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Mit differenziertem Programm

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Bemerkenswert konsolidiert sei der inländische Rentenmarkt, meinte Finanzminister Dr. Koren anläßlich der Investitionsanleihe 1969 der Republik Österreich. Zwei Faktoren seien dafür maßgebend gewesen, der eine, kurzfristiger Natur, nämlich die Zurückhaltung des Bundes 1969 in seinen inländischen Emissionswünschen und die seit Jahren geringste Nettoinanspruchnahme des Anleihemarktes.

Der zweite Faktor hingegen sei langfristiger Natur. Der österreichische Anlagemarkt habe sich nämlich zum 1. Jänner auf das ansehnliche Volumen von 39,9 Milliarden entwickelt, wovon rund 18,1 Milliarden Schilling auf Bundesanleihen entfielen. Dieses Umlaufvolumen wurde in der relativ kurzen Zeit von 1953 bis 1969, also in etwa 15 Jahren, aufgebaut. Rechnet man den Umlauf von Pfandbriefen und Kommunalschuldverschreibungen von 13,6 Milliarden Schilling noch hinzu, gelangt man zu der gewiß eindrucksvollen Zahl von 53,5 Milliarden Schilling.

Es liegt daher auf der Hand, daß der Neuaufbau eines Marktvolumens dieser Größenordnung schwierig ist, weil die Bruttoumlauferhöhung gleich hinter der Nettoerhöhung ist, insbesondere dann, wenn die Ausstattung tilgungsfreie Zeiten vorsieht. Dazu kommt, daß sich der Absatz von Anleihen auf den Ersterwerb während der Zeichnungsfristen konzentriert, ein Sekundärmarkt noch nicht besteht und daher der marktbereinigenden Wirkung von Tilgungskäufen große Bedeutung zukommt.

Da 1969 Anleihen im Ausmaß von 3,055 Milliarden Schilling getilgt werden, wird die Nettoumlauf-erhohung für 1969 bei einem Emissionsvolumen von 5 Milliarden 2 Milliarden Schilling betragen. Das bedeutet zwar eine Erhöhung gegenüber 1968 von rund 800 Millionen Schilling, aber die Hälfte der Nettoerhöhungen von 1965 und bloß zwei Drittel der Erhöhung von 1966 und 1967.

Zur Anleihe selbst meinte der Finanzminister, schon vor Weihnachten seien die technischen Einzelheiten t'.it gesamten Emissionsprogram-mes des Bundes mit den Experten des Kreditapparates ausführlich diskutiert worden. Man wollte ein möglichst differenziertes Programm für die verschiedenartigsten Anlagebedürfnisse des Käuferpublikuims. Das erste Ergebnis dieser Bemühungen ist die für Nominale 900 Millionen Schilling ausgelegte 6,5 Prozent Investitionsanleihe 1969, die wieder in zwei Ausstattungsvarianten angeboten wird: neu ist, daß die Aufteilung der beiden Tranchen offen gelassen wurde und dem Zeichnungsergebnis angepaßt wird. Als Variante A ist eine zehnjährige Tranche zu einem Emissionskurs von 97 Prozent vorgesehen. Diese Variante wurde in mehrfacher Hinsicht neu ausgestaltet. Für den institutionellen Anlieger — die Anleihe ist nicht steuerbegünstigt — handelt es sich um eine Emission, die ausschließlich durch Verlosung nach Ablauf von fünf Jahren getilgt wird. Die mittlere Behaltdauer liegt bei siebeneinhalb Jahren, die flnanz-mathematische Anlegefgesamtren-dite 7.25 Prozent p. a. Dem Bund wird jedoch das Recht eingeräumt, bis 50 Prozent des Emissionsbetrages in den ersten fünf Jahren der Laufzeit durch freihändigen Rückkauf zu Igen. Um eine verstärkte Marktpflege sicherzustellen, hat sich der Bund dem Syndikat gegenüber Verpflichtet, von seinem Recht bis zu einem Zehntel des Emissionsbetrages pro Jahr Gebrauch zu machen, wenn der Börsenkurs unter eine bestimmte Marke sinkt. In den ersten be.'-'sn Jahren ist diese Marke der Emissionskurs von 97 Prozent, später um je 1 Prozent ansteigend. Die Variante B, die ebenfalls zu einem Emissionspreis von 97 Prozent angeboten wird, präsentiert sich in einer Ausstattung, die auf den steuerbegünstigten . Erwerb nach 104 EStG 1967 ausgerichtet ist. Dadurch ist die fünfzehnjährige Laufzeit vorgegeben; Tilgung durch Anrechnung des freihändigen Rückkaufes ist aus dem gleichen Grund nicht vorgesehen. Die Effektivverzinsung wurde mit 7,15 Prozent etwas niederer angesetzt, da die Möglichkeit des steuerbegünstigten Erwerbes beachtliche Vorteile bringt. Auch die Variante B ist mit einem Tilgungsagio ausgestattet, das im jährl'ihen Anstieg etwas flacher verläuft eis für die vergleichbare Variante des Vorjahres.

Mit den vorliegenden Anleiheaus-stattumgen wurde der Versuch gemacht, ein differenziertes Programm einzuleiten. Die Schritte müssen naturgemäß vorsichtig getan werden. Wir sind der Auffassung, daß diese Emissionspolitik auch für den Aufbau des Sekundärmarkt s — wenn man cen Markt außerhalb des Erster vverbes so bezeichnen will — förderlich sein wird. Von der abnehmenden Nettobeanspruchung des Marktes und ihren wohltuenden Einflüssen wurde bereits gesprochen. Der Bund wird weiter bemüht sein, in Zusammenarbeit mit den anderen großen Emittenten, dem Kreditapparat und, der Wiener Wertpapierbörse, die punktuelle Anleil ewerbung durch eine Informationsvvarbung zu ergänzen, um die Aufnahmebereitschaft des Rentenmarktes und darüber hinaus wohl auch des gesamten Kapitalmarktes für die großen FinanziPTungsaufgaben dar Zukunft zu fördern und zu stärker.

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