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Zinsverzicht hilft den Tieren

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HUmwei/tsparbücher: Anders als in Deutschland oder in der Schweiz, wo es schon seit 1988 beziehungsweise 1990 die Ökobank und die Alternative Bank Schweiz (ABS) gibt, ist eine entsprechende eigene „Alternativbank Österreich” erst nach der Jahrtausendwende zu erwarten. Vereinzelte Anläufe dafür gibt es zwar seit 1983, aber es fehlt ein Großteil (zirka fünf Millionen Schilling) des Bisikokapi-tals, das man brauchte, um eine Bankgründung mit derzeit mindestens 70 Millionen Schilling Eigenkapital in die Wege zu leiten.

Unter dem Arbeitstitel EFEU-ln-itiative (EFEU steht für „Ersparnisse für Entwicklung und Umwelt) gab es eine Gruppe von Einzelpersonen und Organisationen im ökologischen und kirchlich-entwicklungspolitischen Bereich, die sich Gedanken gemacht hat, wie das nötige Startkapital aufzubringen wäre. Statuten wurden diskutiert, aus einer geplanten Vorläufergesellschaft namens A.B. AlternativVermögensverwaltungs AG sollte dann -nach Vorliegen der Bankzulassung -die AlternativBank AG hervorgehen. Inzwischen haben auch zwei „konventionelle” Geldinstitute die Marktlücke erkannt und bieten - auf Anregung engagierter Mitarbeiter - sogenannte Umwelt- oder Ökosparbücher an: den Anfang machte schon 1989 die Bregenzer Sparkasse:

Die Ökosparer verzichten dabei zugunsten eines „Ökofonds” auf ein Prozent der Zinsen. Das „Öko-Sparbuch” ist bei halbjähriger Bindung marktüblich verzinst. Mit den Spareinlagen finanziert die Bregenzer Sparkasse zweckgebundene „Umweltkredite”. Mit den sich im „Ökofonds” ansammelnden Zinsen werden vor allem Naturschutzanliegen in Vorarlberg gefördert (zum Beispiel Anlage von Naturlehrpfaden, Ankauf von Nistkästen für gefährdete Vogel-arten). Auf mehreren hundert „Ökosparbüchern” liegt nun eine Gesamtsumme von mehreren Millionen Schilling.

Die 1991 von der Linzer Volkskreditbank eingeführten „Umwelt-Sparbücher” sind auf noch größeres Interesse gestoßen: zum Jahreswechsel 1992/1993 hatten statt der geschätzten tausend Sparer schon rund 3.500 ein Umweltsparbuch eröffnet, und seither kamen viele hundert Neueröffnungen hinzu. Die VKB-Bank legt zu den Zinsen einen Prozentpunkt als Bonus dazu, der zweckgebunden für diverse Umweltprojekte verwendet wird.

BAlternativbank-Produkte ausserhalb österreichs: In den siebziger beziehungsweise achtziger Jahren wurden in Deutschland (mit der GLS-Gemein-schaftsbank und der Okobank) und der Schweiz (Freie Gemeinschaftsbank BCL und Alternative Bank ABS AG) je zwei ethisch-ökologisch ausgerichtete Geldinstitute gegründet.

Bei der Okobank, dem bekanntesten Institut, kann man verschiedene Fördersparbriefe (Energie, Frauen,

Dritte Welt, Bildung und so weiter) erwerben. Mit diesen Einlagen werden dann zinsgünstige Kredite in den jeweiligen Branchen vergeben.

Seit 1997 gibt es in Nürnberg auch eine Umweltbank AG, die von einem ehemaligen Ökobank-Vorstand gegründet worden ist.

Einer größeren Öffentlichkeit noch wenig bekannt, aber sehr innovativ ist seit über 20 Jahren die Bochumer-GLS-Gemeinschaftsbank:

Kredite werden hier nicht nach dem Gewinnmaximierungsprinzip, sondern vor allem nach dem gesellschaftlichen Stellenwert des Kreditnehmers vergeben. Die in den siebziger Jahren gegründete GLS-Bank fördert zum Beipsiel Waldorfschulen und biologisch-dynamische Landwirtschaften. Bund 20.000 Spater und Genoss(inn)en haben ihr Einlagen von fast 200 Millionen DM anvertraut, sodaß die Größenordnung der Bilanzsumme schon fast an die Ökobank heranreicht.

Im Angebot der GLS-Gemein-sqhaftsbank finden sich beispielsweise Sparkonten, Beteiligungsfonds für regenerative Energien oder für ökologische Landwirtschaft, spezielle Wohnsparbriefe „Forum Kreuzberg Berlin” und „Wogeno München”, Waldorfschul-Sparkonten und Termineinlagen. Eine fundierte Beratung erfährt man auch in allen Sehen-kungs- und Erbschaftsfragen. Wer will, kann sein Geld auch in dreierlei Spendenfonds (Entwicklungshilfefonds, Studienfonds, Entschuldung von Strafgefangenen) stecken. Wer mit Krediten gemeinnützige Aufgaben wahrnimmt, zahlt bei der Gemeinschaftsbank keine Zinsen. Vielmehr tragen die Kreditnehmer die Kosten „ihrer” Bank.

Zwei Drittel der GLS-Kredite werden auf dieser Basis vergeben. Das System der „Kostendeckungsumlage” macht die Kosten der Bankarbeit transparent: eine geringere Verzinsung der Spareinlagen kommt so unmittelbar und in voller Höhe den Kreditnehmern zugute.

Daß die kostendeckende Umlage der GLS-Bank im Durchschnitt der letzten 20 Jahre zwischen zwei und 4,5 Prozent (pro Jahr!) lag, hängt zum einen mit dem Willen der Sparer zusammen, wirklich etwas für die geförderten Projekte zu tun. Zum anderen braucht die GLS keine Gewinne (auf Kosten ihrer Kreditnehmer) zu erwirtschaften - und sie hat deutlich geringere Kreditausfälle als üblich.

Bei den Umweltbanken kann man nicht nur Spar- und andere Bankprodukte erwerben, sondern - in Form von Aktien beziehungsweise Genossenschaftsanteilen - auch Beteiligungen an der Bank selbst.

Bevor man sich bei einer der Umweltbanken engagiert, sollte man die Geschäftsberichte der Institute vergleichen: sie sagen sehr viel über das jeweilige ethisch-ökologische Engagement aus!

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