6880199-1979_06_15.jpg
Digital In Arbeit

Wertpapier-Sparen kommt groß in Mode

Werbung
Werbung
Werbung

Der rasche Abbau des Handelsbilanzdefizits im Jahre 1978, der durch einen Rückgang des Konsums und der Investitionen sowie durch Erfolge auf den Exportmärkten zu erklären ist, hat zwar zu einem wesentlich geringerem Abfluß an Devisen geführt, doch haben andererseits auch die Kreditaufnahmen der öffentlichen Hand im Ausland zu einer Verflüssigung des österreichischen Geldmarktes geführt.

Tatsächlich ging im abgelaufenen Jahr das Zinsniveau um ein bis eineinhalb Prozent zurück. Doch dies war noch nicht genug für den Finanzminister, der in den letzten Wochen in einer konzertierten Aktion mit der Nationalbank durch die Senkung der Bankrate um 0,75 Prozent ein deutliches Zeichen setzte: das Zinsniveau in Österreich soll durch den Abbau der grauen Einlagen-, der Kapitalmarkt sowie auch der Kreditzinsen generell gesenkt werden. Nicht zuletzt um dadurch der österreichischen Wirtschaft die notwendigen Investitionen zu erleichtern.

Der Kapitalmarkt hat bereits nachgezogen: die nunmehr aufliegenden Anleihen werden mit einen Zinssatz von 7,5 Prozent (nach 7,75 Prozent) begeben. Es ist nicht verwunderlich, daß diese Anleihen reissend Absatz finden, da die Anleihekäufer vermuten, daß die nachfolgenden Emissionen bereits den nächsten Zinssenkungsschritt auf etwa 7,25 Prozent machen werden.

Auch die Kreditzinsen bewegen sich deutlich nach unten, lediglich beim Eckzinssatz für Spareinlagen hat sich bislang nichts getan. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, das es sich hierbei um einen „politi-

schen“ Zinssatz handelt: zwar erfordert eine generelle Senkung der Zinsen auch einen Abbau bei den Einlagenzinsen, da der Kreditapparat eine einseitige Bewegung der Zinsen nicht mehr verkraften könnte, doch steht diesen Bestrebungen das mächtige Wort des Gewerkschaftsbundpräsidenten gegenüber, der vor den Wahlen keine Senkung der Habenzinsen dulden will.

Auch der Finanzminister ist - nach anfänglichem Schwanken - nunmehr auf das Festhalten an den vier Prozent eingeschwenkt; lediglich bei den höherverzinslichen, länger gebundenen Einlagen sei eine Zurücknahme denkbar. Demgegenüber ist der Kreditapparat, der demnächst ein neues Habenzinsabkommen abschließen will, nach wie vor der Ansicht, daß auch der Eckzinsfuß sinken müsse.

Der „kleine Sparer“ kommt derzeit noch ausgezeichnet weg: so beträgt zum Beispiel die Realverzinsung (die Differenz zwischen Verzinsung einer Anlage und der Inflationsrate) bei der Zeichnung steuerbegünstigter Anleihen rund fünf Prozentl/8,5 minus 3,5 Prozent Inflationsrate); das Bau-S sparen bringt infolge der steuerlichen Prämie nach wie vor rund 10,5 Prozent, das Prämiensparen rund acht Prozent brutto. Bei den letztgenannten Sparformen sind jedoch die jährlich möglichen Maximalveranla-gungsbeträge eng bemessen; dies gilt auch für das Versicherungssparen, bei dem weiters der „Ertrag“ vom jeweiligen steuerpflichtigen Einkommen abhängig ist.

Insbesondere aus diesen Gründen wie auch aus Gründen der zu erwartenden generellen Absenkung des

Zinsniveaus rechnen Bankfachleute stark damit, daß sich Österreichs Sparer in zunehmendem Maße mit Wertpapieren - wie zum Beispiel Anleihen - „eindecken“ werden, da bei dieser Anlageform pro Jahr und pro Person 100.000 Schilling steuerbegünstigt angelegt werden können, und die Erträge aus diesen Anlagen noch dazu steuerfrei sind.

Bereits 1978 war ein verstärktes Interesse für diese „höherwertige“ Sparform zu verzeichnen. Dem Börsenjahrbuch der Girozentrale ist zu entnehmen, daß der Anteil des Gesamtumlaufes an festverzinslichen Wertpapieren am Stand der Spareinlagen von 50 Prozent im Jahre 1973 auf 63 Prozent im Jahre 1978 angestiegen ist. Die Anleger werden auch 1979 nicht zu kurz kommen: Prognosen sprechen davon, daß heuer rund 56 Milliarden Schilling (brutto) an Anleihen emittiert werden - um 13 Milliarden mehr als 1978.

Diese Ziffer zeigt aber auch deutlich den starken Finanzierungsbedarf vor allem der öffentlichen Hand, denn ein Budgetdefizit in Höhe von 50 Milliarden will finanziert sein. Aber an dieser Hypothek wird sich auch 1979 - trotz gesamtwirtschaftlicher Erholung - kaum wesentliches ändern; zumindest nicht vor den Wahlen.

