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Ausländische Banken haben ihre Präsenz in Österreich seit Ende der fünfziger Jahre erheblich verstärkt. Zu den drei Instituten, die bereits in der Zwischenkriegszeit in Österreich tätig waren, gehören: die Central Wechsel- und Creditbank AG, heute eine Tochter der ungarischen Nationalbank, die Salzburger Kredit- und Wechselbank AG und American Express. Ihnen folgten vor allem Banken aus den Signatarstaaten.

Heute bilden die meist kleinen Auslandsbanken nach Herkunft und Tradition eine bunte Gruppe. Sie sind auch wichtiger als das der erste Blick in das Geschäftsvolumen, gemessen an anderen Banken, vermuten läßt. Einerseits, weil sie einen bedeutenden Teil im sogenannten bilanzunabhängigen Bereich wie dem der Provisionsgeschäfte abwickeln. Andererseits, weü ihr nationales, teilweise recht exotisches Ambiente und ihr Know-how einiges zur Belebung des Wettbewerbes beitragen. Auch wenn die eine oder andere Auslandsbank den Wiener Platz aus geschäftlichen Gründen wieder verlassen muß(te), ist eine Präsenz in Wien für viele offensichtlich zu einer unabdingbaren Notwendigkeit geworden.

Als ausländische Bank gilt, wer in seinem Heimatland berechtigt ist, Bankgeschäfte im Sinne des österreichischen Kreditwesengesetzes zu betreiben. Ausländische Banken, die hier über Zweigniederlassungen ihre Geschäfte betreiben, gelten aber als Inlandsbanken und werden auch als solche behandelt.

Viele dieser Institute haben Universalbank-Charakter und verfügen oft sogar über einen langjährigen, loyalen Kundenstamm. Andere haben sich auf bestimmte Geschäftsbereiche spezialisiert wie das Portfolio-Management, den Wertpapier- und Devisenhandel oder die Vermögensverwaltung.

Die Chase Manhattan Bank (Austria) AG beispielsweise betreibt neben dem üblichen Geschäft im Kommerzbankenbereich auch Beratung bei Devisentransaktionen. So führt sie auch zwei Anleihen für die Republik Österreich in Milliarden US-Dollar. Auch Projektfinanzierungen gehören zu den Spezialitäten der Chase. Sie hat beispielsweise den österreichischen Anteil an einem türkischen Kraftwerk gemanagt.

Als besonderes Angebot gilt der sogenannte „Commodity swap“. Mit diesem Instrument wird das Preisrisiko für Rohstoffimporte wie Rohöl, Kupfer, Aluminium, Gold oder Silber begrenzt beziehungsweise gedämpft.

Auch private Investoren sieht man gern in der Chase — allerdings müssen schon mehr als eine Million Schilling in der Brieftasche sein.

Die Salzburger Kredit- und Wechselbank, eine Tochtergesellschaft der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank AG, München, betreibt ebenfalls alle klassischen Aktivitäten mit Ausnahme des Emissions- und Hypothekenbankengeschäftes. Sie betreut hauptsächlich groß- und mittelständische Exporteure, bietet aber Anlegern auch beispielsweise die Führung anonymer Spar-und Wertpapierkonten und mehrwertsteuerfrei Goldmünzen an. Derzeit sind die Salzburger (noch) die einzige Bank im Eigentum eines deutschen Großinstitutes.

Solide, alte Tradition britischer Banken ist ebenfalls in Wien vertreten. 1984 im Rahmen eines Joint venture gegründet, hat sich die Standard Chartered Bank (Austria) AG schon recht gut etabliert. Die Bank wirbt besonders mit ihrem internationalen Know-how, das traditionell auf Großbritannien und die Commonwealth-Länder gerichtet ist. Ihr Angebot konzentriert sich daher auf die Vermittlung von Geschäftsbeziehungen zwischen Österreichern und ausländischen Firmen in besagten Ländern.

Anders präsentiert sich die SAVE-Rössler Bank AG in Innsbruck. Als Aktionäre zeichneten 1983 die SA VE Südtiroler Anlagenvermittlung AG, Bozen, und das Wiener Bankhaus Rössler AG. Heute ist die Bank zu 88 Prozent in italienischem Besitz.

Sie hat heute das sprichwörtliche, diskrete Ambiente eines Schweizer Bankhauses, auch wenn deren internationale Klientel in Innsbruck noch auf sich warten läßt. Nur ein unauffälliges Schild etwa weist darauf hin, daß im 2. Stock des Palais Sarntheim in Innsbruck in eleganter Wohnzimmeratmosphäre Vermögen veranlagt wird. Trotzdem versteht sich die Gesellschaft als Universalbank, die allen Kundenwünschen von der Spareinlage bis zu Spezialkrediten entsprechen will. Geworben wird trotzdem, nur bedächtig, diskret, wie es heißt, und nur durch persönliche Kontakte. Für Werbung gibt die Bank nach eigenen Angaben jährlich nicht einmal 100.000 Schilling aus.

Mitte der achtziger Jahre etablierte sich auch die erste italienische Bank am Wiener Platz. Die italienische SanPaolo-Gruppe erwarb 74 Prozent des Bankhauses Brüll & Kallmus. Heute hält das Istituto Bancario San Paolo di Torino, Turin, 54 Prozent, die CA-BV 26 Prozent und die Banco Lariano, Como, 20 Prozent des Aktienkapitals an der SanPaolo Bank (Austria) AG.

Auch diese Bank wirbt mit speziellem Know-how, das sie sich im Wirtschaftsverkehr erworben hat, beziehungsweise mit ihrer führenden Position im Lire-Handel.

Frankreich ist mit der Societe Generale Alsacienne de Banque AG in Wien vertreten. Die Bank setzt ebenfalls auf Erfahrungen •im multinationalen Außenhandel. Sie gab übrigens auch den Anstoß zur Gründung des „Französisch-österreichischen Wirtschaftsklubs“, der seinen Sitz in der SOGENAL hat.

Südamerika ist mit der Banco do Brasil AG, die Sowjetunion mit der Donaubank AG vertreten.

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