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Zukunftsvisionen

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Zwei Filme eines etwas ungewöhnlichen und bei uns auch flicht sonderlich publikumsbeliebten Genres, zwei aufwendige Großfilme noch dazu, werden zur gleichen Zeit in Wien gezeigt. Das gibt Gelegenheit zu zwei Feststellungen: erstens dokumentiert dies eindeutig, wie sinnvoll und wohlüberlegt-koordiniert Österreichs Filmverleiher programmieren und Hand in Hand zum Wohl des Films arbeiten, und zweitens gibt dies die immerhin positiv-interessante Möglichkeit, zwei Filme des gleichen Gebietes — diesmal der Science-fiction — vergleichsweise einander gegenüberzustellen.

Zwei Science-fiction-Filme, die immerhin eine bemerkenswerte Grundtendenz aufweisen: im Gegensatz zu Thomas Morus’ idealem Utopia malen die Filmkünstler unsere Zukunft in düsterstem Schwarz: der paradoxe Witz „auch die Zukunft ist nicht mehr so ;wie früher“ wird zur erschreckenden Vision, wenn auch in den beiden differenten Formen der Film-Science-fiction gemalt. Richard

Fleischers „ … Jahr 2022 …, die überleben wollen“ ist das Musterbeispiel einer utopischen Prophezeiung auf Grund heutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse und (hoffentlich unrichtiger!) Prognosen: Überbevölkerung, Umweltverschmutzung, Nahrungsmangel und alle daraus resultierenden Folgen haben in fünfzig Jahren eine Erde geschaffen, in der’ sich die Menschen um Unterkunft, Essen und Trinken bis aufs Blut bekämpfen und ausschließlich von synthetischer Nahrung leben —, die sich schließlich als aus Menschenleichen hergestellt erweist. Das ist die Erkenntnis, die ein auf Mordfälle angesetzter Polizeidetektiv am Schluß des Films gewinnt — ein utopischer Kriminalfilm sozusagen, um diese Endpointe (die1 der Zuschauer schon früher erahnt), eine etwas langgezogene Warnung und ein Kassandraruf …

Der zweite Film, John Boormans „Zardoz“, demonstriert die Sparte des phantastischen Science-fiction- Films, weniger auf wissenschaftli chen als auf phantasievollen utopischen Elementen aufgebaut. Die Handlung, besser die Grundthematik, beruht auf der ältesten Geschichte der Welt, nämlich der „Vertreibung aus dem Paradies“: ein barbarisch-viriler „Exterminator“ von der auf primitivster Stufe stehenden Außenwelt im Jahr 2292 schmuggelt sich in das Land „Vortex“ ein, um dort eine Gruppe mit göttlichen Eigenschaften — Unsterblichkeit! — Ausgestatteter zu vernichten. Das sich pathetisch-bedeutsam gebärdende, gedanklich überladene, mit allzuviel unklaren Intellektualismen und mystisch-philoso phischen „Weisheiten“ ausgestattete phantastische Spiel hat immerhin den Vorzug faszinierender ‘Traum- yisionen, bizarr-utopischer Effekte und wunderschöner optischer Tricks, die Phantasievolle und Science-fiction-Freunde begeistern werden. „Zardoz“ übrigens — man sollte diese originelle Wortschöpfung erklären, um die Absicht des Regisseurs zu demonstrieren — bedeutet eine Zusammenziehung des Begriffes der amerikanischen Zauberergestalt „(Wi)zard (of) Oz“ — ein Spiel, wie vielleicht der ganze sehenswerte Film…

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