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Länderbank gewann Bilanzrun

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„Wir wollen keineswegs einem Zahlenfetischismus in der Kreditwirtschaft das Wort reden“, hatte im Vorjahr, anläßlich der Bilanzpressekonferenz der Girozentrale, deren Generaldirektor Dr. Josef Tauss erklärt Im heurigen Jahr aber war keineswegs mehr ein Kult um diesen Zahlenfetischismus zu verspüren. Um der Konkurrenz zu beweisen, wie weit man bereits rationalisiert habe, und um den Kunden vor Augen zu fuhren, wie weit die Computertechnik auch im Institut seines Vertrauens Platz gegriffen habe, erscheinen nämlich heuer die Geschäftsberichte der Geldinstitute um Wochen und Monate früher als in den vergangenen Jahren. Sogar die verstaatlichten Großbanken haben diesmal mit ihrer langbefolgten Regel gebrochen, und so kam die Länderbank erstmals um zehn Tage vor der Creditanstalt und nicht, wie bisher, einen Tag nach ihr mit den Jahresabschlußziffern in die Zeitungen. Der Jahresabschluß 1969 der österreichischen Länderbank A. G. zeigt im übrigen, ebenso wie auch die Geschäftsergebnisse anderer Banken und Geldinstitute, ein kaum je zuvor dagewesenes Rekordergebnis. So war allein eine Umsatzsteigerung bei der österreichischen Länderbank auf 946 Milliarden Schilling festzustellen, und gegenüber dem Vorjahr nahm der Schillingumsatz im Institut am Hof um 14,6 Prozent oder 120 Milliarden Schilling zu. Die Bilanzsumme stieg im abgelaufenen Jahr sogar um 16,7 Prozent von 16,2 Milliarden Schilling auf 18,9 Milliarden Schilling.

Auch bei der österreichischen Länderbank zeigt sich ein stärkerer Trend von der Großklientel zur Hereinnahme von Einzelsparkunden, denn die Spareinlagen stiegen auch bei diesem Institut um 13 Prozent, wofür man am Hof das gute Welt-spartagsergebnds ebenso wie die Hochkonjunktur verantwortlich macht. Diese Geschäftsausweitung zeigt sich naturgemäß auch beim Eidlagenzugang. So erhöhten sich die Gesamteinlagen um 2,6 Milliarden Schilling auf 16,9 Milliarden Schilling. An dieser Zunahme hatte auch die Fremdwährungsverpflichtung einen Anteil von 1,2 Milliarden Schilling.

Die Gesamtliquidität des Instituts war durch die stärkere wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung gegen Ende 1969 mit 56,8 Prozent höher als Ende 1968, als sie bei 53,2 Prozent lag. Die Barliquidität wurde mit 13,9 Prozent errechnet, während sie 1968 bei 15,7 Prozent lag. Auch auf der Aktiv-Seite ist die Länderbank mit der Geschäftsentwicklung zufrieden. Die Bar- und Wechselkredite nahmen 1969 um 1 Milliarde 890 Millionen Schilling zu und erreichten 11,6 Milliarden Schilling. Die Zunahme des Kreditgeschäftes, so erklärte Generaldirektor Dr. Ockermüller, stand im Zusammenhang mit der Belebung der wirtschaftlichen Entwicklung in Österreich, mit dem Ansteigen des Außenhandels und mit der Inan-

spruchnahmen von Krediten in Verbindung mit der Währungsunsicherheit in anderen Ländern. Kaum gesteigert konnten dagegen die mit viel Publicity im Jahre 1968 gestarteten Kleinkredite werden. Privat-Kleinkredite hafteten nahezu unverändert mit 112 Millionen Schilling gegenüber 115 Millionen im Vorjahr aus.

Die vorjährigen überdurchschnittlichen Umsätze beim Börsengeschäft konnten um 1,9 Prozent sogar noch überschritten werden. Die Kosten für Dienstleistungen stiegen im vergangenen Jahr erneut an, doch konnte die Länderbank auch tatsächlich ihre Dienstleistungen wesentlich verbessern. So verzeichnet sie bei den Kontokorrentumsätzen eine Steigerung um 17 Prozent, bei den Buchungsposten ein Ansteigen um 8,9 Prozent, bei Konten und Depots um 6,8 Prozent und bei Kassa-Ein- und -Auszahlungen um 11,4 Prozent. Daß die Anzahl der bearbeiteten Schecks um 19 Prozent anstieg, führt man auf die zunehmende Beliebtheit der Scheckkarte und des Schecks als Zahlungsmittel zurück.

Trotz dieser stark gestiegenen Dienstleistungen ist jedoch, so betont man, bei gleichzeitig auch sonst ansteigendem und wesentlich vergrößertem Geschäftsumfang der Geschäftsbetrieb mit einer Zunahme um nur 2,9 Prozent bei den Angestellten — das sind 62 neue Mitarbeiter — bewältigt worden. Der Personalstand der Länderbank und ihrer Filialen in Wien und den Bundesländern ist inzwischen bei 2227 Mitarbeitern angelangt. Die Personal- und Sozialaufwendungen nahmen.! daher t auch im abgelaufenen Jahr um 22,8 Millionen Schilling zu. Den Gesamtgewinn für das Jahr 1969 konnte man ebenfalls um ein Viertel steigern, und 100 Millionen Schilling wurden als Gewinn für

1969 ausgewiesen. An die Aktionäre wird man eine Dividende von 8 Prozent und einen Bonus von 2 Prozent zur Auszahlung bringen.

Mit dem Anfang der siebziger Jahr zufrieden

Auch mit dem Anfang des Jahres

1970 ist man bei der Länderbank zufrieden. Etwas bremsend meint man: „Für das Jahr 1970 wird man mit einer Abschwächung der internationalen Konjunktur, nicht aber mit einer Rezession rechnen müssen.“ Daß der Österreicher nach wie vor mehr auf konservative Sparformen denn auf Sparen in Wertpapieren gedrillt ist, glaubt man daran zu erkennen, daß auch der Aktienmarkt im Großteil des Vorjahres vom Konjunkturaufschwung relativ unbeeinflußt blieb, ja daß sogar im ersten Halbjahr 1969 ein weiterer Kursrückgang festgestellt wurde. Trotzdem will man bei der Länderbank dem Sparen auf einer breiteren Basis als der des Sparbuches gerade in den siebziger Jahren größere Aufmerksamkeit als bisher zuwenden.

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