Erwin Wenzl, Generaldirektor der Oö. Kraftwerke AG:

Weißes Gold aus der Traun

Die Traun als bedeutende Energiereserve Oberösterreichs steht schon seit Jahrzehnten im Mittelpunkt der Wasserkraftplanung der Oberösterreichischen Kraftwerke Aktiengesellschaft (OKA). Schon zu Beginn der Fünfzigerjahre wurde der erste „Rahmenplan Traun“, der in der Strecke vom Nordende des Traunsees bis zur Mündung der Traun in die Donau vierzehn Kraftwerksstufen vorsah, beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft eingereicht. Der damals bereits als vorbildlich bezeichnete Rahmenplan umfaßt sämtliche wissenschaftliche Gegebenheiten eines Flusses sowie eine reichhaltige Sammlung von historischen, geologischen, botanischen, fischereiwirtschaft-lichen, hygienischen, bautechnischen und wasserwirtschaftlichen Daten über den Traunfluß. Diese ausgedehnten Forschungen bilden heute eine solide Grundlage für den Kraftwerksbau.

Derzeit wird in Marchtrenk das bisher größte Traunkraftwerk errichtet. Es soll ab dem Jahre 1980 Strom produzieren. Die Stufe Traun-Pucking wird unmittelbar nach dem Kraftwerk Marchtrenk gebaut. Schließlich ist im Räume Lambach eine weitere Traunstufe geplant.

Kraftwerk Marchtrenk mit vielen Aufgaben

Das Traunkraftwerk Marchtrenk soll ab dem Jahr 1980 jährlich 200 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Müßte man dieselbe Menge Strom in einem Wärmekraftwerk herstellen, wären dazu ca. 50.000 Tonnen Heizöl schwer notwendig, was einem Importwert von derzeit mehr als 70 Millionen Schilling pro Jahr entspricht.

Diese Kraftwerksstufe dient aber nicht nur der Stromerzeugung. Sie hat noch eine ganze Reihe anderer Aufgaben zu erfüllen. Durch die Regulierung der Traun wurde der Fluß in ein starres Flußbett gezwängt, was eine ständige Eintiefung in den Untergrund zur Folge hatte. Heute beträgt diese Eintiefung im Bereich Wels-Marchtrenk 12 bis 15 cm pro Jahr. Die Folgen sind ein Absinken des Grundwasserspiegels, eine Versteppung der einstmals üppigen Auland-

schaft, eine Gefährdung der Brückenfundamente und Wasserbauten. Alle diese negativen Folgen der Flußregulierung werden mit dem Einstau der Traun beseitigt sein.

Grundwasser: Der künftige Staubereich der Traun wird gegen die umgebende Aulandschaft mit sogenannten Schmalwänden und Asphaltdichtungen völlig abgedichtet. Dadurch kann in Zukunft kein Traunwasser mehr in das Grundwasser gelangen. Der Grundwasserspiegel kann mit Hilfe einer Drainage ein für alle Mal auf der geplanten Höhe gehalten werden. Dies ist nicht nur ein Vorteil für die Besitzer von privaten Brunnenanlagen, sondern auch für die Erhaltung der Aulandschaft, die gerade im oberösterreichischen Zentralraum ein wichtiges Erholungsgebiet darstellt.

Hochwasserschutz: Wegen ihrer gewaltigen Strömungen waren die reißenden Hochwässer der Traun sehr gefürchtet. Zahlreiche Zerstörungen an Ufern und Brücken haben ihre Gefährlichkeit immer wieder gezeigt. Durch die drei Wehrfelder des Kraftwerkes Marchtrenk können in Zukunft Hochwässer jeder Größenordnung abgeführt werden, ohne Schaden anzurichten.

Erholungsraum Stausee: Bereits in der Kraftwerksplanung hat die OKA der Gestaltung des Rückstauraumes große Aufmerksamkeit gewidmet. Der Stausee selbst wird 8 km lang sein und reicht bis in das Gebiet der Stadt Wels. Mit einem eigenen Landschaftsgestaltungsplan wird sich die OKA bemühen, die gesamte Kraftwerksanlage möglichst harmonisch in die Aulandschaft einzugliedern. An den Außenseiten der Dämme sind Rasenflächen mit Baum- und Strauch-bepflanzung vorgesehen. Die Wasserlinie wird schon wenige Jahre nach dem Einstau mit Weiden, Binsen und Gräsern bewachsen sein. Auf der Dammkrone werden Promenadenwege angelegt, die ein ungestörtes Wandern entlang des Flusses ermöglichen, da der Kraftfahr-zeugyerkehr nicht gestattet sein wird. Ein ähnliches Projekt hat die OKA beim Traunkraftwerk Gmunden bereits mit Erfolg verwirklicht

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung