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Programmierte Sparer

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Auch Herr Österreicher denkt langsam daran, sein Geld gewinnbringender als auf dem mit dreieinhalb Prozent verzinsten Sparbuch anzulegen. Das ging aus einer vom Finanzministerium beauftragten Meinungsumfrage, die im Herbst 1966 vom Institut Dr. Fessl durchgeführt wurde, hervor. Aus dieser Studie glaubten die beiden großen verstaatlichten Banken, die Creditanstalt Bankverein A.G. und die österreichische Länderbank entnehmen zu können, daß es beim österreichischen Publikum usuell wird, ein Zweitkonto — neben dem Sparbuch bei den Sparkassen, Raiffeisenkassen und Volksbanken — bei einer österreichischen Großbank zu haben.

So trat im Sommer dieses Jahres die österreichische Länderbank mit einem Sparprogramm unter der Devise „Zielsparen mit der Länderbank“ vor das breite Publikum. Nur wenige Wochen später warb die Konkurrenz auš der Schottengasse in Wien mit „Programmsparen bei der f"Greditäfi&'taiM ' Ä

Als erste hatte mit einem derartigen programmierten Sparen bereits die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien im Vorjahr unter der Devise „Z-Service“ geworben. Jedoch hört man, daß diese Aktion der Zentralsparkasse zu kostspielig gekommen sein soll. Die verstaatlichten Banken glaubten nunmehr ebenfalls, nachdem sie den Geldbedarf nicht mehr aus den Einlagen der Großkunden decken konnten, stärkere Bemühungen um den Einzeikunden, den Mittelständler und Arbeitnehmer machen zu müssen.

So führte die österreichische Länderbank auf Grund einer internen Programmsparstudie das Zielsparen ein. Eigens geschulte Fachkräfte des Institutes sollen jedem Kunden auf Grund seiner individuellen Möglichkeiten und Wünsche über das Sparbuch hinaus ein geeignetes Einlagenprogramm erstellen. Die Länderbank dazu; „Es ist dies eine Art Aufbausparen, eigentlich gibt es nichts Neues darin, wir schöpfen nur alle vorhandenen Sparmöglichkeiten voll aus.“ Denn bisher, das gibt man in der Länderbank selbst zu, war es unmöglich, jeden Einzelkunden über die diversesten Anlagenmöglichkeiten entsprechend detailiert zu beraten. Hat der Sparer nun eine gewisse Summe erreicht, wird automatisch, wenn dies im Antragsformular angegeben ist, auf Wertpapiere mit höherer Rendite umgebucht.

Die CA folgte nur wenige Wochen danach mit ihrem „Programmsparen“, wobei der Sparer allerdings zum Unterschied von der Länderbank mindestens 200 Schilling im Monat einzahlen muß. CA-Meinung dazu: „Das ist eine sehr geringe Rate, die meisten zahlen 2000 und 3000 Schilling ein.“ Für diese Mußmindestsparrate erhält der programmierte Sparer allerdings nach Erreichung seines Sparzieles zum Unterschied von der Länderbank einen Anschlußkredit bis zur dreifachen Höhe des Kapitals, wobei bei

Wohnraumbeschaffung die Laufzeit und die Kredithöhe noch entsprechend erhöht werden kann. In der Länderbank meint man: „Bei uns kann jeder Kunde, der länger bei uns spart, einen entsprechenden Kredit haben. Wir brauchen einen solchen Anschlußkredit nicht, er wäre eine Diskriminierung unserer anderen Kunden.“

Neue Spartypen

Neben der Form des Programmsparens, das im Grund nichts anderes ist als ein Sparen mit einjährig gebundenen Geldern bis zu 4% Prozent Verzinsung, wie man es bisher bereits auf jedem Sparkonto praktizieren konnte, führte die CA noch zwei weitere Sparformen ein:

ein Wertpapiersparen, wo mit kleinsten Beträgen, wie bei Invest- mentfonds Bruchte&le von Aktienanleihen oder Pfandbriefe mit dem hohen Gewinn dieser Papiere erworben werden können

• und den Erwerb von Wertpapieren

auf Raten (Ratenzeichnung). „Etwas absolut einmaliges bei uns“ erklärte Creditanstalt-Direktor Dobrowolny dazu.

Bei beiden verstaatlichten Banken will man mit diesen Sparformen erreichen, daß der kleine Sparer auch Wertpapiere und Anleihen kauft Denn größtenteils mußten die Banken aus ihren Kassen die Anleihen abdecken.

Wenn man sich bei den Großbanken nunmehr stärker dem Einzelsparer zuwendet so erklärt man dies in der CA wie in der Länderbank mit

der Tatsache: Wir müssen endlich mit den Sparkassen gleichziehen, die sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zum Typus der Universalbank entwickelt haben und auf diese Weise in Geschäftszweige der Großbanken eingedrungen waren.

Erstmals kann man bei der CA aber auch im Rahmen des Programm- und Wertpapiersparens Aktienstücke ansparen und erwerben. Am Sparberatungsschalter der CA erfährt man, daß hierfür vorerst Aktien der Fa. Reininghaus, Gösser, Felten und anderer Großunternehmungen zur Verfügung stehen.

Mit den Aktionen der Länderbank und der CA beginnt man in Österreich gerade in einer Zeit mit dem programmierten Sparen, da in Deutschland dagegen bereits echte Bedenken wegen der verwirrenden Vielfalt laut werden. In Österreich gibt man sich dagegen noch optimistisch. Der Normalsparer hat bisher erst einen Bruchteil der Möglichkeiten, sein Geld anzulegen, ausgenützt, meint ma.i

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