Diktator Francos umstrittenes Erbe

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Ein Chronik der Ereignisse: 1936 putscht General Franco gegen die demokratisch gewählte Regierung in Spanien, löst damit einen blutigen Bürgerkrieg (bis 1939) aus und reißt die Macht an sich. Francos Diktator sollte bis zu seinem Tod 1975 andauern. 1978 wird die neue demokratische Verfassung verkündigt, mit der Spanien zu einer parlamentarischen Monarchie wird.

1982, kurz nach dem Regierungsantritt der Partido Socialista Obrero Español (PSOE) unter Felipe González, wird der Tag der Verfassungsverkündung von 1978, der 6. Dezember, zum Feiertag erklärt. Seit den 1980er Jahren bringt Garzón ETA-Terroristen und Drogenmafiosi hinter Gitter und bekämpft korrupte Politiker und frühere Militärherrscher in Argentinien, Chile und Guatemala. Er ist an dem Verbot der Batasuna-Partei, dem politischen Sprachrohr der baskischen ETA, maßgeblich beteiligt. 1986 tritt Spanien der damals Europäischen Gemeinschaft bei.1992 zelebriert das offizielle Spanien mit viel Pomp die Entdeckung Amerikas vor 500 Jahren.1993 lässt sich Garzón für die regierende PSOE auf dem zweiten Listenplatz in Madrid ins Parlament wählen und wird Minister. Nach wenigen Monaten tritt er von seinem politischen Amt zurück und wird wieder Untersuchungsrichter. 1996 werden die Sozialisten abgewählt. José María Aznar und seine Volkspartei übernehmen die Regierungsgeschäfte für acht Jahre.

Garzóns Auftritt

1998 stellt Baltasar Garzón einen Haftbefehl gegen den chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet wegen Völkermordes, Terrorismus und Folter aus. Pinochet ist prozessunfähig und kann bis zu seinem Tod 2006 in Chile leben. 2000 wird der Verein „Asociación para la recuperación de la memoria historica“ (ARMH) zur Wiedergewinnung des historischen Gedächtnisses von dem Soziologen und Journalisten Emilio Silva Barrera gegründet. Die Bürgerinitiative nimmt sich der Geschichte der Opfer und Hinterbliebenen an. 2003 verlangt Garzón die Auslieferung von 46 argentinischen Junta-Militärs, denen er ebenfalls wegen Völkermordes während der Militärdiktatur den Prozess machen will. 2004 wird die Volkspartei unter José María Aznar abgewählt, u. a. nachdem die Gründe für die Zuganschläge in Madrid manipuliert werden sollten. Der Sozialist José Luis Rodríguez Zapatero wird Regierungschef.

2007 verabschiedet die sozialistische Regierung nach zähem Ringen das „Gesetz zur historischen Erinnerung“, mit dem unter anderem Reiterstandbilder, Statuen und Straßenbezeichnungen aus der Franco-Diktatur beseitigt werden sollten.

2010 feiert Lateinamerika 200 Jahre Unabhängigkeit von Spanien. Den EU-Vorsitz im ersten Halbjahr hat Spanien inne. Der Oberste Gerichtshof in Madrid stoppt die Untersuchungstätigkeit von Baltasar Garzón. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Berufsverbot. In Argentinien reichen Angehörige von Opfern des Franquismus Klage wegen Menschenrechtsverletzungen ein. (hh)

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