6762669-1968_22_12.jpg
Digital In Arbeit

Klein- und Mittelbetriebe im Umstellungsprozeß

Werbung
Werbung
Werbung

Auf einer Pressekonferenz anläßlich der Generalversammlung der Zentralkasse der Volksbanken Österreichs, am 17. Mai 1968, sprach der Präsident des Aufsichtsrates der Zentralkasse der Volksbanken Österreichs und Präsident der Wiener Handelskammer, Kommerzialrat Karl Lakowitsch, über die Rolle der Klein- und Mittelbetriebe im volkswirtschaftlichen Umstellungsprozeß.

Von den verschiedenen Initiativen zur Wiederbelebung der Konjunktur versprechen sich zehntausende Betriebe des Erzeugungs- und Dienstleistungsgewerbes, des Handels und des Fremdenverkehrs neue Impulse, erklärte Präsident Kommerzialrat Lakowitsch in der Bilanzpressekonferenz der Volks-

bankenzentrale. Das Investitionsbewußtsein, die wirtschaftlichen Zukunftsaufgaben zu meistern, ist im gewerblichen Mittelstand besonders ausgeprägt vorhanden. Der schwierige Auslese- und Umstellungsprozeß, der gegenwärtig im Gange ist, wird durch die Aufgeschlossenheit modern denkender Gewerbetreibender und Kaufleute erleichtert werden. Jedenfalls wird in der industrialisierten Gesellschaft der Zukunft das Gewerbe einen festen Platz einnehmen, wie auch diese Gesellschaft auf die Initiative des erwerbenden Mittelstandes nicht verzichten wird können. Heute wird das volkswirtschaftliche Gebäude für kommende Jahrzehnte auf neuen Fundamenten errichtet, Gewerbe und Handel in ihren mannigfachen Spielarten können und werden bei diesem größten Aufbauwerk der österreichischen Wirtschaftsgeschichte nicht abseits stehen.

Präsident Kommerzialrat Lakowitsch begrüßte die Zielsetzung des Koren-Plans, die Bürgschaftseinrichtungen auszubauen. Und zwar soll das Limit der Bürgschaftsfonds Ges. m. b. H. für den Einzelkredit von 150.000 Schilling auf 200.000 Schilling erhöht werden. Weiters sollen neue Bürgschaftseinrichtungen auf Landesebene in Anlehnung an Schweizer und deutsche Vorbilder geschaffen werden, um die Finanzierung von Investitionen in Klein- und Mittelbetrieben zu erleichtern. In den Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich konnten bereits bemerkenswerte Fortschritte in dieser Richtung erzielt werden. Durch eine Mitwirkung der Landesregierungen und den Einsatz von ERP- Mitteln bei diesen Bürgschaftsgesellschaften wäre es möglich, eine angemessene Kapitalbasis zu schaffen und das Kreditvolumen bis zum Zwanzigfachen des Haftungskapitals zu erweitern.

Alle diese Maßnahmen decken sich mit den Intentionen des Volksbankensektors und seines Spitzeninstitutes, der Zentralkasse der Volksbanken Österreichs.

Europas Volksbanken arbeiten zusammen

Auf der gleichen Pressekonferenz erklärte Generaldirektor Kommerzialrat Erich Manhardt:

1200 europäische Volksbanken an 6000 Plätzen aus EWG und EFTA sind Mitglieder der Confėdėration Internationale du Credit Populaire, die vom 6. bis 9. Mai 1968 in Salzburg ihre Studientagung 1968 abhielt. Diese internationale Volksbankenorganisation, der auch Institute aus Afrika und Amerika angehören, will durch Koordinierung über die Grenzen hinweg jene Vorteile erreichen, die sonst nur die Konzentration bieten kann.

Die stärkste Volksbankenorganisation Europas besitzt die Bundesrepublik Deutschland mit 700 Instituten an 3000 Plätzen, gefolgt von Frankreich, mit 41 Volksbanken an 1000 Plätzen, und Belgien, mit 54 Volksbanken an 600 Plätzen. Österreich nimmt mit 160 Volksbanken an 200 Plätzen eine nicht unbeachtliche Stellung ein.

Die Volksbanken erzielten im Geschäftsjahr 1967 eine weitere Expansion, wobei die Zuwachsraten kleiner waren. Die Bilanzsumme stieg, wie Generaldirektor Kommerzialrat Manhardt berichtete, um 9,7 Prozent auf 15,2 Milliarden Schilling. Davon entfallen 0,7 Milliarden Schilling auf Eigenkapital.

Drei Viertel sind Spareinlagen

Die Spareinlagen erreichen mit 7,1 Milliarden Schilling über drei Viertel aller Einlagen bei den Volksbanken. Die Gesamteinlagen stiegen im Berichtsjahr um 11,3 Prozent auf 9,4 Milliarden Schilling gegenüber einer Zunahme im österreichischen Gesamtdurchschnitt von 10,7 Prozent. Innerhalb von acht Jahren haben sich die Einlagen bei den Volksbanken verdreifacht.

Die Zahl der Kreditnehmer ist von 118.000 auf 122.000 neuerlich gestiegen, die Höhe des durchschnittlichen Einzelkredites nahm von 62.000 Schilling auf 65.000 Schilling zu. Die Förderung der kleinen und mittleren Erwerbstätigen bildet den Kem der Kreditgewährung durch die Volksbanken. 38 Prozent der Kreditsumme entfielen auf die verschiedensten Gewerbesparten, 22 Prozent auf den Handel, 12 Prozent auf kleinindustrielle Betrieb, zusammen 72 Prozent.

Kommerzialrat Manhardt betonte auch die intensive Einschaltung der Volksbanken in die Bürges-Aktion. Insgesamt haben die Volksbanken bisher Bürges-Kredite von 800 Millionen Schilling eingeräumt.

Aufschwung im ersten Quartal 1968

Das erste Quartal 1968 ist bei den Volksbanken durch eine Kreditexpansion von 215 Millionen Schilling auf 8,2 Milliarden Schilling gekennzeichnet. Mit einer Zuwachsrate von 2,5 Prozent war die Kreditausweitung bei den Volksbanken unter allen Kreditinstitutsgruppen am stärksten.

Die Zentralkasse der Volksbanken Österreichs, das Spitzeninstitut und die Geldausgleichsstelle der Volksbanken, konnte im Berichtsjahr 1967 bei verkleinerten Zuwachsraten und damit geringeren Geldbeschaffungskosten die Ertragslage verbessern. Die Bilanzsumme stieg um 6,4 Prozent auf 3,6 Milliarden Schilling, der Umsatz um 5,5 Prozent auf 109 Milliarden Schilling.

Nach Dotierung von Rücklagen und Rückstellungen mit 6,4 Millionen Schilling (2,2) verbleibt ein Reingewinn von 3,8 Millionen Schilling (3,4), aus dem — vorbehaltlich des Beschlusses der am 20. Mai 1968 in Wien stattfindenden Generalversammlung — die nach der Satzung höchstzulässige Dividende von 6,75 Prozent ausgeschüttet wird.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung