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Sichere Arbeitsplätze in einer gesunden Umwelt
Die rasante Entwicklung vom ein- stigen Agrarland zum modernen In- dustrieland hat auch in Oberöster- reich zu einer enormen Steigerung des Lebensstandards der Bevölke- rung, als Kehrseite aber auch zu einer betrâchtlichen Gefährdung unserer Umwelt geführt. Das Land hat daher schon früh mit umfangreichen Maß- nahmen zur Erhaltung und Wieder- herstellung einer sauberen wie le- benswerten Umwelt begonnen:
So weisen heute die Salzkammer- gutseen, die als landschaftliche Schmuckstiicke fur unsere Fremden- verkehrswirtschaft besonders wichtig sind, nach dem Bau der notwendigen Kanäle und Kläranlagen praktisch wieder Trinkwasserqualität auf. Dar- über hinaus verhindern an die 200 Kläranlagen in alien Landesteilen die Verschmutzung der Gewässer. Auch wurde in Oberbsterreich ein hochmo- dernes Luftmeßnetz errichtet, das eu- ropaweites Interesse findet.
Wir haben aber auch noch große Probleme: Allen voran das durch die Luftverschmutzung verursachte Waldsterben und die noch immer übermäßig starke Verschmutzung der Traun. Nach den letzten Erhebun- gen weisen mehr als 10 Prozent unseres Waldbestandes, das sind rund 50.000 Hektar, Schäden durch Luft- verunreinigung auf. Die festgestellten „Krankheitssymptome” reichen vom Vltalitätsverlust durch Nadelabfall einzelner Bäume bis zum Absterben verschiedener Baumarten in Indu- strienähe. Diese bedrohliche Entwicklung veranlaßte mich, fur Anfang Juli dieses Jahres nach Linz Wissenschaf- ter, Politiker, Interessenvertretungen, Waldbesitzer und mögliche Verursa- cher einzuladen, um gemeinsam Ur- sachen, Ausmaß und Wirkung der Forstschäden festzustellen. Mein Ziel war es auch, bei diesem „Waldscha- dengespräch” eine Strategie zur Be- seitigung bzw. Behebung der Schä- den zu entwickeln. Aufgrund der Er- gebnisse dieses Arbeitsgespräches und anderer Unterlagen habe ich diesbezügllch konkrete Vorschläge gemacht, deren rasche Verwirkli- chung jedoch aufgrund der Kompe- tenzverteilung großteils beim Bund liegt.
Ich habe daher in einem Brief an den Bundeskanzler neben der baldi- gen Schaffung eines gutdotierten Umweltschutzfonds, aus dem die notwendigen Sanierungsmaßnahmen zu einem großten Teil finanziert werden sollen, auf die Umstellung auf bleifrei- es Benzin, das die Verwendung der abgasmindernden Katalysatoren er- möglicht, und die Verwirklichung des Biospritprojektes in Aschach ge- drängt. Auch habe ich vorgeschla- gen, das kommende Jahr für ganz Osterreich zum „Jahr des Waldes” zu proklamieren, um so das Verständnis für dieses große Problem bei der ge- samten Bevölkerung zu vertiefen und so auch die Bereitschaft, die Umwelt- schutzmaßnahmen mitzutragen, zu verstärken. In Oberösterreich werden wir 1984 jedenfalls den Wald in den Mittelpunkt des öffehtlichen Interes- ses riicken. Da Luft aber bekanntlich keine Grenzen kennt, wird in Zukunft die Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn auf diesem Gebiet immer wichtiger werden. Ein erfolgreicher Beginn wurde dabei bereits mit Bayern und Böhmen gemacht.
Unser zweites Sorgenkind, die Traun, wird hoffentlich bald keines mehr sein. Bei den 1981 und 1982 im Linzer Landhaus abgehaltenen „Traungipfeln” wurde ein Fahrplan fur die Sanierung der Traun erarbei- tet, derdazu führen soli, daß bis 1987 dieser Fluß wieder gute Wasserquali- tät aufweist. Erste positive Auswir- kungen gibt es bereits. Durch die In- betriebnahme einer sogenannten Brüdenkondensat-Extraktionsanlage in der Chemiefaser Lenzing AG konn- te heuer die Abwasserbelastung dieses Industriebetriebes um 40 Prozent, von einer Million Einwohnergleich- werte auf 600.000 Gleichwerte, ge- senkt werden. Nach dem Bau einer biologischen Großkläranlage wird eine Absenkung der Abwasserbelastung auf 50.000 Einwohnergleich- werte möglich werden.
Auch die Papierfabrik Steyrermühl erarbeitet gegenwärtig ein Reinhalte- projekt. Da die Errichtungskosten solcher Abwasser-Reinigungsanla- gen von mehreren hundert Millionen Schilling den Betrieben allein nicht zugemutet werden können, trete ich auch für eine maßgebliche Unterstiit- zung durch den Wasserwirtschafts- fonds ein. Vor allem geht es dabei darum, daß betriebliche Abwasserrei- nigungsanlagen gleich gute Förde- rungsbedingungen erhalten wie Verbands- Oder Regionalanlagen.
Vorrangiges Ziel der oberösterrei- chischen Landespolitik wird es des- halb auch in Zukunft, entsprechend den Wünschen unserer Bevölkerung, sein, für sichere Arbeitsplätze in einer gesunden Umwelt zu sorgen.
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