- und Lohnfragen nur dann bereit sein, wenn man sie und die Landwirtschaftskammern in Ruhe ihre Aufgaben erfüllen läßt.

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