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Jüdisches Leben nach Auschwitz

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Mit dieser Publikation werden einige wichtige Lücken der Forschung geschlossen, aber auch neue Aspekte der Vergangenheitsbewäitigung mit dem Dritten Reich beleuchtet.

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Mit dieser Publikation werden einige wichtige Lücken der Forschung geschlossen, aber auch neue Aspekte der Vergangenheitsbewäitigung mit dem Dritten Reich beleuchtet.

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Die meisten Beiträge dieses Sammelbandes gehen zurück auf eine Vortragsreihe am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck. Nachdem ein in Wien vom American Jewish Com- mitte und der Stadt Wien geplanter Kongreß über Antisemitismus abgesagt wurde, fühlte sich der Organisator der Vorträge, Professor Rolf Stei- ninger, veranlaßt zu zeigen, daß eine derartige Veranstaltung dennoch in Österreich möglich sei. Dazu kam auch zum ersten Mal Neal M. Sher, Direktor des amerikanischen Office of Special Investigation (OSI), nach Österreich und sprach über die Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern in den USA.

Beiträge des ersten Teils befassen sich in äußerst kompetenter und schlüssiger Weise mit den Ursprüngen der rechtsextremen Argumente über den „Auschwitz-Mythos“ und die „Auschwitz-Lüge“ (Wolfgang Benz), führen die Thesen des neonazistischen Autors und David Irvings ad absurdum (Hermann Graml), geben ein erschütterndes Bild des Umgangs der katholischen und evangelischen deutschen Kirchen mit dem Holokaust nach 1945 (Emst Klee) oder zeichnen ein Bild des österreichischen Opfermythos und seiner fatalen Konsequenzen für die österreichischen Juden nach 1945 (Thomas Albrich).

Frank Stem untersucht die Frage, ob es in der politischen Kultur Deutschlands oder Österreichs nach 1945 neben der materiellen Wiedergutmachung eine Rehabilitierung der Juden gegeben hat und kommt zum Schluß, daß es eine umfassende moralische, geseßschaftliche und kulturelle Rehabilitierung der Juden in keinem der drei Nachfolgestaaten des Dritten Reiches gegeben habe.

Ein zweiter, ebenfalls gelungener und von Experten geschriebener Teil des Buches ist dem Umgang mit dem Holokaust in Polen und Ungarn, der Tschechoslowakei, Frankreich und Italien gewidmet. Der israelische Historiker Moshe Zimmermann beschreibt pointiert die Rolle der Shoah in der israelischen Gesellschaft als Kernpunkt der zivilen Religion Israels und der palästinensische Philosoph Azmi Bishara sieht in seinem Thema „Die Araber und der Holocaust“ zurecht, aber doch etwas zu unkritisch, eine zu problematisierende Konjugation. Zusammenfassend bleibt der Eindruck, daß mit dieser Publikation viele neue und nicht beachtete Aspekte des gestellten Themas beleuchtet wurden.

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