"Nachhaltig wachsen"

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Generaldirektor Franz Pinkl im Gespräch über das Ostgeschäft, Wachstumsstrategien und die Sinnhaftigkeit einer genossenschaftlichen Struktur.

FURCHE: Herr Generaldirektor, Sie sind jetzt seit knapp vier Jahren an der Spitze der Volksbank AG. Die Bank ist national und international gut aufgestellt. Was sind Ihre Ziele für die Volksbank Gruppe in den kommenden Jahren?

FRANZ PINKL: Da muss ich mit der heutigen Struktur beginnen: Durch die Integration der Investkredit haben wir die Volksbank Gruppe vollkommen neu positioniert. Wir sind jetzt in fünf Segmenten tätig: Unternehmen, Finanzierung der öffentlichen Hand, Immobilien, Retail-Bereich mit dem großen Volumen in Osteuropa und Financial Markets, wo wir unsere Treasury-Aktivitäten bündeln und auch mit strukturierten Finanzierungen Produktlieferanten für unsere Volksbanken sind. Nach dieser Repositionierung haben wir eine stabilere Situation auf der Ertragsseite, aber auch eine bessere Risikodiversifizierung. Heute sind wir besser aufgestellt denn je, mit der Kommunalkredit sind wir beispielsweise die Nummer eins bei der Finanzierung der öffentlichen Hand.

FURCHE: Wie hoch ist das Geschäftspotenzial im Bereich der Finanzierung der Kommunen?

PINKL: Das Potenzial ist im Inland wie im Ausland groß. Die Kommunalkredit hat eine Beteiligung an der Dexia Kommunalkredit, wo wir in den ausländischen Märkten eine Fülle von Infrastrukturfinanzierungen machen. Man sieht das ja, wenn man nach Ungarn oder Rumänien fährt, da gibt es noch viel zu tun. Dazu kommt, dass hier auch sehr viele Förderungen von Seiten der EU fließen. Und da sind Bankpartner notwendig, die die Kommunen bei der Umsetzung der Projekte unterstützen bzw. diese Projekte EU-konform abwickeln, damit sie förderungswürdig sind.

FURCHE: Heißt das dann, dass die Kommunalfinanzierung vor allem ein osteuropäisches Thema ist?

PINKL: Wenn man die Kommunalkredit im engeren Sinn betrachtet, dann liegt der Fokus auf Österreich und Westeuropa und für den osteuropäischen Bereich ist die Dexia Kom verantwortlich.

FURCHE: Neben dem Bereich der Finanzierung der Kommunen ist auch der Immobilienbereich in der Volksbank AG immer wichtiger …

PINKL: Hier sind wir bei der Finanzierung wie bei der Entwicklung gut aufgestellt. Wir gehen auch hier in neue Märkte hinein, indem wir Immobilien-Projekte realisieren, die sich in der Ukraine oder in Russland befinden. Für den Bereich des Asset-Managemets haben wir die Europolis, die Veranlagungen in Immobilien verwaltet.

FURCHE: Aber auch im Retail-Bereich sieht die Volksbank immer öfter Richtung Osten.

PINKL: Zu Beginn des heurigen Jahres konnten wir den Kauf einer ukrainischen Bank finalisieren. Die Elektron Bank, die in der Westukraine (Raum Lemberg) tätig ist. Und in Bosnien-Herzegowina konnten wir den Kauf der Zepter Banka aus Banja Luka abschließen. Die Zepter ist die zweite Bank, die wir in Bosnien-Herzegowina besitzen.

FURCHE: Wenn man das so hört, bekommt man schon den Eindruck, dass es den Wettlauf um die besten Plätze im Osten noch gibt …

PINKL: Ich sage nicht Wettlauf, denn das hieße ja, dass wir um jeden Preis Erster sein wollen. So gehen wir aber nicht vor. Es stimmt, dass uns eine Fülle von Möglichkeiten angeboten wird, aber wir gehen trotzdem sehr selektiv vor, denn die Zukäufe müssen von der Qualität und vom Preis her zur Gruppe passen. Denn das Geld, das wir investieren, muss ja schließlich auch wieder verdient werden. Allein Unternehmen zu kaufen um der Größe willen, das machen wir nicht.

FURCHE: Ihnen ist also nachhaltiges Wachstum wichtiger als das Erreichen von Kennzahlen?

PINKL: Das ist ein Grundwert von uns. Ich kann nicht ein Ergebnis in einer kurzen Zeit darstellen, sondern ich muss auch darauf achten, dass ich im Einklang mit den Eigentümern den Konzern nachhaltig positioniere. Darum war die Chance, die wir mit der Investkredit (Immobilien- und Kommunalbereich) bekommen haben, so wichtig für uns, weil wir zusätzliche Segmente dazubekommen haben, die die bestehende Produktpalette ergänzt haben.

FURCHE: Apropos Eigentümer: Wem gehört die Volksbank, die eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft ist?

PINKL: Unsere Wurzeln kommen aus dem genossenschaftlichen Bereich. Die Haupteigentümer (58 Prozent) sind die österreichischen Volksbanken, die ihre Anteile in einer Holding-Genossenschaft gebündelt haben. Dann haben wir strategische Partner: zu 25 Prozent gehören wir der DZ-Bank und zu zehn Prozent der Ergo-Versicherung. Dazu kommen noch die sechs Prozent, mit denen die Raiffeisen Zentralbank bei uns beteiligt ist (Vice-versa-Beteiligung), und der Rest ist im Streubesitz. Wir haben Aktionäre, die natürlich einen Gewinn sehen wollen, das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass wir in einer sehr starken Leistungsbeziehung stehen. Wir sind das Spitzeninstitut für die österreichischen Volksbanken. Sie bekommen von uns Refinanzierungen, Liquidität usw. Wir sind die Produktfabrik, wir liefern den Volksbanken Produkte, die jede für sich alleine nicht anbieten könnte.

FURCHE: Und daraus ergibt sich natürlich eine Stoßrichtung beim Wachstum bzw. in der Ausrichtung der Gruppe …

PINKL: Wir haben zwei große Blöcke, die man miteinander in Einklang bringen muss. Um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten, muss sich diese Bank entwickeln, damit sie auch in Zukunft ihr Geschäft machen kann, und somit auch ihre Sektoraufgaben erfüllen kann. Sie muss aber auch in der Lage sein, gegenüber den Mitbewerbern am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, damit sie die Leistungen gegenüber den Volksbanken erfüllen kann.

FURCHE: Wie zeitgemäß ist es noch, sich als Bank genossenschaftlich zu organisieren?

PINKL: Wir können gemeinschaftlich Dinge erreichen, die eine Volksbank für sich gesehen nicht könnte. Die Genossenschaftsidee, gemeinsam die Kapitalbeteiligung als auch die Leistungserbringung zu organisieren, ist hier in Form der AG und der Eigentümerschaft der Genossenschafter gegeben und funktioniert.

FURCHE: Brächte eine Filialstruktur keine Vorteile?

PINKL: Man könnte vielleicht einiges an Kosten einsparen, aber das würde die Vorteile, die wir durch unsere starke regionale Verankerung besitzen, nicht wettmachen. Der persönliche Bezug vor Ort, die Bedürfnisse des Kunden zu kennen und auch, dass der Berater seine Kunden über viele Jahre betreut, sind im Bankgeschäft viel wichtiger.

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